Nachhaltige Ernährung

Überarbeitete Ernährungsempfehlungen der DGE erschienen

Stuttgart - 07.03.2024, 17:50 Uhr

Die DGE empfiehlt eine pflanzenbasierte Ernährung. (Foto: Alexander Raths / AdobeStock)

Die DGE empfiehlt eine pflanzenbasierte Ernährung. (Foto: Alexander Raths / AdobeStock)


Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) hat ihre lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen überarbeitet. Neben den ernährungsphysiologischen Aspekten werden nun auch Nachhaltigkeit, Umweltbelastung sowie die in Deutschland üblichen Verzehrgewohnheiten mitberücksichtigt. Pflanzliche Lebensmittel stehen im Mittelpunkt der neuen Empfehlungen. 

„Wenn wir uns gesund ernähren und gleichzeitig die Umwelt schonen wollen, müssen wir unsere Ernährung jetzt ändern“, appelliert Prof. Dr. Bernhard Watzl, DGE-Präsident und Leiter der DGE-Arbeitsgruppe „Lebensmittelbezogene Ernährungsempfehlungen“ der DGE. Der Verein hat seine Empfehlungen aktualisiert und berücksichtigt neben gesundheitlichen nun auch Umweltaspekte sowie Nachhaltigkeitsfaktoren und die hierzulande üblichen Verzehrgewohnheiten. Dazu wurde ein mathematisches Optimierungsmodell neu entwickelt, das mehrere Zieldimensionen gleichzeitig mit einbezieht. Eine adäquate Energiezufuhr und Nährstoffversorgung bilden weiterhin die Basis für eine gesundheitsfördernde Ernährung. 

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Ein weiteres Ziel soll sein, weniger Lebensmittelgruppen zu verzehren, die mit der Entstehung von Krankheiten verbunden sein können. „Das neue Optimierungsmodell kann gleichzeitig mehrere Dimensionen der Umwelt wie Treibhausgasemissionen und Landnutzung bei der Berechnung der Mengen zum Lebensmittelverzehr berücksichtigen“, erläutert Anne Carolin Schäfer, Ernährungswissenschaftlerin im DGE-Referat Wissenschaft, die das Modell mitentwickelt hat [1].

Die neuen Ernährungsempfehlungen

Pflanzliche Lebensmittel sollten in unserer Ernährung eine größere Rolle spielen – so lassen sich die aktualisierten lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen der DGE auf den Punkt bringen.

„Wer sich überwiegend von Obst und Gemüse, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten, Nüssen und pflanzlichen Ölen ernährt, schützt nicht nur seine Gesundheit. Eine pflanzenbetonte Ernährung schont auch die Umwelt“, fasst Prof. Dr. Bernhard Watzl zusammen. Die Produktion von tierischen Lebensmitteln wie Fleisch und Milchprodukten belaste die Umwelt hingegen stärker und ein hoher Fleischverzehr ist mit einem höheren Risiko für bestimmte Erkrankungen assoziiert [1, 2].

Die drei-Viertel / ein-Viertel-Regel

Eine gesundheitsfördernde und ökologisch nachhaltigere Ernährungsweise besteht zu mehr als drei Vierteln aus pflanzlichen und zu knapp einem Viertel aus tierischen Lebensmitteln. Der Anteil tierischer Lebensmittel fällt damit geringer aus als in der bisherigen Empfehlung: Täglich können zwei Portionen Milch und Milchprodukte verzehrt werden, eine Portion weniger als bei den vorherigen Empfehlungen. Wöchentlich sollten, wenn Fleisch und Wurst gegessen werden, maximal 300 g davon auf dem Teller landen (in der vorigen Empfehlung waren es maximal 600 g wöchentlich für Personen mit hohem Kalorienbedarf). In der neuen Empfehlung soll maximal ein Ei pro Woche verzehrt werden (z. B. als Rührei), in den bisherigen Empfehlungen waren es bis zu drei. Beim Fisch bleibt es bei ein bis zwei Portionen wöchentlich.

Pflanzliche Lebensmittel werden in der überarbeiteten Empfehlung mehr betont: Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen, Linsen sowie Nüsse werden mit einer eigenen Empfehlung stärker hervorgehoben. Sie sollten einmal in der Woche gegessen werden und Nüsse jeden Tag eine kleine Handvoll. Seither waren die beiden Lebensmittelgruppen bei den Empfehlungen zu Obst und Gemüse integriert. Die Empfehlung, fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag zu essen, bleibt bestehen. Die bisherige Aufteilung, drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst zu verzehren, wurde aufgehoben. Auch weiterhin gilt: Süßes, Salziges und Fettiges sollten so selten wie möglich auf dem Speiseplan auftauchen. Seither hieß es maximal acht Energie% [1, 3].

Vieles bleibt beim Alten

Bei Getreideprodukten wie Brot, Nudeln, Reis und Mehl ist die Vollkornvariante zu bevorzugen. Ferner sollten pflanzliche Öle verwendet werden. An diesen beiden Empfehlungen und auch an der Empfehlung, jede Woche ein- bis zweimal Fisch zu verzehren, hat sich nichts geändert. 

Mit Zucker gesüßte und alkoholische Getränke sind nicht empfehlenswert. Ungesüßter Tee oder Leitungswasser sollten hingegen reichlich getrunken werden, mindestens 1,5 Liter täglich.

Die neuen lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen bestehen aus den allgemeinen DGE-Empfehlungen, die die bisherigen „10 Regeln der DGE“ ablösen, und dem DGE-Ernährungskreis. Die Empfehlungen (s. Tab.) gelten für gesunde Erwachsene im Alter von 18 bis 65 Jahren, die sich mit einer Mischkost, inklusive Fleisch und Fisch, ernähren [1, 3]. 

Tab. die Empfehlungen der DGE auf einen Blick (modifiziert nach [4]):

Le­bens­mit­tel­grup­pePor­tio­nen in gBe­zeich­nungPor­tio­nenZeitbezug
Obst und Gemü­se110Por­tion5täg­lich
Säf­te200Glas1wöch­en­tlich
Hül­sen­früch­te1125Por­tion (frisch1)1wöch­en­tlich
Nüs­se und Sa­men25Por­tion1täglich
Kartoffeln250Por­tion1wöch­en­tlich
Ge­trei­de, Brot, Nu­deln2
da­von mind. 1/3 Voll­korn
60Por­tion5täg­lich
Pflanz­lich­e Ö­le10Ess­löf­fel1täg­lich
But­ter und Mar­ga­ri­ne10Ess­löf­fel1täg­lich
Milch und Milch­pro­duk­te3250Por­tion2täg­lich
Fisch4120Por­tion1 bis 2wöch­en­tlich
Fleisch (Rind, Schwein, Geflügel)4120Por­tion1 bis 2wöch­en­tlich
Wurst30Schei­be2wöch­en­tlich
Ei­er60Stück1wöch­en­tlich

Orientierungswerte für gesunde Erwachsene (zwischen 18 und 65 Jahren) mit einem Energiebedarf von ca. 2.000 kcal pro Tag, die sowohl pflanzliche als auch tierische Lebensmittel essen (Mischkost)

1: Für die Umrechnung von getrockneten Hülsenfrüchten in frische, beispielsweise aus der Dose, den Faktor 1,8 verwenden
2: Eine Scheibe Brot bzw. eine Portion Getreideflocken entspricht 60 g, eine Portion Nudeln oder Reis wiegen ungekocht 120 g
3: 250 g Milch beziehen sich auf den Verzehr von Milch im Glas. Eine Portion entspricht beispielsweise entweder ein Glas Milch (250 g), einer Scheibe Käse (30 g) oder einem Joghurt (150 g).
4: Die Berechnungen für Mischkost berücksichtigen sowohl Fleisch als auch Fisch. Die Angabe ein bis zwei Portionen bei Fisch und Fleisch bezieht jeweils die andere Gruppe mit ein: Wer zwei Portionen Fisch pro Woche isst, kann noch eine Portion Fleisch essen bzw. wer eine Portion Fisch isst, zwei Portionen Fleisch


Juliane Russ, M.Sc., Volontärin


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