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Kommentar zum Maßnahmenplan für den Bürokratieabbau
9 Millionen statt über 2,5 Milliarden Euro
Die Apothekenpläne von Gesundheitsminister Lauterbach stammen aus einem Maßnahmenkatalog zum Bürokratieabbau im Gesundheitswesen. Damit sollen die Apotheken 9 Millionen Euro pro Jahr sparen. Doch mit diesem Betrag macht das Ministerium selbst deutlich, dass die Probleme der Apotheken so nicht gelöst werden können, argumentiert DAZ-Redakteur Dr. Thomas Müller-Bohn in einem Kommentar.
Nun wurde ein „Eckpunktepapier zum Bürokratieabbau im Gesundheitswesen“ aus dem Bundesgesundheitsministerium bekannt. Die Pläne, die Bundesgesundheitsminister Lauterbach beim Deutschen Apothekertag als Teil einer großen Apothekenreform präsentiert hat, finden sich dort als Punkte 32 bis 35 eines Maßnahmenpaketes. Die Erläuterungen des Ministeriums in einer kleingedruckten Tabelle zum Entbürokratisierungspotenzial sind entlarvend. Das betrifft vor allem die Summe. Das Ministerium nennt bezifferbare Gesamteinsparungen der Apotheken von jährlich 9 Millionen Euro. Wie könnte deutlicher werden, dass diese Maßnahmen das Thema verfehlen?
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Die Apotheken haben rund 20 Jahre Nachholbedarf bei der Honorierung. Seit der vorigen Änderung des Festzuschlags sind es immerhin 10 Jahre. Die ABDA fordert gut 2,5 Milliarden Euro mehr. Auch wenn Lauterbach noch Maßnahmen beim Honorar angekündigt hat, was meint er bei einem solchen Bedarf mit 9 Millionen Euro ausrichten zu können? Deutlicher als mit diesen Zahlen lässt sich nicht beschreiben, wie weit der Minister und die Apotheken auseinander liegen.
Hilfe besonders für neue Filialen
Außerdem steht in dem Eckpunktepapier ganz deutlich, was die Apotheker seit Bekanntwerden der Pläne kritisieren - nämlich, dass die verminderten Anforderungen an „Apotheken light“ insbesondere bei Neugründungen helfen würden. Apotheken mit vorhandener Ausstattung hätten hingegen kaum etwas davon. Das Ministerium rechnet mit 20.000 Euro einmaliger Einsparung bei einer Neugründung und 1.500 Euro jährlich bei bestehenden Filialen, die ihre Rezeptur in der Hauptapotheke zentralisieren. Bei dieser Rechnung ergeben sich 2 Millionen Euro Einsparungen durch jährlich 100 Neugründungen und jährlich 7 Millionen Euro Einsparungen in 4.700 bestehenden Filialen.
Jährlich 100 neue „Apotheken light“ erwartet
Besonders spannend ist die Annahme, dass jährlich etwa 100 neue Filialen als „Apotheken light“ erwartet werden. Da es hier nur um Bürokratieabbau geht und von den wirtschaftlichen Problemen der Apotheken keine Rede ist, soll das dann wohl der positive Beitrag für die Versorgung sein. Die erste Frage dazu ist: Woher kommt diese Annahme? Die Zahl ist einfach aus der Luft gegriffen.
Die zweite Frage dazu ist: Was soll das bringen? Selbst wenn man die Zahl einfach mal annimmt und alle neuen Probleme ignoriert, die durch „Apotheken light“ auf die vorhandenen Apotheken und die Patienten zukämen, würde das die bestehenden Probleme nicht lösen. Denn die angenommenen 100 neuen Filialen pro Jahr müssten die Schließungen kompensieren, deren Zahl gerade aus dem Ruder läuft.
Schon seit Jahren sinkt die Apothekenzahl jährlich um etwa 300, 2022 sank sie um 393, und für dieses Jahr wird ein Rückgang um 600 befürchtet. Das größte Problem dabei ist die mittlerweile entstandene Dynamik in diesem Rückgang. Dagegen könnten 100 neue „Apotheken light“ pro Jahr nichts ausrichten. Das wäre keine Verbesserung der Versorgung, sondern hier zeigt sich schon aus den Annahmen des Ministeriums, dass es nur um Mangelverwaltung geht. Das ergibt sich auch aus den anderen Punkten, bei denen die Einsparungen nicht quantifiziert werden. Dies sind die Vertretungsmöglichkeiten durch PTA in „Apotheken light“ und die Flexibilisierung der Öffnungszeiten.
Wo bleibt die Stärkung der Apotheken?
Dies alles wären Leistungskürzungen, die unter der positiven Überschrift „Bürokratieabbau“ versteckt werden. Doch von wirklichem Bürokratieabbau, beispielsweise bei den Regeln der GKV, ist in den Plänen keine Rede.
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Als wesentliche Erkenntnis für die Apotheken ergibt sich damit: Sogar das Bundesgesundheitsministerium sieht die angedachten Maßnahmen nur als kleines 9-Millionen-Projekt im milliardenschweren Gesundheitswesen. Damit sollte sich auch für das Ministerium die Frage stellen: Wo bleiben die Maßnahmen zur Stärkung der Apotheken? Diese Pläne stehen aus. Es gibt noch viel zu tun.
3 Kommentare
9 Mio statt 2,5 Millarden
von Martin Heineke am 09.11.2023 um 9:12 Uhr
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Ein Eingeständnis der eigenen Inkompetenz...
von Roman Mayer am 09.11.2023 um 8:50 Uhr
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von Tobias Kast am 09.11.2023 um 7:25 Uhr
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