Inhalationstechnik verbessern

Zwei von drei COPD-Patienten benutzen Inhalator falsch

Stuttgart - 13.09.2024, 10:45 Uhr

Die pharmazeutische Dienstleistung zur richtigen Inhalationstechnik soll Patienten helfen, den Inhalator richtig anzuwenden. (Foto: Prostock-studio/AdobeStock)

Die pharmazeutische Dienstleistung zur richtigen Inhalationstechnik soll Patienten helfen, den Inhalator richtig anzuwenden. (Foto: Prostock-studio/AdobeStock)


Dass Inhalatoren von Patienten falsch angewendet werden, ist leider häufig der Fall. Eine Studie mit COPD-Patienten in einem Schweizer Krankenhaus kommt zu dem Schluss, dass 69,4 % ihren Inhalator falsch benutzen. Nach dreimaligem Erklären konnte die Quote auf 5,6 % gesenkt werden. Das zeigt, wie wichtig mehrmaliges Schulen von Patienten ist. Durch die pharmazeutische Dienstleistung zur korrekten Inhalationstechnik sind hier auch Apothekerinnen und Apotheker gefragt.

Zwei von drei Patient:innen mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) benutzen ihren Inhaler falsch. In einer Studie an einem Schweizer Krankenhaus haben 96 COPD-Patient:innen ihre Inhalationstechnik vor einem geschulten Physiotherapeuten demonstriert. Innerhalb von 72 Stunden nach der Krankenhauseinweisung wurde so anhand einer Checkliste überprüft, ob die Patient:innen richtig inhalierten. Auf der Checkliste stand zum Beispiel, ob die Kappe des Inhalators entfernt wurde, ob die Lippen fest um das Mundstück angelegt wurden und ob nach erfolgter Inhalation der Atem mindestens 5 Sekunden angehalten wurde. Außerdem wurde der maximale inspiratorische Atemstrom (peak inspiratory flow, PIF) gemessen. 

Die Patient:innen waren im Schnitt 72 Jahre alt, 67 % hatten Exazerbationen erlitten. Im Durchschnitt verwendeten die COPD-Patienten drei Inhalatoren pro Person (292 Inhalatoren bei 96 Personen).

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Ein Fall für Inhaler

Primärer Endpunkt der Studie war ein unsachgemäß verwendeter Inhalator. Als unsachgemäß galt mindestens ein kritischer Fehler, der den Wirkstofftransport negativ beeinflussen könnte und/oder wenn ein verringerter maximaler inhalativer Atemstrom festgestellt wurde. 111 Inhalatoren (69,4 %) wurden unsachgemäß verwendet. Von diesen wurden circa 65 % mit mindestens einem kritischen Fehler und ungefähr 13 % mit unzureichendem PIF angewendet. 

Ungefähr 5 % der Patient:innen machten auch nach dreimaligem Erklären noch mindestens einen kritischen Fehler und somit galt deren Inhalationstechnik als „nicht vermittelbar“. Dieses Ergebnis unterstreicht den Nutzen wiederholter Therapieschulungen, da der Rest der Patient:innen spätestens nach dreimaligem Erklären keine kritischen Fehler mehr machte. Die meisten Patient:innen, deren Inhalationstechnik als „nicht vermittelbar“ eingestuft wurde, hatten kognitive oder motorische Probleme. Auch die Unfähigkeit den Atem länger anzuhalten kam häufiger vor. Die Studienautoren unterstreichen in der Diskussion, wie wichtig es sei, patientenspezifische Merkmale zu berücksichtigen und regelmäßig zu überprüfen, ob die verwendete Inhalationstechnik noch passt.

Pharmazeutische Dienstleistung zum korrekten Inhalieren ist für Patient:innen hilfreich

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände ABDA hat unter Patient:innen, die in der Apotheke die pharmazeutische Dienstleistung „erweiterte Einweisung in die korrekte Arzneimittelanwendung mit Üben der Inhalationstechnik“ genutzt haben, eine Befragung durchgeführt. 81 % der Patienten fanden die pharmazeutische Dienstleistung zur korrekten Inhalationstechnik sehr hilfreich und weitere 19 % eher hilfreich. Präsidentin der ABDA, Gabriele Regina Overwiening, meint hierzu: „Unsere Erhebung belegt: Die Apothekenteams verbessern nachhaltig die Arzneimitteltherapie. Wenn Arzneimittel nicht richtig angewendet werden, können sie auch nicht wirken – verursachen aber dennoch Kosten.“ In der Erhebung wurden die Patientinnen und Patienten gebeten, eine Inhalation vorzuführen. Dabei machten 83 % Fehler. Durchschnittlich wurden drei Fehler pro Inhalation vom Apothekenteam dokumentiert. Bei Kindern bis zehn Jahren waren es sogar sieben. Patientinnen und Patienten, die ihre eigenen Anwendungskenntnisse als gut bis sehr gut einschätzten, unterliefen ähnlich viele Fehler. Die Art der Anwendungsprobleme war bei Erst- und Folgeverordnungen vergleichbar.

Welche Inhalatoren wurden verwendet?

Vernebler wurden aus der Analyse ausgeschlossen, da der PIF hierbei keine Rolle spiele und auch weil diese Inhalatorenart von Pflegepersonal verabreicht würde, wie die Studienautoren schreiben. Neun verschiedene Inhalatortypen wurden in die Analyse eingeschlossen: Dosieraerosole, Dosieraerosole + Spacer, atemgetriggerte Dosieraerosole, sowie die Inhalatoren Respimat®, Diskus®, Ellipta®, Turbohaler®, Handihaler®, Breezhaler®. Dadurch, dass bei jedem Inhalatortyp verschiedene Produkte verwendet wurden, konnten sie nicht miteinander verglichen werden, wie die Forschungsgruppe erklärt. 

Was augenscheinlich auffällt: Bei Dosieraerosolen scheint ein häufiger Fehler zu sein, dass der Inhalator vor Gebrauch nicht geschüttelt wird. Bei allen Inhalatortypen wurde das fünfsekündige Luftanhalten nach erfolgtem Einatmen öfters vergessen. 

Männer machten etwas häufiger kritische Fehler als Frauen: Von 63 Frauen machten initial 38 (60,3 %) einen Fehler, der zu verminderter Wirkstoffaufnahme führen könnte; von 97 Männern taten dies 67 (69,1 %). 58,3 % der Patient:innen, die jünger als 65 Jahre waren, machten kritische Fehler und 67,7 % derjenigen, die 65 Jahre alt oder älter waren.


Juliane Russ, M.Sc., DAZ-Redakteurin
jruss@dav-medien.de


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