Todesfälle in Italien

Wie gefährlich ist die Violinspinne?

21.08.2024, 17:30 Uhr

Der Leib der braunen Violinspinne misst je nach Geschlecht nur 7,5 bis 9 Millimeter. (Foto: Macronatura.es/AdobeStock)

Der Leib der braunen Violinspinne misst je nach Geschlecht nur 7,5 bis 9 Millimeter. (Foto: Macronatura.es/AdobeStock)


Innerhalb weniger Wochen ist in Italien zum zweiten Mal ein Mensch nach dem Biss einer braunen Violinspinne gestorben. Ihr Gift ist hochwirksam, zu Komplikationen kommt es trotzdem selten.

In Italien ist im Juli ein 52-jähriger Mann auf Sizilien von einer braunen Violinspinne (Loxosceles rufescens) gebissen worden und starb wenig später. Mitte August verstarb ein 23-Jähriger in der süditalienischen Region Apulien einen Monat nach dem Biss einer Violinspinne an einem septischen Schock und Organversagen.

Aktuell ist die Sorge groß. Die braune Violinspinne lebt im gesamten Mittelmeerraum und ist vor allem in den Urlaubsländern Italien, Spanien, Portugal, Griechenland und der Türkei verbreitet. Sie verfügt über ein hochwirksames Gift (s. letzter Abschnitt „Wie wirkt das Gift von Loxosceles“).

Allerdings sei das Gift nicht so gefährlich, wie manche denken, und der Biss von Loxosceles rufescens habe nur selten schwerwiegende Folgen, sagt Maurizio Soave, Leiter der Giftnotrufzentrale im Gemelli-Krankenhaus in Rom.

Der Biss sei zunächst meist schmerzlos, erst später folgten Juckreiz und Schmerzen. Auch kleine Pusteln und Rötungen rund um die Bissstelle können wenige Stunden später entstehen.

Gefährlich wird es, wenn es zur Sepsis kommt

Zusätzlich zu ihrem Gift können braune Violinspinnen Bakterien in das Gewebe übertragen, die zu Entzündungen und teils schweren Komplikationen führen könnten, so Soave. In einem solchen Fall kann es rund um die Bissstelle zu einer langsam wachsenden Nekrose kommen. Schwere Infektionen bis hin zur Sepsis, könnten die Folge sein.

Diese Entwicklung sei jedoch äußerst selten, heißt es auf der Seite des Antigiftzentrums in Pavia. Größere Probleme in der Folge eines Bisses gehen demnach meist auf Vorerkrankungen wie etwa Diabetes oder Allergien zurück. Experten schätzen, dass vor allem Kinder sowie ältere Menschen gefährdet sind.

Generell wird die braune Violinspinne als eher friedlich beschrieben. Sie versteckt sich oft in Erdlöchern, bevorzugt trockene Böden und beiße nur dann, wenn sie sich bedroht fühle. Nach einem Biss raten Experten, die Wunde mit Wasser und Seife zu reinigen. Bei starkem Juckreiz oder Rötungen könnten topische Glucocortide oder Antibiotika ratsam sein [1].

Gesundheitsproblem Loxoszelismus

Im Mittelmeerraum gibt es mit der braunen Violinspinne nur eine heimische Art. Doch die Gattung Loxosceles, als braune Spinnen bekannt, umfasst deutlich über 100 Spezies und kommt weltweit in gemäßigten und tropischen Regionen vor. Die von den Bissen einiger Arten verursachten Unfälle werden als Loxoszelismus bezeichnet und stellen ein Gesundheitsproblem dar, insbesondere in Brasilien, wo über 10.000 Fälle pro Jahr gemeldet werden. Ein Biss kann zu erheblichen Hautverletzungen mit Gewebeverlust und Nekrose führen. Selten kommt es zu schweren Reaktionen wie Hämolyse, Koagulopathie, Nierenversagen und selten zum Tod [2, 3].

Wie wirkt das Gift von Loxosceles?

Das Gift von Loxosceles-Spinnen ist aus verschiedenen Klassen von Toxinen und Proteinen mit einem molekularen Gewicht zwischen 5 und 40 kDA zusammengesetzt. Dabei sind viele Bestandteile bzw. deren Funktionen in den Giftdrüsen der Tiere noch unbekannt und die Gifte eingier Arten noch nicht beschrieben.

Hauptverantwortlich für die Auslösung von Dermonekrosen sind die PLD-Enzyme aus der Familie der Loxtox-Proteine, auch als Sphingomyelinase D bekannt. Sphingomyelinasen katalysieren unter anderem den Abbau von Sphingomyelin, einem wichtigen Lipid in der Plasmamembran.

Aber auch niedermolekulare Peptide und Enzyme wie Metalloproteasen und Hyaluronidasen wurden in diesen Giften identifiziert und beschrieben. Als Nebenbestandteile kommen unter anderem Protease-Inhibitoren, Allergene, Serin-Proteasen, Hydrolasen, Lipasen, Peptidasen, Kollagenasen, alkalische Phosphatasen, Nukleotidasen und Phosphohydrolasen vor [2].

Literatur

[1] Todesfälle in Italien: Wie gefährlich ist die Violinspinne? Meldung dpa

[2] Oliveira-Mendes BBR et al. From taxonomy to molecular characterization of brown spider venom: An overview focused on Loxosceles similis. Toxicon 2020;173:5-19, doi: 10.1016/j.toxicon.2019.11.002

[3] Arnold TC. Brown Recluse Spider Envenomation. Medscape 21. Oktober 2021, emedicine.medscape.com/article/772295-overview#a4


Julia Stützle, Apothekerin und Volontärin


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