Warnung vor gefälschten Rezepten

AOK Nordost appelliert an Apotheken: Rezeptfälschungen melden!

Berlin - 07.05.2024, 15:30 Uhr

Die AOKen beklagen hohe Schäden für die Versichertengemeinschaft durch Rezeptfälschungen. (Foto: IMAGO / Political-Moments)

Die AOKen beklagen hohe Schäden für die Versichertengemeinschaft durch Rezeptfälschungen. (Foto: IMAGO / Political-Moments)


Gefälschte Arzneimittel-Papierrezepte werden zu einem wachsenden Kostenfaktor für die Krankenkassen. Besonders oft betroffen sind Mittel gegen Diabetes und Hepatitis. Apotheken sind angehalten, jedes Rezept sorgsam zu prüfen, andernfalls drohen Retaxierungen, mahnt jetzt die AOK Nordost.

Die AOK Nordost warnt am heutigen Dienstag in einer Pressemitteilung vor bundesweiten Fälschungen, insbesondere bei Mitteln gegen Übergewicht und Diabetes (Ozempic®, Trulicity®, Mounjaro®) und gegen Hepatitis (Pegasys®). In den vergangenen Wochen hatte auch der Hamburger Apothekerverein wiederholt vor derartigen Fälschungen gewarnt. Nun berichtet die AOK Nordost, dass in dieser Produktgruppe mindestens jedes zehnte Papierrezept im ersten Quartal 2024 gefälscht war. Bei den Rezepten für das Hepatitis-Mittel Pegasys® betrage die Fälschungsquote sogar 96 Prozent. Dadurch könne allein bei der AOK Nordost ein jährlicher Schaden in Millionenhöhe entstehen.

Retaxierung droht

Die Kasse bittet um eine sorgfältige Prüfung der Papier-Rezepte in den Apotheken, andernfalls könne es im Falle grober Fahrlässigkeit zu Retax-Forderungen kommen. Apotheken, denen Fälschungen auffallen, sollen sich umgehend an die Polizei wenden und auch die zuständigen Krankenkassen informieren.

Allerdings: „Im Normalfall“ gingen Fälschungen nicht zulasten der Apotheken, betont die AOK Nordost.

Wie kann man Fälschungen erkennen?

Nach Aussage der AOK Nordost, werden in den gefälschten Rezepten oft Diagnosen vermerkt, obwohl dies nicht vorgesehen ist. Zudem seien oft keine oder falsche Dosierungen angegeben. Ein weiteres Erkennungsmerkmal ist die große Distanz zwischen Wohnort und Arztpraxis der Kund:innen zum Standort der Apotheke. Zum Teil sind die Fälschungen auch an fehlerhaften Krankenversicherungsnummern zu erkennen. Auch die lebenslange Arztnummer kann fehlerhaft sein beziehungsweise nicht mit der Adresse im Arztstempel übereinstimmen.

Schäden durch Fehlverhalten im Gesundheitssystem

Auch andere Kassen registrieren hohe Verluste durch betrügerische Praktiken bei Arzneimittelrezepten. Bereits im April dieses Jahres hatte die AOK Rheinland/Hamburg in ihrem Bericht zum Fehlverhalten im Gesundheitswesen für den Zeitraum 2022/2023 einen Gesamtschaden von 4,87 Millionen Euro ermittelt. Davon machten Betrügereien bei Arznei- und Verbandsmitteln den größten Anteil des Schadens aus (3,46 Millionen Euro). Die AOK NordWest hatte Betrugsschäden in Höhe von 3,8 Millionen Euro für denselben Zeitraum aufgedeckt – auch hier machten Betrugsfälle im Zusammenhang mit Arzneimitteln den Hauptanteil aus (2,3 Millionen Euro).

Mit dem geplanten Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GSVG) sollen die Möglichkeiten zu Betrugsbekämpfung erweitert werden. Unter anderem soll der Datenaustausch zwischen Kranken- und Pflegekassen, Rentenversicherungsträgern, Jobcentern und Arbeitsagenturen ermöglicht werden, um im Verdachtsfall möglichen Täter:innen leichter auf die Spur zu kommen.


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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