EU-Wahl

Gesundheit hat für Deutsche keine Priorität

Berlin - 13.05.2024, 10:45 Uhr

Die Wahlplakate mit den Slogans hängen schon. Aber über welche Themen wollen die Deutschen diskutieren? (Foto IMAGO / Rene Traut)

Die Wahlplakate mit den Slogans hängen schon. Aber über welche Themen wollen die Deutschen diskutieren? (Foto IMAGO / Rene Traut)


Am 9. Juni wird ein neues EU-Parlament gewählt. Spätestens seit der Pandemie ist das Thema der öffentlichen Gesundheit auf supranationaler Ebene etwas stärker in den Fokus gerückt. Aber wie wichtig ist den EU-Bürgern das Thema im Wahlkampf?

Die „Kernpositionen“ der ABDA zur Wahl des EU-Parlaments sind klar. Bereits im vergangenen Dezember veröffentlichte sie die Punkte, die für sei bei der Abstimmung am 9. Juni zählen. Es geht dabei unter anderem darum, Gesundheit als mitgliedstaatliche Kompetenz zu achten, eine verantwortungsbewusste Nutzung der Digitalisierung, die Novellierung des EU-Arzneimittelrechts, Sicherstellung der Verfügbarkeit von Arzneimitteln, Unabhängigkeit des Apothekers durch Erhalt der Freiberuflichkeit und die Sicherstellung von Patientenschutz und einer Arzneimitteltherapiesicherheit.

Aber mit welchen Erwartungen blicken die EU-Bürger und insbesondere die deutschen auf die Wahl? Und: Welche Bedeutung hat das Thema Gesundheit für sie? Anhaltspunkte findet man hierzu im Spezialbarometer einer Umfrage des EU-Parlaments – früher hieß sie „Parlameter“ – aus dem Frühjahr.

Daraus wird erst einmal deutlich, dass sich kurze Zeit vor der Wahl 70 Prozent der deutschen Wahlberechtigten für das Ereignis interessieren – im EU-Schnitt sind es nur 60 Prozent. 78 Prozent halten es für wahrscheinlich, dass sie wählen gehen, auch hier liegt Deutschland über dem EU-Schnitt (71 Prozent).

Wo hat Gesundheit Priorität?

Schaut man auf die Prioritäten der Wählerinnen und Wähler in der EU fällt auf: Das Thema „Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung“ brennt den meisten (33 Prozent) unter den Nägeln. In Deutschland sind es nur 29 Prozent. Die Frage nach dem öffentlichen Gesundheitswesen folgt im EU-Schnitt gleich mit 32 Prozent. Und in Deutschland? Hier sehen gerade mal 17 Prozent das Thema als eines, das vorrangig im Wahlkampf diskutiert werden sollte. Im Vergleich: In Griechenland sind es 56 Prozent, in Portugal 48 und in Irland 46 Prozent.

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Was wollen die Deutschen also im EU-Wahlkampf diskutiert wissen? Das Thema „Verteidigung und Sicherheit der EU“ steht mit 41 Prozent an der Spitze. Im Vergleich: In Dänemark sind es 56 Prozent, in Finnland 55 Prozent, auf der anderen Seite in Spanien nur 14 Prozent und in Malta und Irland nur 17 Prozent.

Worüber Deutschland diskutieren will

Die anderen Themen, über die die Deutschen im EU-Wahlkampf diskutieren wollen, sind „Demokratie und Rechtsstaatlichkeit“ (36 Prozent), „Die Zukunft Europas“ (35 Prozent) und „Migration und Asyl“ (34 Prozent). Wenig Interesse zeigt man hierzulande an Themen wie „Gleichstellung der Geschlechter, Inklusion und Vielfalt“ (6 Prozent) und „Humanitäre Hilfe und Entwicklungshilfe“ (7 Prozent).

Unterschiede bei Männern und Frauen, Jungen und Alten

In einer vom EU-Parlament veröffentlichten Auswertung wird auf soziodemografische Unterschiede beim Wahlverhalten hingewiesen. So priorisieren im EU-Schnitt Frauen gegenüber Männern sehr viel eher die Themen Armut (36 zu 30 Prozent) und Gesundheit (35 zu 28 Prozent). Männer hingegen sehen ein größeres Gewicht bei der Verteidigung (33 zu 28 Prozent).

Auffällig sind auch Unterschiede zwischen älteren Befragten (55 Jahre und älter) und jüngeren (15-24 Jahre). Ältere sehen Prioritäten bei Themen wie Gesundheit (34 Prozent zu 28 Prozent bei Jüngeren), Verteidigung (33 zu 26) und Terrorismus und organisiertes Verbrechen (22 zu 17).

Eine Frage der Bildung?

Mit Blick auf Bildung wird deutlich, dass Menschen, die bis zu ihrem 20. Lebensjahr oder länger eine Vollzeit-Bildungseinrichtung besucht haben im Gegensatz zu jenen, die dies bereits mit 15 oder jünger beendeten, Themen wie Klimawandel (34 Prozent zu 22 Prozent), Verteidigung (33 zu 24) und Einwanderung (27 zu 18) als wichtiges Thema sehen. Für jene, die bereits mit 15 Jahren oder jünger die Vollzeitausbildung beendeten, stehen hingegen Armut (40 zu 32), Gesundheit (42 zu 27) und neue Jobs (36 zu 29) oben auf der Liste.


Matthias Köhler, DAZ-Redakteur
redaktion@daz.online


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