Klimawandel und Infektionskrankheiten
Der Klimawandel beschert uns nicht lediglich Extremwetter und heiße Sommer mit vielen Freibadoptionen. Das wärmere Klima hierzulande erleichtert es auch manchen Erregern oder ihren Überträgern, sich hier wohlzufühlen, und verändert das Verhalten der Menschen, sodass sich die Kontaktwahrscheinlichkeit erhöht, zum Beispiel bei von Zecken übertragenen Borrelien und Flaviviren, die FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) verursachen. So könnten insbesondere mildere Winter zu einem früheren Beginn der Zeckenaktivität im Frühling führen, schreibt das RKI. Auch wurden 2019 erstmals West-Nil-Virus-Infektionen, welche durch Stechmücken übertragen werden, in Deutschland beim Menschen bekannt. „Wärmere und längere Sommer in Deutschland verlängerten möglicherweise die Übertragungssaison“, erklärt das Robert Koch-Institut [13]. Das Virus gelangte aus den Tropen über Zugvögel auch in Mittelmeergebiete und letztlich nach Deutschland und wurde auch in den letzten Sommer- und Herbstmonaten nachgewiesen [14]. Auch im Wasser verändert sich etwas: „Neben dem Erreger der Cholera (verursacht durch V. cholerae O:1 und seltener O:139), die in Deutschland ausschließlich als importierte Infektion vorkommt, nehmen Infektionen des Menschen durch Nicht-Cholera-Vibrionen in Deutschland und Europa stetig zu“, erklärt das RKI. Nicht-Cholera-Vibrionen könnten vor allem Wund-, Darm- und Ohrinfektionen auslösen und kämen als normale Flora in fast allen europäischen Meeren und Brackwassern, aber z. B. auch in Nordamerika vor. In Deutschland ist dem RKI zufolge vor allem die Ostsee betroffen, aber vereinzelt auch Binnengewässer mit hohen Keimzahlen vor allem, wenn im Sommer hohe Wassertemperaturen erreicht würden. Das RKI erklärt: „Die Häufigkeit des Auftretens dieser Infektionen ist klimasensitiv. In wärmeren und längeren Sommern ist mit höheren Fallzahlen an Infektionen zu rechnen, vor allem auch durch importierte Fälle von Reiserückkehrern aus dem europäischen Raum, aber auch dem Rest der Welt“ [13].
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