Tendinitis, Sehnenruptur, Arthralgie, Schmerzen in den Extremitäten, Gangstörungen, Neuropathien mit Parästhesien, Depressionen, Fatigue, Gedächtnisstörungen, Halluzinationen, Psychosen, Schlafstörungen sowie Beeinträchtigungen der Sinne (Hören, Sehen, Schmecken und Riechen)
- DAZ.online
- News
- Pharmazie
- Neue Nebenwirkungen von ...
Vorsicht Fluorchinolone
Neue Nebenwirkungen von Levofloxacin
Infolge eines europäischen, die periodischen Sicherheitsberichte bewertenden Verfahrens mussten vor Kurzem die Produktinformationen von Levofloxacin um neue Nebenwirkungen mit unbekannter Häufigkeit aktualisiert werden. Ein guter Anlass, sich nochmals in Erinnerung zu rufen, warum bei der Verordnung von Fluorchinolonen allgemein erhöhte Aufmerksamkeit geboten ist.
Dass Fluorchinolon-haltige Antibiotika (oral, i.v., inhalativ) nur noch zurückhaltend eingesetzt werden sollten, dürfte unter Apotheker:innen allgemein bekannt sein. Hintergrund sind „schwerwiegende, die Lebensqualität beeinträchtigende und potenziell dauerhafte Nebenwirkungen“, an die unter anderem das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zuletzt im Juni 2023 erinnerte.
Als Nebenwirkung gefürchtet sind vor allem Sehnenschäden, weshalb die Antibiotika-Gruppe beispielsweise nicht mit Glucocorticoiden kombiniert werden sollte.
Mehr zum Thema
Beratungstipps zu Verordnungen über Ciprofloxacin und Co.
Hilfe, ein Fluorchinolon-Rezept!
Rote-Hand-Brief
Aortenaneurysmen unter Fluorchinolonen
Weil 2023 Studiendaten darauf hindeuteten, dass Fluorchinolone weiterhin außerhalb der empfohlenen Anwendungsgebiete verschrieben werden, wurde damals erneut ein Rote-Hand-Brief versendet, um auf die Problematik aufmerksam zu machen. Daraus gehen insgesamt folgende schwerwiegende Nebenwirkungen hervor:
Bei ersten Anzeichen dieser schwerwiegenden Nebenwirkungen soll sofort ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden.
Außerdem wird in dem Rote-Hand-Brief darauf hingewiesen, dass die Produktinformationen von Fluorchinolonen 2018 und 2020 aktualisiert wurden – dort werden seitdem auch
- Aortenaneurysmen und -dissektionen sowie
- Herzklappenregurgitation/-insuffizienz
als Nebenwirkungen gelistet.
Update zu Levofloxacin
Speziell zum Fluorchinolon Levofloxacin gibt es nun ein weiteres Update der Produktinformationen. Infolge eines europäischen, die periodischen Sicherheitsberichte bewertenden Verfahrens muss dort mittlerweile auch auf
- Knochenmarksversagen,
- Myoklonie,
- Manie und
- Hyperpigmentierung (Photosensibilität)
als mögliche Nebenwirkungen mit unbekannter Häufigkeit hingewiesen werden.
Der Pharmakovigilanz-Ausschuss (PRAC) der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA hält die Möglichkeit für einen Kausalzusammenhang zwischen Levofloxacin und den genannten unerwünschten Wirkungen zumindest für eine plausible Möglichkeit.
Eine Myoklonie erkennen
Plötzliche unwillkürliche Zuckungen, Muskelzuckungen oder Muskelkontraktionen können Anzeichen einer Myoklonie sein. Levofloxacin sollte dann sofort abgesetzt und eine entsprechende Behandlung eingeleitet werden. Bei älteren Patient:innen mit eingeschränkter Nierenfunktion sollte die Levofloxacin-Dosis präventiv entsprechend der Kreatinin-Clearance angepasst werden.
Knochenmarkversagen erkennen
Müdigkeit, Hautblässe, Blutergüsse, unkontrollierte Blutungen, Fieber, Halsschmerzen und eine schwerwiegende Verschlechterung des Allgemeinzustands können auf ein Knochenmarkversagen hindeuten, bei dem Leukopenie, Neutropenie, Panzytopenie, hämolytische Anämie, Thrombozytopenie, aplastischer Anämie oder Agranulozytose auftreten können. Dann müssen Ärzt:innen die Behandlung mittels Blutbild überwachen.
Eine Manie könnte vorliegen, wenn sich Patient:innen sehr aufgeregt, begeistert, aufgewühlt oder überschwänglich fühlen.
Überprüfung durch den PRAC bis September
Aus Sicherheitsgründen – Metamizol verliert Zulassung in Finnland
Schutz vor schweren Folgen
EMA empfiehlt neue Sicherheitshinweise zu Metamizol
Auch im Zusammenhang dieser neuen Levofloxacin-Nebenwirkungen ist es also sinnvoll, sich daran zu erinnern, dass Fluorchinolone systemisch und inhalativ laut dem Rote-Hand-Brief von 2023 nicht verordnet werden sollten:
- für Patientinnen und Patienten, die zuvor schwerwiegende Nebenwirkungen mit einem Chinolon- oder Fluorchinolon-Antibiotikum hatten;
- bei nicht schweren oder selbstlimitierenden Infektionen (z. B. Pharyngitis, Tonsillitis und akuter Bronchitis);
- bei leichten bis mittelschweren Infektionen (einschließlich unkomplizierter Zystitis, akuter Exazerbation einer chronischen Bronchitis und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), akuter bakterieller Rhinosinusitis und akuter Otitis media), es sei denn, andere Antibiotika, die üblicherweise für diese Infektionen empfohlen werden, werden als ungeeignet erachtet;
- bei nichtbakteriellen Infektionen, z. B. nichtbakterielle (chronische) Prostatitis;
- zur Prävention von Reisediarrhoe oder rezidivierenden Infektionen der unteren Harnwege.
0 Kommentare
Kommentar abgeben