Gepotidacin überzeugt in Phase III

First-in-class-Antibiotikum erfolgreich gegen Harnwegsinfektionen und Gonorrhö getestet

Stuttgart - 05.03.2024, 09:15 Uhr

Das Antibiotikum Gepotidacin wurde bei Harnwegsinfektionen und Gonorrhö getestet. (Aleksandr Rybalko/AdbeStock)

Das Antibiotikum Gepotidacin wurde bei Harnwegsinfektionen und Gonorrhö getestet. (Aleksandr Rybalko/AdbeStock)


Antibiotikaresistenzen erschweren die Therapie von bakteriellen Infektionen zunehmend. Vielversprechende Phase-III-Ergebnisse lassen nun hoffen, dass es künftig mit dem Triazaacenaphthylen-Antibiotikum Gepotidacin eine neue orale Option gegen unkomplizierte Harnwegsinfektionen und Gonorrhö geben könnte.

Resistenzen, aber auch Kontraindikationen, geringe Verfügbarkeit oder Wirksamkeit schränken die therapeutischen Optionen gegen bakterielle Infektionen ein [1]. Neue Wirkstoffe werden daher dringend benötigt. In einem Phase-III-Studienprogramm untersucht das Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline (GSK) ein neues First-in-Class-Antibiotikum gegen unkomplizierte urogenitale Gonorrhö (EAGLE-1) sowie gegen unkomplizierte Harnwegsinfektionen (EAGLE-2 und -3). Das Triazaacenaphthylen-Antibiotikum Gepotidacin wirkt bakterizid, indem es zwei Typ-II-Topoisomerase Enzyme (DNA-Gyrase und Topoisomerase IV) und damit die DNA Replikation von Bakterien hemmt.

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In der Studie EAGLE-1 wurde Gepotidacin p.o. versus Ceftriaxon i.m. plus Azithromycin p.o. bei etwa 600 Erwachsenen getestet, die an einer durch Neisseria gonorrhoeae ausgelösten unkomplizierten Gonorrhö litten. Der primäre Endpunkt – die Nichtunterlegenheit von Gepotidacin bezüglich der Wirksamkeit – wurde dabei erreicht, wie GSK in einer Pressemeldung am 26. Februar 2024 bekannt gab [2].  
 

Im Fachjournal „The Lancet“ wurden unterdessen die Ergebnisse der randomisierten doppelblinden Nichtunterlegenheitsstudien EAGLE-2 und -3 publiziert [1]. Eingeschlossen wurden darin insgesamt mehr als 3000 Frauen ab zwölf Jahren mit mindestens zwei Symptomen einer Harnwegsinfektion wie Dysurie oder Unterleibsschmerzen. Sie erhielten peroral für jeweils fünf Tage (1:1) entweder zweimal täglich 1500 mg Gepotidacin oder zweimal täglich 100 mg Nitrofurantoin. Aufgrund der Wirksamkeit konnten beide Studien nach einer Interimsanalyse vorzeitig beendet werden. Ein Therapieerfolg wurde bei 50,6% bzw. 58,5% der Patientinnen in den Gepotidacin-Gruppen erreicht sowie bei 47,0% bzw. 43,6% Teilnehmerinnen, die Nitrofurantoin erhalten hatten. In beiden Studien konnte die Nichtunterlegenheit von Gepotidacin, in EAGLE-3 auch die Überlegenheit gegenüber Nitrofurantoin, gezeigt werden. Die häufigste Nebenwirkung des neuen Wirkstoffs war Diarrhö. 


In der Zeitschrift „Biospektrum“ ordnete der Apotheker und Toxikologe, Prof. Dr. Henning Hintzsche, den neuen Wirkstoff ein. Durch den dualen Wirkmechanismus sei es zu erwarten, dass Resistenzen nicht so schnell entstehen wie bei anderen Verbindungen. „Ob sich dies dann in der Praxis als relevant erweist, wird erst im Zuge der breiten Anwendung feststellbar sein“, meint Hintzsche [3]. 

Literatur
[1]  Wagenlehner F et al. Oral gepotidacin versus nitrofurantoin in patients with uncomplicated urinary tract infection (EAGLE-2 and EAGLE-3): two randomised, controlled, double-blind, double-dummy, phase 3, non-inferiority trials. Lancet 2024;403: 741–755, doi: 10.1016/S0140-6736(23)02196-7
[2]  GSK announces positive headline results from EAGLE-1 phase III trial for gepotidacin in uncomplicated urogenital gonorrhoea (GC). Pressemeldung GlaxoSmithKline, 26. Februar 2024
[3]  Hintzsche H. Gepotidacin: Ein neues Antibiotikum mit dualem Wirkmechanismus. Biospektrum 2024;30:79, doi: 10.1007/s12268-024-2125-x


Desiree Aberle, Apothekerin, Redakteurin DAZ
redaktion@daz.online


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