Zwei Tage weniger Schnupfen bei Kindern

Kürzer krank durch hypertone Meersalztropfen

Stuttgart - 12.09.2024, 17:55 Uhr

Durch regelmäßiges Tropfen von hypertonen Salznasentropfen lässt sich die Schnupfendauer um zwei Tage verkürzen. (Foto: IMAGO / Westend61)

Durch regelmäßiges Tropfen von hypertonen Salznasentropfen lässt sich die Schnupfendauer um zwei Tage verkürzen. (Foto: IMAGO / Westend61)


Zwei Tage weniger Schnupfen: Geben Eltern ihren Kindern hypertone Kochsalznasentropfen, verkürzt sich die Erkältung um zwei Tage.

Bis zum Schulalter sind acht bis zwölf grippale Infekte pro Jahr für Kinder „normal“ – gleichzeitig lästig und unangenehm. Hinter Schnupfen stecken vor allem Rhinoviren und Coronaviren, seltener Myxo-, Paramyxo-, Echo-, Coxsackie- und Parainfluenzaviren. Antivirale Schnupfenarzneimittel fehlen. Hypertone Salznasentropfen könnten helfen, das fand ein Team um Professor Steve Cunningham von der University of Edinburgh (Child Life and Health) heraus. Sie präsentierten ihre Ergebnisse beim Kongress der European Respiratory Society (ERS) in Wien.

Sie schlossen 407 Kinder zwischen bis zum Alter von sechs Jahren in ihre prospektive, kontrollierte Studie (ELVIS=Edinburgh & Lothians Viral Intervention Study in Kids) ein. Die Kinder waren grundsätzlich gesund und konnten teilnehmen, wenn maximal 48 Stunden seit Symptombeginn vergangen waren. 301 der teilnehmenden Kinder bekamen einen Schnupfen. Die eine Hälfte (150 Kinder) erhielt sodann von ihren Eltern hypertone Meersalznasentropfen (2,6 Prozent) – die Eltern stellten die Tropfen aus Meersalz selbst her und sollten diese mindestens viermal täglich mit je drei Tropfen pro Nasenloch applizieren, bis die Kinder gesund waren –, die andere Hälfte (151 Kinder) bekamen eine bei Schnupfen übliche Behandlung.

Zwei Tage weniger Schnupfen

Hatten die Kinder Meersalznasentropfen erhalten – den Studienautoren zufolge klappte dies durchschnittlich dreimal täglich über fünf Tage –, litten sie insgesamt sechs Tage an Schnupfen und damit zwei Tage weniger als Kinder, denen die übliche Therapie zuteilwurde (durchschnittlich acht Schnupfentage). Auch benötigten Kinder, die hypertone Salztropfen erhalten hatten, weniger Arzneimittel während ihrer Erkrankung. Insgesamt konnten die Wissenschaftler 17 verschiedene Atemwegsviren nachweisen, am häufigsten fanden sie Rhinoviren (74 Prozent).

Weniger ansteckend

Interessant ist ein weiterer Aspekt, denn: Kinder mit hypertonen Meersalznasentropfen steckten ihre Familienangehörigen seltener an (41 Prozent vs. 58 Prozent). Der Großteil der Eltern (82 Prozent) bewertet die Meersalztherapie ebenfalls positiv. Sie hätte den Kindern geholfen, schneller gesund zu werden. Sie würden die Tropfen wieder nutzen.

Hypochlorige Säure wirkt antiviral

Cunningham erklärt den Mechanismus der Meersalznasentropfen folgendermaßen: „Salz setzt sich aus Natrium und Chlorid zusammen. Chlorid wird von den Zellen, die die Nase und die Luftröhre auskleiden, verwendet, um in den Zellen hypochlorige Säure zu produzieren, die sie zur Abwehr einer Virusinfektion nutzen“. Zusätzliches Chlorid helfe diesen Zellen, mehr hypochlorige Säure zu produzieren. Das trägt seiner Ansicht nach dazu bei, „die Virusreplikation zu unterdrücken, was die Dauer der Virusinfektion und damit die Dauer der Symptome verkürzt“, erklärt er gegenüber der Europäischen Gesellschaft für Atemwegserkrankungen ERS.

Die Studie habe zudem gezeigt, dass Eltern die Nasentropfen selbst sicher herstellen und anwenden können. Dennoch: Nicht allen Eltern – vor allem, wenn ihnen keine exakte Herstellungsanweisung wie unter Studienbedingungen vorliegt – gelingt dies vielleicht ohne Weiteres, und sowohl zu niedrig als auch zu hoch konzentrierte Salzlösungen reizen die durch den Schnupfen ohnehin empfindliche Nasenschleimhaut zusätzlich. Sicher geht, wer nach hypertonen Nasentropfen in der Apotheke fragt. 

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Kostengünstig, einfach, effektiv

Positiv bewertet auch Professor Alexander Möeller vom Kinderspital Zürich und an der Studie unbeteiligt die Arbeit der schottischen Kollegen als „wichtige Studie“ und „die erste ihrer Art“, welche untersuche, wie sich salzhaltige Nasentropfen auf die Erkältungen von Kindern auswirkten. Obwohl die meisten Erkältungen in der Regel keine ernsthaften Folgen hätten, könnten sie dennoch, insbesondere für kleine Kinder und ihre Familien, elend sein. Und weiter: „Diese äußerst kostengünstige und einfache Maßnahme hat das Potenzial, weltweit angewandt zu werden; wenn Eltern eine sichere und wirksame Möglichkeit zur Verfügung stünde, die Auswirkungen von Erkältungen bei ihren Kindern und in der Familie zu begrenzen, würde dies eine erhebliche Verringerung der gesundheitlichen und wirtschaftlichen Belastung durch diese häufigste Erkrankung bedeuten“, erklärte er gegenüber der ERS.


Celine Bichay, Apothekerin, Redakteurin DAZ
redaktion@daz.online


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