Chlamydien – oft asymptomatisch und gefährlich
Die Infektion mit Chlamydia trachomatis ist in Deutschland seit 2022 meldepflichtig. Weltweit gehören Chlamydien-Infektionen zu den häufigsten STI. Bei Frauen treten Infektionen vor allem bis zum 25. Lebensjahr auf, bei Männern bis zum 35. Der primäre Infektionsort ist bei Frauen das Zervixepithel. Bei ihnen bleiben ca. 70 bis 90% der Erkrankungen asymptomatisch. Im Gegensatz zu anderen bakteriellen Infektionen kommt es nur selten zu eitrigem, stark riechendem Ausfluss. Juckreiz, Brennen beim Wasserlassen, Zwischenblutungen, Unterbauchschmerzen und Fieber sind mögliche Anzeichen einer Chlamydien-Infektion.
Einher gehen können Chlamydien-Infektionen mit Harnwegsinfektionen, die aber ebenfalls oft symptomlos verlaufen. Unbehandelt sind Komplikation wie eine Entzündung von Gebärmutterhals, Gebärmutterschleimhaut, Eileitern oder Bauchfell möglich. Als Langzeitfolge können Eileiter-oder Bauchhöhlenschwangerschaften auftreten. Chlamydien können über Monate oder Jahre persistieren und werden nur bei einem Screening erkannt. Schätzungen zufolge sind in Deutschland rund 100.000 junge Frauen aufgrund einer Infektion mit C. trachomatis ungewollt steril.
Eine Infektion während der Schwangerschaft erhöht das Risiko für Frühgeburten und somit das Risiko für perinatale Morbidität und Mortalität. In Deutschland erfolgt deshalb im ersten Schwangerschaftsdrittel eine Testung auf C. trachomatis. Ungefähr 2,5% der getesteten Schwangeren sind dabei positiv: Besonders betroffen sind 15- bis 19-Jährige, bei über 30-Jährigen Frauen hingegen liegt der Positiv-Anteil unter einem Prozent. Bei der Geburt wird eine Chlamydien-Infektion des Zervix bei ca. zwei Dritteln auf das Neugeborene übertragen. Das Risiko ist bei einer vaginalen Geburt höher als bei einem Kaiserschnitt. Bei infizierten Neugeborenen manifestieren sich in den ersten fünf bis 14 Lebenstagen Symptome an Augen (Konjunktivits), Ohren (Otitis media) und im Nasenrachenraum. Zwischen dem ersten und dritten Lebensmonat kann eine Lungenentzündung auftreten.
Mittel der Wahl bei Schwangeren ist oral eingenommenes Azithromycin einmalig 1 oder 1,5 g. Bei Unverträglichkeit kann Erithromycin über sieben bis 14 Tage eingesetzt werden. Als weitere Alternative steht Amoxicillin (sieben Tage) zur Verfügung. Die Therapie von Neugeborenen mit Konjunktivits oder Pneumonie erfolgt im Allgemeinen mit Erythromycin [10, 11].
Der Artikel wurde am 12.08.2024 überarbeitet. Im Absatz "Wie wird eine HIV-Übertragung vermieden?" hatte sich ein Formulierungsfehler eingeschlichen, der korrigiert wurde. jr
Literatur
[1] AWMF S2k Leitlinie Sexuell übertragbare Infektionen (STI) ‒ Beratung, Diagnostik, Therapie, Stand 08/2018
[2] Infektionskrankheiten während der Schwangerschaft. Berufsverband der Frauenärzte, Frauenärzte im Netz Stand 03/2018, www.frauenaerzte-im-netz.de/schwangerschaft-geburt/infektionen-und-schwangerschaftsspezifische-erkrankungen/infektionserkrankungen/
[3] Mendling W. Herpes genitalis in der Schwangerschaft. Gyne 2/2018,39:12-6
[4] Gesundheitsinformation Genitalherpes in der Schwangerschaft. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen Stand 08. September 2021, www.gesundheitsinformation.de/genitalherpes-in-der-schwangerschaft.html
[5] Rotz M. Herpes genitalis in der Schwangerschaft. Kantonsspital Luzern, www.obsgyn-wiki.ch/gynaekologie/fachliche-weisungen/vorgehen-bei-v-herpes-genitalis
[6] Diagnostik und Therapie der Syphilis. Deutsche STI-Gesellschaft e. V., AWMF S2k Leitlinie Registernummer 059-002, Stand 05/2020
[7] Stafford IA et al. Syphilis Complicating Pregnancy and Congenital Syphilis. N Engl J Med 2024, 390(3):242-253, doi: 10.1056/NEJMra2202762. PMID: 38231625
[8] HIV in der Schwangerschaft & Stillzeit. Berufsverband der Frauenärzte, Frauenärzte im Netz, www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/hiv-aids/hiv-in-der-schwangerschaft-stillzeit/, abgerufen am 25.04.24
[9] HIV-Therapie in der Schwangerschaft und bei HIV-exponierten Neugeborenen. Deutsche AIDS-Gesellschaft e. V., S2k-Leitlinie, AWMF-Register-Nr. 055 – 002, Stand 09/2020
[10] Infektionen mit Chlamydia trachomatis. Deutsche STI-Gesellschaft e. V., S2k-Leitlinie, AWMF-Register-Nr. 059-005, Stand 08/2016
[11] Chlamydien-Infektion in der Gynäkologie. Berufsverband der Frauenärzte, Frauenärzte im Netz, Stand 08/2018, www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/chlamydien/krankheitsbild/
[12] Syphillis in Deutschland 2020 bis 2022. RKI, Epidemiologisches Bulletin 7/2024, www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2024/Ausgaben/07_24.pdf?__blob=publicationFile
[13] Sexuell übertragbare Infektionen (STI) auch bei Älteren auf dem Vormarsch: Mehr Aufklärung in allen Altersgruppen nötig. Informationsdienst Wissenschaft 2 Mai 2024, https://idw-online.de/de/news832903
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