Unspezifische chronische Kreuzschmerzen behandeln

IQWiG empfiehlt Aktualisierung des DMP zu chronischen Rückenschmerzen

Stuttgart - 27.06.2024, 10:42 Uhr

Das Chronikerprogramm für chronische Rückenschmerzen sollte laut IQWiG überarbeitet werden.(Foto: kazoka303030/AdobeStock)

Das Chronikerprogramm für chronische Rückenschmerzen sollte laut IQWiG überarbeitet werden.
(Foto: kazoka303030/AdobeStock)


Das IQWiG hat Leitlinien verglichen und konkludiert: Das Chronikerprogramm zu chronischen Rückenschmerzen ist nicht auf dem aktuellen Wissensstand und sollte aktualisiert werden.

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat Leitlinien zum Chronikerprogramm chronischer Rückenschmerzen verglichen und kommt zu dem Schluss: Das derzeit in Deutschland umgesetzte Chronikerprogramm (Disease-Management-Programm) sollte überarbeitet werden.

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Chronischer Rückenschmerz sind Schmerzen, die unterhalb des Rippenbogens und oberhalb der Gesäßfalten sitzen, mit oder ohne Ausstrahlung in weitere Körperbereiche. Es können auch noch weitere Beschwerden dazukommen. Wenn die Schmerzen drei Monate oder länger fortbestehen, spricht man von chronischen Rückenschmerzen. Ungefähr 16 Prozent der Erwachsenen sind davon betroffen, wobei Frauen und Menschen ab 70 Jahren häufiger betroffen sind.

In das Disease-Management-Programm chronische Rückenschmerzen werden Personen aufgenommen, deren Schmerzen unspezifisch sind, das heißt ohne eindeutige Ursache wie beispielsweise einem Bandscheibenvorfall.

Was ist ein Chronikerprogramm?

Das IQWiG schreibt hierzu: „Chronikerprogramme (Disease-Management-Programme, DMPs) sind strukturierte Behandlungsprogramme für chronisch kranke Menschen, die auf Erkenntnissen der evidenzbasierten Medizin beruhen. Patientinnen und Patienten mit bestimmten chronischen Krankheiten können sich bei ihrer Krankenkasse in ein Chronikerprogramm einschreiben, damit sie über Einrichtungsgrenzen hinweg nach einheitlichen Vorgaben behandelt werden.“

Eine Forschungsgruppe hat im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) geprüft, inwieweit die Regelungen des Chronikerprogramms dem aktuellen Wissensstand entsprechen. 425 Empfehlungen aus elf aktuellen evidenzbasierten Leitlinien wurden ausgewertet und mit dem Chronikerprogramm abgeglichen. 

Bei der Diagnostik und Prüfung der Aufnahmekriterien für das Chronikerprogramm gab es Abweichungen, ebenso wie bei der individuellen Therapieplanung, den therapeutischen Maßnahmen mit Verlaufskontrolle und Kooperation über die Versorgungsebenen hinweg und der Schulung der Patientinnen und Patienten. In den aktuellen Leitlinien werden beispielsweise Kombinationsbehandlungen mit Physio- und Psychotherapie einigen Patientengruppen empfohlen. Im aktuellen Disease-Management-Programm wird dieses Thema überhaupt nicht behandelt. Ebenso werden digitale medizinische Anwendungen, wie Apps, die Rückenübungen begleiten sollen, im Chronikerprogramm nicht erläutert, in den anderen untersuchten Leitlinien teilweise schon.

Das Chronikerprogramm für chronische Rückenschmerzen sollte demnach aktualisiert werden, so das IQWiG.


Juliane Russ, M.Sc., DAZ-Redakteurin
jruss@dav-medien.de


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