DAZ: Was war der Moment, in dem Sie sich für die Therapie entschieden haben?
Waldmann: Es hat etwas gedauert, bis ich mir selbst eingestanden habe, dass ich zu viele Schmerzmittel nehme. Mein Neurologe hatte schon einen Klinikaufenthalt vorgeschlagen. Aber ich habe das zunächst nicht an mich herangelassen. Ich fand, dass ich keine Zeit für eine Therapie hätte, weil es Studium und ehrenamtliche Projekte nicht zulassen würden. Was die Entscheidung auch so schwierig macht, ist dass man absurderweise positives Feedback bekommt, wenn man seine Kopfschmerzen mit Tabletten bekämpft, um weiter leistungsfähig zu sein, und weiter zu arbeiten. Man gilt als zuverlässig, leistungsstark. Und ich wollte Leistung zeigen, war ehrgeizig. Aber die Attacken wurden immer länger und häufiger. 2022 habe ich beschlossen, wenn eine erneute Migräne-Episode kommt, die mehr als drei Tage dauert, dann mache ich eine Therapie.
DAZ: Haben Sie einen Unterschied zwischen Migränekopfschmerz und analgetikainduziertem Kopfschmerz gespürt?
Waldmann: Das Fiese am medikamenteninduzierten Kopfschmerz ist, dass er die Grunderkrankung imitiert, d. h. beim Migräne-Patienten fühlt es sich wie Migräne an, beim Spannungskopfschmerz-Patienten wie Spannungskopfschmerz. Aber ich habe gelernt, den Unterschied zu erkennen. Für mich hat sich der Dauerkopfschmerz angefühlt, als wäre der ganze Kopf gedämpft, wie unter einer Glasglocke. Und die Migräne-Attacken kamen dann natürlich noch obendrauf.
DAZ: Wie sah die Therapie in der Schmerzklinik aus?
Waldmann: Ich wurde auf Entzug gesetzt – wobei man das in der Klinik gar nicht so nennt. Die Ärzte sprechen von einer „Medikamentenpause“. Gleichzeitig habe ich zur Behandlung meiner Attacken ein Antidepressivum bekommen. Natürlich ist das gewöhnungsbedürftig – es dauert viel länger, bis der Schmerz nachlässt, und die Nebenwirkungen sind andere, vor allem die Müdigkeit ist lästig. Gleichzeitig wurde uns viel über die Entstehung der verschiedenen Kopfschmerzarten erklärt und Impulse sowie Anleitungen an die Hand gegeben, mit einer beginnenden Attacke umzugehen. Aber der Klinikaufenthalt dauerte nur 16 Tage lang. Wichtiger war die Zeit danach, ich der ich das alles zuhause üben und umsetzen musste.
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