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Medikation unter der Lupe Fall 22
„Kann ich die Hälfte weglassen?“
Erweiterte Medikationsberatung ist eine der pharmazeutischen Dienstleistungen, die Apotheken ihren Patientinnen und Patienten mit Polymedikation anbieten können. Herzstück ist eine Medikationsanalyse. Sie ist die Basis für das Erkennen und Lösen von arzneimittelbezogenen Problemen. Neben einem strukturierten Vorgehen ist detektivischer Spürsinn gefragt. Mit unserer crossmedialen Serie „Medikation unter der Lupe“ fordern wir diesen Spürsinn heraus.
Einmal im Monat stellen wir in der DAZ und auf DAZ.online einen Fall vor und geben Anregungen für Lösungen. Dann sind Sie gefragt. Wie würden Sie vorgehen, um die Probleme in den Griff zu bekommen? Ihren Lösungsansatz können Sie dann in einem Webinar mit unseren Autorinnen und Autoren diskutieren, die ihrerseits einen Vorschlag präsentieren werden. Das Webinar zu unserem 22. Fall, den Apothekerin Dr. Dorothee Dartsch vorstellt, startet am 30. Oktober 2024 um 20.00 Uhr.
Der Fall
Die Patientin:
Frau T. Hühne ist 93 Jahre alt (162 cm, 57 kg) und lebt mit ihrem Partner in einer betreuten Wohnanlage. Hauptanliegen für die Medikationsberatung ist für sie, dass ihre Arzneimittel einmal geprüft werden. Sie würde sich auch freuen, wenn man „die Hälfte weglassen“ könnte.
Subjektive Parameter:
Frau Hühne beklagt gelegentliche Krämpfe in Händen, Füßen und Waden, ferner Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust. Dies liege an Magenbeschwerden, die sie seit circa zwei bis drei Wochen hat. Nach Absetzen von Flohsamenschalen vor zwei Tagen hätten sie sich etwas gebessert. Stuhlgang habe sie einmal pro Tag. Außerdem sei ihr seit zwei bis drei Wochen öfters schwindelig. Die Frage nach Stürzen oder Schlafstörungen verneint sie. Blutungen (z. B. Nase, Zahnfleisch, Verletzungen) oder Hämatome habe sie bis auf gelegentliches Zahnfleischbluten auch nicht.
Objektive Parameter:
Diagnostiziert sind laut Patientin Hypertonie, Polycythaemia vera, Gicht (zwei Anfälle bislang, zuletzt vor zwei bis drei Jahren) und Grauer Star (Zustand nach Katarakt-OP). Vor vielen Jahren hatte sie Brustkrebs und ein Talgdrüsenkarzinom an der Augenbraue, außerdem im Lauf der Zeit mehrere Hirninfarkte, die keine spürbare Beeinträchtigung hinterlassen haben. Der Blutdruck in der parallel durchgeführten pDL „Blutdruckmessung“ beträgt 135/56 mmHg, der Puls 56 Schläge/Minute.
Frau Hühne hat keinen Einnahmeplan, wirkt aber sehr sicher beim Bericht, wie viel sie wann einnimmt. Lediglich zum Allopurinol sagt sie: „Ein Medikament lasse ich gerade weg, ich glaube, das ist Allopurinol.“ Das Etoricoxib nehme sie, weil ihr das rechte Bein weh tue. Sie stelle sich die Medikamente in einer Wochenbox selbst zusammen und habe mit der Handhabung kein Problem, allerdings dauere das Stellen rund eine Stunde. Die Einnahme vergesse sie so gut wie nie. Frau Hühne rauche nicht und trinke, außer in seltenen Fällen ein Glas Wein, keinen Alkohol. Sie kocht selbst, die Ernährung ist normal gemischt. Einmal pro Woche geht sie in eine Fitness-Gruppe und macht täglich gymnastische Übungen.
Tab.: Zurzeit nimmt die Patientin folgende Medikamente ein:
Wirkstoff | Handelsname | Stärke | Form | morgens | mittags | abends | Besondere Hinweise |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Allopurinol | Allopurinol AL | 300 mg | Tablette | 1 | |||
ASS | ASS Ratiopharm | 100 mg | Tablette | 1 | |||
Candesartan | Candesartan 1A Pharma | 16 mg | Tablette | 1 | 1 | ||
Colecalciferol | Dekristol | 20.000 IE | Weichkapsel | 1 jeden Dienstag | |||
Doxazosin | Doxazosin 2 COR 1A Pharma | 2 mg | Tablette | 1 | 1 | ||
Etoricoxib | Etoricoxib Mylan | 90 mg | Tablette | 1 | neu | ||
Hydroxycarbamid | Hydrea | 500 mg | Hartkapsel | 1 | + eine zusätzliche Tablette Dienstagabend | ||
Lercanidipin | Lercanidipin Omniapharm | 10 mg | Filmtablette | 1 | |||
Metoprolol | Metohexal-Succ | 47,5 mg | Retardtablette | 0,5 | 0,5 | ||
Torasemid | Torasemid 1A Pharma | 5 mg | Tablette | 1 | neu | ||
Selbstmedikation | |||||||
B-Vitamine | Vitamin B Komplex | Kapsel | Jeden zweiten Tag | ||||
Ginkgo | Gingium | 120 mg | Filmtablette | 1 | |||
Magnesium | Magnesium Verla N | 400 mg | Tablette, magensaftresistent | 1 | |||
Bisacodyl | Dulcolax | 10 mg | Suppositorien | bei Bedarf |
Die Medikation sollte auf folgende ABP überprüft werden:
- falsche Dosierung (Über-/Unterdosierungen, Dosierungsintervall)
- ungeeignete Darreichungsform
- Einnahmezeitpunkte
- Doppelmedikation, Pseudodoppelmedikation
- Kontraindikationen (Alter/Geschlecht/Nierenfunktion …)
- Interaktionen
- fehlendes Arzneimittel trotz Indikation
- fehlende Indikation für verordnetes Arzneimittel
- Handhabungsprobleme
- Probleme mit Therapie- und Einnahmetreue
- Bericht von empfundener Nebenwirkung
- Aufbewahrung der Medikation
Lösungswege
Dr. Dorothee Dartsch, Apothekerin und Fachtoxikologin, Campus Pharmazie GmbH Hamburg, wird am 30. Oktober 2024 um 20.00 Uhr mit Ihnen in einem Webinar Lösungswege diskutieren.
Das Webinar ist buchbar unter: https://akademie.dav-medien.de/medikation-unter-der-lupe-fall-22/
Das Webinar ist kostenfrei für Abonnentinnen und Abonnenten der DAZ und Scholz online sowie für DPhG-Mitglieder. Alle anderen zahlen 35,00 Euro für die Teilnahme.
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