Heimparenterale Ernährung ungeeignet zur Arzneimittelgabe
Bei der patientenindividuellen Herstellung von parenteralen Nährstofflösungen empfiehlt die Leitlinie Apothekern, All-in-one-(AiO)-Lösungen zu verwenden, die alle Nährstoffe bedarfsgerecht enthalten. Die Apotheke und das dort arbeitende Fachpersonal muss darauf spezialisiert sein, diese Nährlösungen herzustellen, da es Fachwissen, wie eine Nährlösung hergestellt und deklariert werden muss, und einer speziellen Ausrüstung bedarf: So muss beispielsweise der Arbeitsbereich aseptisch sein. Die Weiterbildung „Ernährungsberatung“ der Apotheken-Standesvertretung ABDA behandelt auch medizinische Ernährungsformen.
AiO-Mischungen sind wegen ihrer komplexen Zusammensetzung und der Reaktivität ihrer Bestandteile, egal ob industriell oder patientenindividuell gefertigt, nicht für die Beimischung von Arzneimitteln geeignet. Werden nach sorgfältiger Abwägung der Risiken doch Arzneimittel in die AiO-Mischung gegeben, heißt es dazu in der Leitlinie: „Bei Bedarf müssen die spezifischen pharmazeutischen Daten bereitgestellt und dokumentiert werden, da ein so formuliertes Produkt ein eigenes Arzneimittel darstellt, das nicht durch das zugelassene Ernährungsprodukt regulatorisch abgedeckt wird; der Ausschluss von allfällig unerwünschten Wechselwirkungen mit Arzneimitteln werden vom Hersteller in der Regel nicht verantwortet und sind nicht Bestandteil der behördlich zugelassenen Fachinformation“.
Einige Punkte, die Apotheker bei heimparenteraler Ernährung beachten sollten:
- Sowohl industriell gefertigte Mehrkammerbeutel als auch individuelle AiO-Mischungen sollen unmittelbar vor der Infusion durch Zugabe von Multi-Spurenelement-Präparaten und Multivitamin-Präparaten entsprechend des Bedarfs vervollständigt werden.
- Das Zuspritzen von Elektrolyten und Supplementen in industriell hergestellten Mehrkammerbeuteln sollte nach den Vorgaben der Hersteller bzgl. Stabilität und Kompatibilität bzw. nach Prüfung durch einen Pharmazeuten erfolgen.
- Für individuelle AiO-Mischungen sollte die Kühlkette während des Transports und die gekühlte Lagerung bei 2 bis 8 °C bei den Patienten zu Hause garantiert sein.
Literatur
Bischoff SC et al. S3-Leitlinie Heimenterale und heimparenterale Ernährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM). Thieme 2024, www.dgem.de/sites/default/files/PDFs/Leitlinien/S3-Leitlinien/07a_Leitlinie_DGEM_Online-PDF_watermarked.pdf
Gespräch mit Herrn Professor Bischoff vom 05. Juni 2024
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