Stada Health Report 2024

Unzufriedenheit mit nationalen Gesundheitssystemen in Europa wächst

Berlin - 24.06.2024, 16:45 Uhr

In Deutschland ist die Zufriedenheit mit am stärksten gesunken: Warten auf den Termin. (Foto: IMAGO / Friedrich Stark)

In Deutschland ist die Zufriedenheit mit am stärksten gesunken: Warten auf den Termin. (Foto: IMAGO / Friedrich Stark)


Vor allem in Deutschland und Großbritannien ist die Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem in den vergangenen Jahren gesunken. Womit das zusammenhängt und was die Menschen in Europa von den Apotheken erwarten, das lässt sich im diesjährigen Stada Health Report nachlesen.

Die Menschen in Europa sind in zunehmendem Maß unzufrieden mit ihren nationalen Gesundheitssystemen. Das zeigt der Stada Health Report 2024, der an diesem Montag in Rom vorgestellt wurde. Der Generikahersteller hatte im Februar und März 46.000 Menschen in 23 Ländern befragt. Es ist der zehnte Bericht seiner Art. Er wird jährlich veröffentlicht.

Die Zufriedenheit sank demnach von 74 Prozent im Jahr 2020 auf 56 Prozent in diesem Jahr. Die Zufriedenheit in Ungarn ist mit 26 Prozent am niedrigsten, in Belgien mit 85 am höchsten. Am stärksten sank sie aber in Deutschland (2020:80 Prozent, 2024: 64 Prozent) und Großbritannien (2020: 85 Prozent, 2024: 56 Prozent). 

Zu den Gründen für die Zufriedenheit zählten die Menschen vor allem die gute Beratung durch Ärzt*innen und Apotheker*innen und die Verfügbarkeit von Arzneimitteln.

Als Hauptgründe für die Unzufriedenheit wurde genannt, dass es Schwierigkeiten gibt, Termine zu bekommen. Es folgten direkte oder indirekte Erfahrungen mit einer nicht angemessenen Behandlung und auch ein allgemeines Misstrauen gegenüber Gesundheitspolitiker*innen.

Befragt nach ihren Vorschlägen zur Verbesserung der Versorgung, forderten die meisten, kompetentere Gesundheitspolitiker*innen. Allerdings gibt es auch ein Bewusstsein für die Beschäftigten im Gesundheitswesen: Gefordert wurde, dass diese höhere Löhne bekommen sollten. Als dritten Punkt nannten die Befragten, dass Arzneimittel wieder verstärkt in den jeweiligen Ländern hergestellt werden sollten.

Vertrauen in Arzneimittel gestiegen

Gleichzeitig ist das Vertrauen in konventionelle Arzneimittel von 62 Prozent im Jahr 2020 auf 69 Prozent in diesem Jahr gestiegen. Allerdings gibt es einen „Gender-Gap“: 72 Prozent der Männer haben Vertrauen, 65 Prozent der Frauen haben kein Vertrauen in konventionelle Arzneimittel. Weiterhin gelten Ärzt*innen (63 Prozent) und Apotheker*innen (54) als vertrauenswürdiger als Google (16) und künstliche Intelligenz (12).

Was von den Apotheken erwartet wird

Bezüglich der Apotheken meinen 35 Prozent der Europäer, dass diese in Zukunft mehr Aufgaben übernehmen sollten – damit Ärzt*innen mehr freie Kapazitäten haben. Die Menschen wünschen sich aber auch mehr erschwingliche Behandlungsmöglichkeiten und Arzneimittel in Apotheken. Die Hälfte der Befragten hätte gern ein größeres Angebot an virtueller Beratung durch Apotheken. In Deutschland ist insbesondere die Idee, dass Arzneimittel direkt nach Hause geliefert werden, sehr beliebt.

Die Umfrage ergab aber auch, dass 89 Prozent mindestens eine Sache tun, die gut für ihre Gesundheit ist. Dazu zählen Körperübungen zu Hause oder in einem Fitnessstudio, gesunde Ernährung und auch die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln. Die Werte waren für alle Länder relativ hoch. Ein weiterer Zusammenhang wurde dabei deutlich: Menschen, die auf ihre Gesundheit achten, sind im Schnitt auch glücklicher. Dabei stellte sich heraus, dass junge Menschen (18-34 Jahre) mit 72 Prozent am glücklichsten sind. Es folgen die 35- bis 54-Jährigen mit 67 Prozent und die über 55-Jährigen mit 65 Prozent.

Europa leidet unter „Einsamkeits-Epidemie“

Ein Fokus der Umfrage lag darüber hinaus auf der psychischen Gesundheit (Mental Health) und hier speziell Einsamkeit. Die Studie spricht von einer „Einsamkeits-Epidemie“ in Europa, die in Zukunft auch Folgen für die körperliche Gesundheit haben könnte. Interessanterweise war die Erfahrung von Einsamkeit bei den Jungen am höchsten (63 Prozent), bei den über 55-Jährigen lag sie bei 41 Prozent. Insgesamt gaben 52 Prozent der Befragten an, Einsamkeit zu erfahren.

Die Lösungsvorschläge für das Problem geben gleichzeitig auch Aufschluss über die Gründe. 46 Prozent der Befragten wünschten sich eine bessere „Work-Life-Balance“. 43 Prozent denken, dass eine bessere ökonomische Lage das Problem beheben würde.

Insgesamt gaben 65 Prozent der Befragten an, ihre psychische Gesundheit sei gut. Das heißt auf der anderen Seite aber, dass über ein Drittel der Europäer dies nicht so sieht. Darüber hinaus ist es alarmierend, dass hier vor allem die jungen Menschen über Probleme klagen.


Matthias Köhler, DAZ-Redakteur
redaktion@daz.online


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