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Etwa jeder dritte Deutsche ist von einer Allergie betroffen. „Ich bin Allergiker“ hört man in der Apotheke somit häufig. Auf was eine Person allergisch reagiert und wie sich die Reaktion äußert, kann allerdings ganz unterschiedlich sein. Wie kann man eine Pollenallergie erkennen und was unterscheidet sie von einer Erkältung?
Eine Allergie ist eine Überempfindlichkeitsreaktion des Körpers. Das Immunsystem, genauer die B-Zellen mit ihren Antikörpern und die T-Zellen mit ihren spezifischen Rezeptoren, reagiert dabei auf eine an und für sich harmlose Substanz. Die Art dieser Reaktion wird in vier Reaktionstypen unterteilt. Allergische Reaktionen vom Typ I bis III sind Antikörper-vermittelt, Allergien vom Typ IV treten unter Beteiligung von T-Zellen auf.
Allergien werden in 4 Typen unterteilt
- Typ I, Allergie vom Soforttyp: Die durch IgE-Antikörper vermittelte Reaktion tritt Sekunden bis Minuten nach Allergenkontakt auf. Beispiele sind Pollenallergie, allergisches Asthma, Nesselsucht, anaphylaktischer Schock.
- Typ II, Zytotoxische Reaktion: Sie wird durch IgG- und IgM-Antikörper vermittelt und tritt innerhalb von mehreren Minuten bis zu mehreren Stunden nach Allergenkontakt auf. Ein Beispiel für eine Typ-II-Allergie ist die Zerstörung von Erythrozyten nach einer Bluttransfusion mit einer falschen Blutgruppe.
- Typ III, Immunkomplexreaktion: Sie wird ebenfalls durch IgG- und IgM-Antikörper vermittelt. Charakteristisch ist für diesen Allergietyp die Bildung eines Immunkomplexes aus Antikörpern und Antigenen. Beispiele sind die exogene allergische Alveolitis (Farmerlunge), die Vaskulitis, die z. B. im Rahmen einer Krebserkrankung auftreten kann, und die Serumkrankheit, eine allergische Reaktion auf körperfremdes Eiweiß, z. B. durch einen Bienenstich oder Impfseren ausgelöst.
- Typ IV, Allergie vom verzögerten Typ: Sie wird durch T-Lymphozyten hervorgerufen und zeigt sich erst etwa 12 bis 72 Stunden nach Kontakt mit einem Allergen. Häufig ist die Haut von Typ-IV-Allergien betroffen. Ein Beispiel ist die Nickelallergie.
Erst kommt die Sensibilisierung, denn die Allergie
Top-Auslöser für eine Allergie sind Pollen, Hausstaubmilben und Tierhaare - alle drei führen zu Allergien vom Soforttyp, sind zu Typ-I-Reaktionen. Was passiert bei einem Kontakt?
Beim Erstkontakt mit Pollen, Hausstaubmilben (bzw. ihrem Kot) oder Tierhaaren passiert zunächst einmal nichts, was derjenige, der mit ihnen in Kontakt kommt, spüren würde. Ist er
durch seine genetische Ausstattung und Umwelteinflüsse entsprechend „vorprogrammiert“, bildet er jedoch Antikörper. Die eingedrungene Substanz wird mit ihrer Hilfe eliminiert und für den Fall eines erneuten Kontakts werden Gedächtniszellen angelegt. Diese Vorgehensweise des Immunsystems ist sinnvoll für alle potenziell schädlichen Substanzen, die in den Körper gelangen. Bei einer Allergie richtet sie sich jedoch gegen eigentlich harmlose Verbindungen – und wird dann zum Problem.
Nicht jede Sensibilisierung führt zur Allergie
Gut zu wissen: Eine Sensibilisierung kann, muss aber nicht zu einer allergischen Reaktion führen. So weiß man z. B., dass gegen Pollen sehr viele Menschen sensibilisiert sind, von denen aber nur ein gewisser Prozentsatz tatsächlich unter Heuschnupfen leidet. Der Nachteil: Vor einer Allergie ist man niemals sicher. Auch wer als Kind und junger Erwachsener keine allergischen Symptome gezeigt hat, kann in späteren Jahren durchaus noch eine Allergie entwickeln.
Histamin macht bei Pollenallergie und Co. Probleme
Kommt es nach der Sensibilisierung zu einem erneuten Kontakt mit dem Allergen, z. B. Pollen, reagiert das Immunsystem eines Allergikers sofort. Sobald zwei IgE-Moleküle an dasselbe Allergen und an ihre Rezeptoren auf einer Mastzelle binden, wird diese aktiviert. Die Mastzelle degranuliert und setzt dadurch unter anderem Histamin frei. Das Gewebshormon ist wesentlich für die Ausbildung der allergischen Symptome verantwortlich. Diese hängen dann davon ab, welches Allergen die Reaktion ausgelöst hat und wo der Kontakt stattgefunden hat. Handelt es sich um Pollen, zeigen sich die Beschwerden aufgrund deren Verbreitung über die Luft, vor allem an Augen und Nase. Letztere läuft und die Augen zeigen sich rot, geschwollen und tränend.
Pollenallergie oder Erkältung?
Kommt ein Kunde mit laufender Nase in die Apotheke, ist allerdings nicht unbedingt auf den ersten Blick ersichtlich, ob es sich um eine allergische Reaktion oder um eine Erkältung handelt. Dies lässt sich nur durch Nachfragen herausfinden. Fragen sollte man etwa nach der Dauer der Beschwerden, nach ihrem Verlauf, nach weiteren Symptomen und danach, ob der Kunde eine Regelmäßigkeit beim Auftreten der Beschwerden erkennen kann:
Allergische Rhinitis | Erkältungsbedingte Rhinitis |
Beschwerden bessern sich nicht nach und nach, sondern nur bei Abwesenheit der auslösenden Noxe | Beschwerden folgen einem erkältungstypischen Verlauf (drei Tage kommen sie, drei Tage bleiben sie, drei Tage gehen sie) |
Beschwerden treten zu bestimmten Jahreszeiten wiederkehrend auf | Beschwerden weisen keine jahreszeitentypische Regelmäßigkeit auf |
Beschwerden kommen sehr plötzlich | Beschwerden werden schleichend spürbar |
Beschwerden bessern sich bei Regen oder Schneefall | Beschwerden werden bei Regen und Kälte eher schlimmer |
Heftige Niesattacken (mehrmals hintereinander) | Keine Niesattacken, eher Fließschnupfen oder verstopfte Nase |
Juckende Augen | Augensymptome sind selten |
Klares, wässriges Nasensekret | Sekret, das zunehmend dicker und teilweise gelblich-grün wird |
Pollenallergie behandeln
Um Sicherheit zu erlangen, sollten Apothekenkunden, die noch keine Allergie-Diagnose erhalten haben, an den Arzt verwiesen werden. Steht bereits fest, dass ein Kunde unter einer Pollenallergie leidet, bzw. zur Überbrückung bis zum Arzttermin, können zur Linderung der Augen- und Nasenbeschwerden topische Antiallergika empfohlen werden. Dabei kann zwischen verschiedenen Wirkstoffen wie Azelastin (z. B. in Vividrin Azelastin Nasenspray und Augentropfen, Pollival Nasenspray und Augentropfen), Cromoglicinsäure (z. B. in Pollicrom Augentropfen und Nasenspray) oder Levocabastin (z.B. in Livocab direkt Augentropfen und Nasenspray) gewählt werden. Weiterhin gibt es die Wahl zwischen konservierten und unkonservierten Präparaten.
Eine detaillierte Vorstellung der Empfehlungsoptionen finden Sie in den „Wissen am HV“-Beiträgen:
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