Halsschmerzen – nicht nur bei Erkältung
Halsschmerzen können eine Vielzahl von Ursachen haben. Stehen Kunden in der Apotheke und klagen darüber, heißt es daher genau Nachfragen.
Wenn die Mandeln schmerzen: Tonsillitis
Unter anderem sollte nach der Lokalisation der Beschwerden gefragt werden. Abhängig davon unterscheidet man zwischen eine Laryngitis, einer Pharyngitis und einer Tonsillitis. Letztere wird auch als akute Mandelentzündung bezeichnet. Die Mandeln (Tonsillen) sind Teil des lymphatischen Rachenrings und gehören zum Immunsystem. Entzündungen der Mandeln sind häufig zunächst viral bedingt, z. B. durch Erkältungsviren. In diesem Fall sind die Mandeln gerötet und geschwollen und bereiten Schluckbeschwerden. Die Therapie kann mit Selbstmedikationsarzneimitteln erfolgen. Neben der Schmerzlinderung sollte dabei auch die Regeneration der entzündeten Schleimhäute im Fokus stehen.
Zeigen sich fleckenartige weißlich-gelbliche Beläge auf den Rachenmandeln, deutet das auf eine bakterielle Infektion hin. Sie kann isoliert auftreten, ist häufiger jedoch eine Folge einer viralen Infektion. Patienten klagen über starke Halsschmerzen und Schluckbeschwerden sowie Schmerzen, die zum Ohr hin ausstrahlen. Auch ist Fieber typisch für eine bakterielle Tonsillitis. Sie ist ein Fall für den Arzt, da die Gefahr der Ausstreuung auf andere Organe besteht.
Pharyngitis: Viren und Bakterien als Auslöser
Beim Rachen (Pharynx) handelt es sich um einen etwa 13 Zentimeter langen, muskulösen Schlauch. Er führt vom hinteren Teil des Mundes und der Nase über den Hals bis zum Kehlkopf und zur Luftröhre und transportiert Luft, Nahrung und Flüssigkeit. Erstes Anzeichen einer akuten Pharyngitis oder Rachenentzündung ist eine gerötete Rachenschleimhaut und ein Kratzen im Hals. Mögliche Symptome sind zudem Schluckbeschwerden, Husten und Mundgeruch.
Wie bei der Tonsillitis gilt auch für die Pharyngitis, dass sie meist durch Erkältungsviren ausgelöst wird – und dass bakterielle Superinfektionen möglich sind. Meist sind Streptokokken dann mit im Spiel und es kommt zur Angina. Sind die Seitenstränge der hinteren Rachenwand betroffen, spricht man von einer Seitenstrang-Angina. Für die Behandlung der Pharyngitis gelten die gleichen Regeln wie für die Tonsillitis. Virale Infektionen sind in der Regel ein Fall für die Selbstmedikation, bakterielle einer für den Arzt.
Laryngitis: Trockene Luft und Überanstrengung
Am unteren Ende des Rachens befindet sich der aus neun Knorpeln bestehende Kehlkopf (Larynx). Er verbindet den Rachen mit der Luftröhre und dient vor allem der Atmung und der Stimmbildung. Wie die Mandeln und der Rachen kann auch der Kehlkopf (und die Stimmbänder) bei einer viralen Atemwegsinfektion in Mitleidenschaft gezogen werden. Typische Beschwerden einer Kehlkopfentzündung (Laryngitis) sind Kratzen im Hals und Heiserkeit bis hin zum völligen Stimmverlust. Neben Viren kommen für die Laryngitis auch trockene Heizungsluft, Rauchen und eine übermäßige Beanspruchung der Stimme infrage.
Hat ein Kunde entsprechende Beschwerden, zeigt aber ansonsten keine Anzeichen einer viralen Atemwegsinfektion, sollte in diese Richtung gefragt werden. Besonders häufig betroffen sind Menschen mit einem sogenannten Sprechberuf wie Lehrer, Moderatoren, Sänger – und nicht zuletzt auch Apothekenmitarbeiter, die den ganzen Tag über beratend tätig sind. Wichtige Tipps für sie sind ausreichend Trinken, um die Schleimhäute in Mund und Rachen feucht zu halten, das Lutschen von Lutschpastillen und die Stimme schonen. Wichtig: Flüstern ist keine Stimmschonung!
Kinderkrankheiten, die den Hals belasten
Zwei vorwiegend bei Kindern auftretende Halsschmerzursachen sind Scharlach und das Pfeiffersche Drüsenfieber. Scharlach wird durch Streptokokken bzw. durch ein von den Bakterien abgesondertes Toxin ausgelöst. Zu den typischen Symptomen gehören neben Halsschmerzen hohes Fieber sowie geschwollene, weißlich belegte Mandeln. Auffällig ist der oft tiefrote Gaumen und die glänzend rote Zunge, die man als „Himbeer- oder Erdbeerzunge" bezeichnet, dazu kommt ein charakteristischer Hautausschlag. Scharlach muss ärztlich abgeklärt und mit einem Antibiotikum behandelt werden, auch um Folgeschäden zu verhindern.
Das Pfeiffersche Drüsenfieber wird durch das Epstein-Barr-Virus ausgelöst. In vielen Fällen erfolgt die Infektion symptomlos, häufig im Alter zwischen vier und 15 Jahren. Bricht das Pfeiffersche Drüsenfieber aus, geht es mit den typischen Symptomen einer akuten Mandelentzündung einher, also Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Fieber, Appetitlosigkeit und geschwollenen Lymphknoten. Da eine kausale Therapie nicht existiert, wird symptomatisch therapiert. Im Fall der Halsschmerzen mit Lokalanästhetika und NSAR. Körperliche Schonung und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sind wichtig, unterstützen kann man die Befeuchtung der Schleimhäute mit Lutschpastillen. Lokalanästhetika und NSAR. Besteht der Verdacht einer bakteriellen Superinfektion, ist ein Arztbesuch zwingend.
Auch an Allergien denken
Nicht zuletzt sollte bei Halskratzen oder -schmerzen, für die keine anderweitige Ursache plausibel erscheint, das Thema Allergie nicht vergessen werden. Ein Allergie-Test beim HNO-Arzt gibt dann Aufschluss.