Noro- und Rotaviren-Gastroenteritiden kommen bei Menschen jeden Alters vor, letztere treten jedoch am häufigsten bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu zwei Jahren auf. Grund dafür ist die fehlende Immunität, die sich durch wiederholte Rotavirus-Infektionen erst im Lauf der ersten Lebensjahre aufbaut. Trotz Antikörperbildung können auch Erwachsene noch erkranken, meist ist der Verlauf bei ihnen jedoch asymptomatisch bis mild [5, 6].
Bei Noroviren sorgt eine ausgeprägte Genomvariabilität dafür, dass es nach einer Infektion lediglich zu einer kurzzeitigen Immunität kommt. Die Anfälligkeit für eine Infektion wird durch das Immunsystem und genetische Faktoren bestimmt. So erleichtert die Interaktion der Noroviren mit bestimmten Histo-Blutgruppen-Antigenen (HBGA) auf der Oberfläche des Darmepithels den Zelleintritt [1, 7].
Symptomatisch sind beide Infektionen nicht voneinander zu unterscheiden. Auch der fäkal-orale Übertragungsweg ist bei beiden Gastroenteritiden gleich. Die Ausbreitung viraler Infektionen wird vor allem in Gemeinschaftseinrichtungen begünstigt, in denen die Erreger durch engen zwischenmenschlichen Kontakt optimal zirkulieren können [5, 6]. Das trägt zu einer höheren Erkrankungshäufigkeit bei Kindern unter fünf Jahren und Senioren bei [3, 5].
Hygienemaßnahmen sind essenziell
Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr sind Hygienemaßnahmen wie Händedesinfektion, Desinfektion von kontaminierten Flächen (auch Türklinken!) und das Waschen von Bett- und Unterwäsche sowie Handtüchern bei mindestens 60 °C zur Unterbrechung von Infektionsketten essenziell. Darüber hinaus kann eine konsequente Händedesinfektion zur Prävention von Ausbrüchen beitragen (siehe auch Beitrag „Alkohol ist doch eine Lösung“, DAZ 2023, Nr. 37, S. 36) [5, 6].
Während eine Impfung gegen Rotaviren seit 2013 routinemäßig erfolgt, stehen Impfstoffe zur Prävention von Norovirus-Infektionen nicht zur Verfügung [1, 6]. Die Schluckimpfung mit einem Rotavirus-Lebendimpfstoff (Rotarix®, Rota Teq®) bietet etwa für zwei bis drei Infektionssaisons Schutz und muss bis zur 24. bzw. 32. Lebenswoche abgeschlossen sein. Spätere Impfungen erhöhen bei Kindern das Risiko für Darminvaginationen (Einstülpungen von Darmabschnitten mit beeinträchtigter Durchblutung und Verschlussgefahr) [6]. Beim Norovirus erschweren vor allem die Genomvariabilität und das unvollständige Verständnis der antigenen Diversität die Entwicklung von Impfstoffen, die sich aber bereits in der Pipeline befinden [1].
Bakterielle Infektionen meist über die Nahrung
Bakterielle Infektionen mit nichttyphoidalen Salmonellen und Campylobacter erfolgen in der Regel über den Verzehr kontaminierter Lebensmittel. Infektionsquellen stellen vor allem nicht ausreichend erhitzte Eier, eihaltige Speisen und Fleischerzeugnisse hinsichtlich einer Salmonelleninfektion und insbesondere Geflügelfleisch und Rohmilch bei Campylobacter dar. Nahrungsmittel können jedoch auch bei mangelhafter Hygiene fäkal kontaminiert werden, insbesondere durch akut infizierte Personen im gleichen Haushalt. Anders als Salmonellen kann sich Campylobacter auf Lebensmitteln nicht vermehren, bleibt jedoch lange überlebensfähig.
Um das Infektionsrisiko für beide Erreger zu minimieren, ist eine sorgfältige Hand- und Flächenhygiene im Umgang mit insbesondere kritischen Lebensmitteln unabdingbar. Ein Erhitzen der Speisen auf über 70 °C für einige Minuten tötet die Bakterien sicher ab [8, 10].
A und O der Therapie: Rehydrieren
Da infektiöse Gastroenteritiden in der Regel von selbst abklingen und für virale Infektionen keine kausale Therapie existiert, kommen ausschließlich supportive Behandlungsmaßnahmen zum Einsatz [2, 5, 6]. Das gilt auch für bakteriell verursachte Infektionen, bei denen eine Antibiotikatherapie nur in Ausnahmefällen indiziert ist. Gründe dafür sind neben dem meist selbstlimitierenden Charakter der Infektionen die zunehmende Gefahr von Antibiotikaresistenzen und die negativen Auswirkungen auf das Darmmikrobiom. Im Fall der Salmonellose wird darüber hinaus eine verzögerte Bakterienausscheidung unter Antibiose beschrieben [2, 4, 8, 9].
Bei allen Gastroenteritiden besteht aufgrund hoher Flüssigkeitsverluste durch starkes Erbrechen und Durchfall immer das Risiko einer Dehydration. Vor allem Kleinkinder und alte Menschen sind gefährdet (siehe auch Kasten „Wann zum Arzt“) [1, 8, 9].
Die Behandlung von Magen-Darm-Infektionen sieht daher immer eine konsequente Zufuhr von Flüssigkeit und Elektrolyten vor [2, 3]. Bei mildem Verlauf können verdünnte Säfte mit Salzstangen oder Hühnerbrühe die Depots wieder auffüllen. Stärkere Beschwerden und Anzeichen einer Dehydration machen eine Substitution in Form von oralen Rehydrationslösungen (ORL) erforderlich. Diese unterscheiden sich in der quantitativen Elektrolytzusammensetzung je nach Fertigarzneimittel bzw. Empfehlung (siehe Tab. 2)
Tab. 2: Orale Rehydrationslösungen (ORL) [2, 13, 14, Produktinformationen]
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