Achterbahnfahrt der Hormone

Unspezifische Symptome: Warum die Perimenopause oft nicht erkannt wird

07.10.2024, 07:00 Uhr

Bereits viele Jahre vor dem Ausbleiben der Regelblutung verändert sich der Hormonhaushalt der Menstruierenden. (Foto: Elena Noeva / AdobeStock)

Bereits viele Jahre vor dem Ausbleiben der Regelblutung verändert sich der Hormonhaushalt der Menstruierenden. (Foto: Elena Noeva / AdobeStock)


Bereits Jahre vor dem Ausbleiben der Regelblutung durchleben Menstruierende eine Phase der hormonellen Umstellung, die sogenannte Perimeno­pause. In der Regel werden die ersten Veränderungen in der vierten Lebensdekade wahrgenommen. Oftmals beginnen die Beschwerden schleichend und sind unspezifisch. Daher werden sie oft gar nicht mit der Perimenopause in Verbindung gebracht.  

Der Begriff Perimenopause beschreibt die Zeitspanne vor der Menopause. Die Menopause ist definiert als Zeitpunkt, an dem die letzte Menstruation zwölf Monate zurückliegt. Die Perimenopause ist also die Phase vor dem Ausbleiben der Menstruation, in der sich der Körper der Menstruierenden verändert. In der Regel tritt die Menopause um das 51. Lebensjahr ein. Von einer vorzeitigen Menopause spricht man, wenn die Funktion der Eierstöcke vor dem 40. Lebensjahr erlischt. Etwa drei von 100 Menstruierenden sind davon betroffen. Der Beginn, wie auch die Dauer der Perimenopause ist individuell sehr unterschiedlich. Sie erstreckt sich in der Regel über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren und beginnt in der vierten Lebensdekade. In seltenen Fällen kann sie aber auch nur wenige Monate oder sogar zehn Jahre dauern und bereits in der dritten, bisweilen aber auch erst in der fünften Lebensdekade beginnen. Die Veränderungen in dieser Zeit können sich auf das körperliche, seelische und soziale Wohlbefinden auswirken. Obwohl diese Umstellung die Hälfte aller Menschen betrifft, sind viele Betroffene nur unzureichend über diese wichtige Lebensphase informiert. Das Thema Perimenopause und Menopause und die damit einhergehenden Folgen werden auch heute noch unzureichend thematisiert und sind in vielen Kulturkreisen mit einem Tabu belegt. Aus Scham sprechen viele Betroffene nicht über ihre Beschwerden und erhalten somit unzureichende Unterstützung [2 - 6].

Die Rolle der Hormone verstehen

Der Menstruationszyklus unterliegt einem komplexen Zusammenspiel von Sexualhormonen. In der fruchtbaren Lebensphase stimulieren das luteinisierende Hormon (LH) und das follikelstimulierende Hormon (FSH) die Eierstöcke. Dies führt in der ersten Zyklushälfte vor dem Eisprung zu einem Anstieg der Östrogen-Produktion. In der zweiten Zyklushälfte sinkt der Östrogen-Spiegel, während die Produktion von Progesteron zunimmt.

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Nicht faltenfrei, aber gepflegt

In der Perimenopause lässt die Funktion der Eierstöcke allmählich nach. Als Folge kommt es zu starken Fluktuationen der Sexualhormone. Sowohl eine Östrogen-Dominanz als auch ein Östrogen-Mangel kommen vor. Die abnehmende Funktion der Eierstöcke führt zunächst zu einem Anstieg des FSH: Die Ovarien produzieren geringere Mengen von Inhibinen. Dadurch wird in der Hypophyse die Produktion von FSH weniger gehemmt, was sich wiederum in steigenden FSH-Spiegeln zeigt. Diese erhöhten FSH-Werte regen die Eierstöcke an, vermehrt Östrogen zu produzieren. Das Progesteron steigt dagegen nur geringfügig an. Es kommt also zu einer Östrogendominanz bei relativ niedrigem Progesteronspiegel. Als Folge dieses hormonellen Ungleichgewichts treten vor allem in der zweiten Zyklushälfte Beschwerden wie Brustschmerzen, Schmierblutungen, aber auch verstärkte Regelblutungen im Sinne einer Hypermenorrhoe auf. Im Verlauf der Perimenopause nimmt die Funktion der Eierstöcke weiter ab und die stimulierbaren Follikel sind aufgebraucht. Somit reagieren die Eierstöcke nicht mehr auf die Stimulation durch FSH. Die Östrogen- und Progesteron-Spiegel fallen zunehmend, das zyklische Zusammenspiel der Hormone, das den Menstruationszyklus steuert, bleibt aus und damit auch die Menstruationsblutung. Die hormonellen Veränderungen nehmen nicht nur Einfluss auf den Menstruationszyklus, sie spielen auch in anderen Bereichen eine wichtige Rolle. Niedrige Östrogen- und Progesteronspiegel beeinflussen die Knochendichte, das psychische Wohlergehen und die kardiovaskuläre Gesundheit [1 - 5, 8, 15].

Beratungs-Refresh: kutane Hormontherapie

Die systemische Hormontherapie kann auch über topisch applizierte Gele und Lösungen oder intravaginale therapeutische Systeme erfolgen (s. Tab. 1). Diese Hinweise sollten Sie der Kundin bei der Abgabe geben:

  • Behandlung erfolgt in der Regel zyklisch: auf drei bis vier Wochen Anwendung folgt ein therapiefreies Intervall von zwei bis sieben Tagen, in dem es zu einer Abbruchblutung kommen kann.
  • Frauen mit intaktem Uterus sollten unter kutaner Estrogen-Therapie über zwölf bis 14 Tage ein Gestagen einnehmen.
  • Anwendung 1 × täglich auf trockener, intakter Haut, vorzugsweise nach dem Duschen oder Waschen.
  • Gel/Lösung muss auf ein ausreichend großes Körperareal aufgetragen werden. Je nach Arzneimittel werden eine Größe von zwei Handflächen bis zu einem kompletten Arm incl. Schulter empfohlen.
  • Nicht auf Brust und Genitalbereich auftragen.
  • Gel oder Lösung zwei bis drei Minuten trocknen lassen, dann erst mit Kleidung bedecken.
  • Nach dem Auftragen gründlich die Hände waschen.
  • Kinder und Haustiere dürfen nicht mit den behandelten Hautstellen in Berührung kommen. Bei präpubertären Kindern wurde in Einzelfällen eine Brustentwicklung beobachtet.

Vegetative und psychische Symptome

Entgegen früheren Annahmen liegt die Ursache der Beschwerden nicht in einem Östrogenmangel, sondern in den plötzlichen Schwankungen von Östrogen und Progesteron. Dieses hormonelle Auf und Ab führt zu einer Vielzahl von Beschwerden. Zum einen nehmen die prämenstruellen Symptome zu, die typischerweise in der zweiten Zyklushälfte auftreten. Dazu gehören Brustschmerzen und Brustspannen, Unterleibsschmerzen, aber auch Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen. Die Menstruationsblutung kann stärker ausfallen. Es kommt zu einer Hypermenorrhoe. Auch die Abstände zwischen den Blutungen werden zunehmend kürzer.

Hitzewallungen und Schweißausbrüche zählen in der Perimenopause zu den häufigsten Beschwerden. Die Dauer dieser vasomotorischen Symptome, von denen etwa 80% der Frauen betroffen sind, variiert stark, liegt aber im Durchschnitt bei 7,4 Jahren. Davon entfallen 4,5 Jahre auf die Zeit nach der letzten Menstruation. Wenn Hitzewallungen und Schweißausbrüche bereits in der Perimenopause auftraten, also zu einem Zeitpunkt, als der Körper noch mit Östrogenen versorgt wurde, scheinen sich diese vasomotorischen Beschwerden insgesamt über einen längeren Zeitraum zu erstrecken.

Schlafstörungen können einerseits durch Nachtschweiß oder Hitzewallungen bedingt sein, aber auch unabhängig davon auftreten. Nicht selten kommt es in der Perimenopause zu Stimmungsschwankungen. Diese können sich in erhöhter Reizbarkeit, Depressivität, aber auch Ängstlichkeit äußern. Auch ein Libidoverlust ist aufgrund der veränderten hormonellen Situation möglich. Durch den sinkenden Östrogenspiegel nimmt zudem die Feuchtigkeit der Scheide ab. Scheidentrockenheit kann zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und zu vermehrten Harnwegsinfekten beitragen. Niedrige Östrogen-Spiegel verändern außerdem die Cholesterol-Werte. Typischerweise steigen die LDL-Cholsterol-Spiegel, während die HDL-Cholsterol-Werte sinken. Diese Konstellation kann das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen erhöhen. Auch tragen niedrige Östrogen- und Progesteron-Spiegel zu einem Verlust der Knochendichte bei, was das Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche erhöht [1, 2, 9, 15, 16].

Zum Weiterlesen

Bei nur mäßig ausgeprägter Scheidentrockenheit kann anstelle einer Hormontherapie auch die Verwendung eines entsprechenden Pflegeproduktes ausreichend sein. In ihrem Artikel „Hilfe bei Scheidentrockenheit. Pflegeprodukte für mehr Feuchtigkeit im Intimbereich“ in DAZ 2023, Nr. 47, S. 34, vermittelt DAZ-Autorin Dr. Claudia Bruhn das nötige Beratungswissen.

(Foto: Olena/AdobeStock)

Der Weg zur Diagnose

Da die Perimenopause meist schleichend beginnt und Beschwerden oftmals unspezifisch sind, kann es eine Herausforderung darstellen, das Beschwerdebild richtig einzuordnen. Grundsätzlich ist es ratsam, den Zyklus zu verfolgen, um Veränderungen zu erkennen. Dazu bieten sich zum Beispiel Zyklus-Tracking-Apps an. Zyklusschwankungen von sieben Tagen oder mehr bei zuvor regelmäßigen Zyklen können erste Hinweise auf die beginnende Perimenopause sein. Typischerweise nehmen diese Schwankungen im späteren Verlauf der Perimenopause auf 60 und mehr Tage zu.

Eine ärztliche Abklärung ist ratsam, um Veränderungen richtig einordnen zu können. Eine ausführliche Anamnese einschließlich Zyklusanamnese sowie eine körperliche Untersuchung unter Berücksichtigung des Alters können helfen abzuschätzen, ob bereits eine Perimenopause vorliegt. Laborchemische Bestimmungen der Sexualhormone sind bei über 45-Jährigen in der Regel nicht notwendig. Bei Verdacht auf eine Perimenopause bei unter 45-Jährigen kann die Bestimmung von FSH erwogen werden. Daneben spielen in bestimmten Fällen auch die Bestimmung von LH und Estradiol eine Rolle. Differenzialdiagnostisch sollten außerdem Störungen der Schilddrüsenfunktion ausgeschlossen werden [1, 2, 10, 15].

Perimenopause und Fertilität

Die Perimenopause ist nicht gleichbedeutend mit dem Ende der Fruchtbarkeit. Sie markiert zwar den Übergang von der fruchtbaren zur unfruchtbaren Lebensphase, aber auch in dieser Zeit kann es noch zu Schwangerschaften kommen. Im Alter von 40 bis 44 Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft bei 10% pro Jahr und sinkt auf 2% bis 3% pro Jahr im Alter von 45 bis 49 Jahren. Um ungewollte Schwangerschaften zu vermeiden, empfiehlt es sich, die Verhütung bis zum Eintritt der Menopause fortzusetzen [17].

Beschwerden lindern und die Lebensqualität verbessern

Beschwerden wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen oder Scheidentrockenheit können die Lebensqualität erheblich einschränken. Betroffene müssen sich jedoch nicht damit abfinden. Eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten kann den Übergang erleichtern und somit die Lebensqualität verbessern. Grundsätzlich wird empfohlen, mehrere Symptome mit einem Behandlungsansatz anzugehen, anstatt jedes Symptom einzeln zu behandeln. Neben Lebensstiländerungen wie regelmäßiger Bewegung, ausgewogener Ernährung mit Verzicht auf Coffein, Alkohol und Nicotin sowie Entspannungsübungen stehen medikamentöse Ansätze zur Verfügung.

Tab. 1: Darreichungsformen zur kutanen Anwendung in der Hormonersatztherapie. Grundsätzlich sollte die niedrigste noch wirksame Erhaltungsdosis angestrebt werden (Auswahl) [ABDA-Datenbank, Stand: 18. September 2024].

DarreichungsformWirkstoffFertigarzneimittel (Beispiele)Dosierung
Gel0,5 mg Estradiol pro Einzeldosis

Estreva® 0,1% Gel (Dosier­spender)

Sisare® Gel mono 0,5 mg (Einzeldosis-Beutel; auch: 1 mg)

  • Initialdosis: 0,5 mg bis 1 mg pro Tag über 24 bis 28 Tage
  • Erhaltungsdosis: 0,5 bis 3,0 mg pro Tag
0,75 mg Estradiol pro EinzeldosisGynokadin® Dosiergel
  • Tagesdosis: 1,5 bis 3 mg
Spray (Lösung)1,53 mg Estradiol pro SprühstoßLenzetto® transdermales Spray
  • Initialdosis: 1 Sprühstoß pro Tag
  • Erhaltungsdosis: 2, maximal 3 Sprühstöße täglich
  • CAVE: vor der ersten Benutzung und einem oder mehreren Tagen Nichtbenutzung in den geschlossenen Deckel ansprühen
Vaginalinsert

Beladung: 2 mg Estradiol-Hemihydrat

Abgaberate: 7,5 µg/24 Stunden

Estring 2 mg Vaginalinsert
  • flexibler Vaginalring (Platzierung im oberen Drittel der Scheide)
  • Tragedauer: 3 Monate
  • maximale Behandlungsdauer: 2 Jahre
  • kann, falls gewünscht, für den Geschlechtsverkehr herausgenommen und nach Abspülen mit lauwarmem Wasser wieder eingesetzt werden

Hormone: gleichzeitig Therapie der Beschwerden und Kontrazeption

Im Mittelpunkt steht dabei die Hormontherapie. Da in der Perimenopause eine Schwangerschaft prinzipiell möglich ist, können hormonelle Kontrazeptiva zur Behandlung der Beschwerden bei gleichzeitigem Verhütungswunsch eingesetzt werden. Hierfür eignen sich niedrig dosierte Östrogen-Präparate mit 20 bis 30 µg Ethinylestradiol. Bei unter 50-Jährigen sollte die Verhütung so lange fortgesetzt werden, bis die letzte Regelblutung zwei Jahre zurückliegt. Bei über 50-Jährigen sollte die letzte Regelblutung ein Jahr zurückliegen, bevor die Verhütung beendet werden kann.

Grundsätzlich sind kombinierte hormonelle Kontrazeptiva eine gute Alternative zur klassischen Hormontherapie, sofern keine Kontraindikationen vorliegen. Über 35-Jährige, die rauchen, an Bluthochdruck, einem Diabetes mellitus oder Migräne leiden, sollten allerdings keine Kombinationspräparate einnehmen. Gestagen-haltige Intrauterinpessare (IUD, z. B. Mirena®, Levosert®) können in Kombination mit einer östrogenhaltigen Hormonersatztherapie zur Sym­ptomkontrolle eingesetzt werden und eignen sich besonders zur Behandlung starker Regelblutungen. Neben der Symptomkontrolle bieten sie einen zusätzlichen Empfängnisschutz.

Bei der Hormontherapie wird zwischen einer Monotherapie und einer Kombinationstherapie unterschieden. Bei der Monotherapie werden reine Östrogene in unterschiedlichen Darreichungsformen eingesetzt. Neben der oralen Darreichungsform stehen die transdermale und die vaginale Anwendung zur Verfügung. Eine systemische Östrogen-Monotherapie sollte nur nach Hysterektomie erfolgen, da sonst das Risiko für Endometriumkarzinome steigt. Bei vorhandenem Uterus wird zum Schutz des Endometriums Östrogen mit einem Gestagen im Sinne einer Kombinationstherapie verabreicht.

Tab. 2: Darreichungsformen zur lokalen Therapie von Symptomen der Perimenopause. Grundsätzlich soll sowohl in der Initial- als auch in der Erhaltungstherapie die jeweils niedrigste wirksame Dosis angestrebt werden (Auswahl) [ABDA-Datenbank, Stand: 18. September 2024].

DarreichungsformWirkstoffFertigarzneimittel (Beispiele)Dosierung
VaginalcremesEstriol 0,5 mg/EDO

Estriol Wolff® Vaginalcreme

OeKolp®-Creme

Oestro-Gynaedron® 0,5 mg/g Vaginalcreme

Ovestin 1 mg Vaginalcreme

  • Initialdosis: 0,5 mg/Tag, je nach Präparat eine bis vier Wochen
  • Erhaltungsdosis: 2 × wöchentlich 0,5 mg
Ovula0,5 mg Estriol

OeKolp® forte Ovula 0,5 mg

Ovestin 0,5 mg Ovula

  • Initialdosis: 1 × täglich 0,5 mg über bis zu vier Wochen
  • Erhaltungsdosis (schrittweise Reduzierung): 2 × wöchentlich 0,5 mg
Vaginaltabletten0,01 mg EstradiolVagirux 10 Vaginaltabletten
  • Initialdosis: 1 × täglich 0,01 mg über zwei Wochen
  • Erhaltungsdosis: 2 × wöchentlich 0,01 mg

Lokale Hormontherapie bei urogenitalen Beschwerden

Stehen urogenitale Beschwerden wie Scheidentrockenheit oder rezidivierende Harnwegsinfekte im Vordergrund, ist eine rein lokale Östrogen-Therapie mit Vaginaltabletten, -salben, -cremes, -pessaren oder -ringen möglich (s. Tab. 2 und Kasten „Beratungs-Refresh: Vaginalia“). Eine solche lokale Therapie kann ohne Gestagene durchgeführt werden, da sie das Risiko für Endometriumkarzinome nicht zu erhöhen scheint.

Beratungs-Refresh: Vaginalia in der Hormontherapie

Bei der Anwendung von Vaginalia für die lokale Hormontherapie gilt es einiges zu beachten. Diese Hinweise können Sie im Beratungsgespräch Ihrne Kundinnen mitgegeben:

  • abends vor dem Schlafengehen anwenden, idealerweise in Rückenlage
  • Ovulum, Tablette oder Creme tief in die Scheide einführen, in der Regel mit Applikator. Cremes auch äußerlich auf die Genitalschleimhaut auftragen.
  • Vaginalcremes: Applikatoren haben eine Skala zur Dosierung, werden auf die Tube aufgesteckt oder aufgedreht.
  • Den Applikator nicht am Kolben aus der Scheide herausziehen.
  • Applikator nach der Anwendung mit warmem (nicht heißem) Wasser reinigen und gut trocknen lassen. Wird mit Seife gereinigt, diese im Anschluss vollständig ausspülen.
  • Latex-Kondome können durch Paraffinkohlenwasserstoffe und Glyceride porös werden – entsprechende Vaginalia dürfen daher nicht gleichzeitig benutzt werden.
  • Lipophile Bestandteile von Vaginalcremes und Ovula werden nicht resorbiert, sondern fließen aus der Scheide – ein Wäscheschutz ist empfehlenswert.

Wenn Schlafstörungen im Mittelpunkt stehen, kann eine Behandlung mit mikronisiertem oralem Progesteron vor dem Schlafengehen hilfreich sein. Hierbei handelt es sich um Progesteron, welches aus Soja oder Jams gewonnen wird. Die Metaboliten Pregnanolon und Allopregnanolon weisen eine sedierende Wirkung auf. Wissenschaftliche Daten deuten darauf hin, dass eine solche orale Einnahme von mikronisiertem Progesteron das nächtliche Schwitzen verringern und die Schlafqualität verbessern kann.

Neben der Hormontherapie können auch Antidepressiva aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahme­hemmer sowie Gabapentin, ein Antikonvulsivum eingesetzt werden. Diese Wirkstoffe sind insbesondere bei vasomoto­rischen Beschwerden gut wirksam und vor allem dann geeignet, wenn hormonelle Ansätze kontraindiziert sind.

Neurokinin-3-Rezeptor-Antagonist Fezolinetant

Frauen, die unter Menopause-assoziierten, moderaten bis schweren vasomotorischen Symptomen wie Hitzewallungen leiden, können seit Februar 2024 mit dem Neurokinin-3(NK3)-Rezeptor-Antagonisten Fezolinetant (Veoza®) behandelt werden. Da die nichthormonell wirkende Substanz direkt in den Pathomechanismus der Beschwerden eingreift, erhofft man sich neben einer guten Wirksamkeit ein besseres Sicherheitsprofil als bei herkömmlichen Hormontherapien. Fezolinetant wird in einer Dosis von einmal täglich 45 mg peroral eingenommen. Während der Anwendung kommt es häufig zu Schlaflosigkeit, Diarrhö, Abdominalschmerzen sowie zu erhöhten Alanin- oder Aspartat-Aminotransferase-­Werten. Die Erhöhung der Transaminasen-Werte war meist reversibel und asymptomatisch, aber klinisch relevant. Daher sollte vor allem bei Frauen mit Leber­erkrankungen die Leberfunktion regelmäßig überwacht werden. In die aktuellen Leitlinien hat der Wirkstoff noch keinen Eingang gefunden. Im August 2024 hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) Fezolinetant zumindest einen „Anhaltspunkt für einen geringen Zusatznutzen“ zuerkannt – bei Frauen in der Menopause mit Hitzewallungen und Nachtschweiß, die keine Hormontherapie bekommen. Es gibt aber auch kritische Stimmen: Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) sieht zwar in Fezolinetant grundsätzlich das Potenzial für eine neue Therapieoption bei Frauen, für die eine Hormontherapie nicht infrage kommt. Nach Einschätzung der AkdÄ sei es aber aktuell nicht ausreichend belegt, dass Fezolinetant für diese Frauen ein besseres Nutzen-Risiko-Verhältnis aufweist als beobachtendes Abwarten. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat aktuell ihre Sicherheitshinweise zu einer möglichen Leberschädigung unter Fezolinetant noch verschärft [26]. Dem bestehenden Warnhinweis über erhöhte Leberblutwerte wurde ein Warnhinweis zum Risiko einer Leberschädigung hinzugefügt.

Für Photopharmaka zur Therapie von Symptomen der Perimenopause ist die Evidenz nicht eindeutig belegt. Die Leitlinie empfiehlt Zubereitungen aus Cimicifuga racemosa (Traubensilberkerze) gegen vasomotorische Beschwerden. Gegen Hitzewallungen spricht sie auch Isoflavonen, Rotklee, S-Equol, Genistein, Rheum rhapontikum (Rhapontik-Rhabarber) und Johanniskraut-Extrakten einen möglichen Nutzen zu. Für einen Therapieversuch sollten stets zugelassene Arzneimittel verwendet werden [1, 9, 12, 14, 18 - 25].

Literatur

[1] Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen. S3-Leit­linie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) und Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG), AWMF-Reg.Nr. 015-062, Stand September 2020

[2] Santoro N. Perimenopause: From Research to Practice. J Womens Health (Larchmt) 2016;25(4):332-339, doi: 10.1089/jwh.2015.5556

[3] Hormonelle Umstellung in den Wechseljahren. Informationen von „Frauenärzte im Netz“, Stand 18. Mai 2018, www.frauenaerzte-im-netz.de/koerper-sexualitaet/wechseljahre-klimakterium/hormonelle-umstellung-in-den-wechseljahren/

[4] Perimenopause: Rocky road to menopause. Informationen der Harvard Medical School, Stand: 9. August 2022, www.health.harvard.edu/womens-health/perimenopause-rocky-road-to-menopause

[5] Menopause. Informationen der World Health Organization (WHO), Stand 17. Oktober 2022, www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/menopause

[6] The Lancet. Attitudes towards menopause: time for change. Lancet 2022;399(10343):2243, doi: 10.1016/S0140-6736(22)01099-6

[7] Baker FC et al. Sleep and Sleep Disorders in the Menopausal Transition. Sleep Med Clin 2018;13(3):443-456, doi: 10.1016/j.jsmc.2018.04.011

[8] Perimenopause or Menopausal Transition. Informationen der Australasian Menopause Society. Stand: März 2023, www.menopause.org.au/hp/information-sheets/perimenopause

[9] Perimenopause. Informationen der Mayo Clinic, Stand: 25. Mai 2023, www.mayoclinic.org/diseases-conditions/perimenopause/diagnosis-treatment/drc-20354671

[10] Meyers M et al. Case Reports from Women Using a Quantitative Hormone Monitor to Track the Perimenopause Transition. Medicina (Kaunas) 2023;59(10):1743, doi: 10.3390/medicina59101743

[11] Schaudig K. Vorzeitige Wechseljahre. Informationen der Deutschen Menopause Gesellschaft e. V., www.menopause-gesellschaft.de/themen/vorzeitige-wechseljahre/

[12] Prior JC. Progesterone for Symptomatic Perimenopause Treatment ‒ Progesterone politics, physiology and potential for perimenopause. Facts Views Vis Obgyn 2011;3(2):109-20, PMID: 24753856

[13] Regidor PA. Progesterone in Peri- and Postmenopause: A Review. Geburtshilfe Frauenheilkd 2014;74(11):995-1002, doi: 10.1055/s-0034-1383297

[14] Delamater L, Santoro N. Management of the Perimenopause. Clin Obstet Gynecol 2018;61(3):419-432, doi: 10.1097/GRF.0000000000000389

[15] Meyer S et al. Hormontherapie in der Peri- und Postmenopause. Dtsch Med Wochenschr 2018;143(22):1636-1647, doi: 10.1055/a-0441-4540

[16] Cable JK, Grider MH. Physiology, Progesterone. [Updated 2023 May 1]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; Stand 2024, www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK558960/

[17] Grandi G et al. Contraception During Perimenopause: Practical Guidance. Int J Womens Health 2022;14:913-929, doi: 10.2147/IJWH.S288070

[18] Perimenopause. Informationen der University of Utah, healthcare.utah.edu/womens-health/gynecology/menopause/perimenopause

[19] Hormonersatztherapie – Hormone in den Wechseljahren. Informationen von „Frauenärzte im Netz“, Stand 18. Mai 2018, www.frauenaerzte-im-netz.de/koerper-sexualitaet/wechseljahre-klimakterium/hormonersatztherapie-hrt/

[20] Brotherston J. Contraception meets HRT: seeking optimal management of the perimenopause. Br J Gen Pract 2015;65(638):e630-2, doi: 10.3399/bjgp15X686689

[21] Birkhäuser M et al. Aktuelle Empfehlungen zur Menopausalen Hormon-Therapie (MHT). Kommission Qualitätssicherung der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Stand 28. August 2018, www.sggg.ch/fileadmin/user_upload/Dokumente/3_Fachinformationen/1_Expertenbriefe/De/42_Menopausale_Hormon-Therapie_2015.pdf

[22] Constantine GD et al. Endometrial safety of low-dose vaginal estrogens in menopausal women: a systematic evidence review. Menopause 2019;26(7):800-807, doi: 10.1097/GME.0000000000001315

[23] Prior JC et al. Oral micronized progesterone for perimenopausal night sweats and hot flushes a Phase III Canada-wide randomized placebo-controlled 4 month trial. Sci Rep 2023;13(1):9082, doi: 10.1038/s41598-023-35826-w

[24] Lowry F. Progesterone Might Benefit Women in Perimenopause. Medscape Medical News, 6. Juli 2023, www.medscape.com/viewarticle/994052?form=fpf

[25] Gobrecht-Keller U. Gestagengabe in der Menopause: Was sind Unterschiede, Vorteile und Nachteile der einzelnen Präparate? Eine aktuelle Übersicht. Journal für Gynäkologische Endokrinologie/Schweiz 2021;2

[26] FDA adds warning about rare occurrence of serious liver injury with use of Veozah (fezolinetant) for hot flashes due to menopause. FDA Drug Safety Communication 09-12-2024, www.fda.gov/drugs/drug-safety-and-availability/fda-adds-warning-about-rare-occurrence-serious-liver-injury-use-veozah-fezolinetant-hot-flashes-due


Magdalena Geretto, Ärztin und freie Autorin


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1 Kommentar

Menstruierende und Ejakuliernde

von Christine Ruhoff am 07.10.2024 um 9:48 Uhr

Sehr geehrter menstruierender Mensch Geretto!
Ich fühle mich diskriminiert durch Ihre Bezeichnung "Menstruierende" anstelle des früher gebräuchlichen Ausdrucks "Frauen".
Dieser Ausdruck reduziert die Hälfte der Bevölkerung, jene, die man früher Frauen nannte, auf eine biologische Funktion.
Halten Sie das für wertschätzend?
Und was ist mit Ex-Menstruirendinnen? Welche Bezeichnung haben Sie für die?
Wie wäre der passende Ausdruck für die Menschen, die man früher Männer nannte? Ejakuliernde?
Mit den besten Grüßen

Eine ExMenstruierende

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