DAZ-Adventsrätsel – Tag 9

Tödliches Abendmahl

In unserem heutigen Adventsrätsel geht es um das Alkaloid Nicotin, welches im 19. Jahrhundert in einem Kriminalfall großes Aufsehen erregte. Auf Schloss Bitremont in Belgien verstarb Gustave Fougnies nach einem Abendessen bei seinem Schwager und seiner Schwester. Der Mordfall sollte die analytische Chemie revolutionieren.  

Tödliches Abendmahl

Der belgische Aristokrat Hippolyte Visart de Bocarmé lebte mit seiner Frau auf Schloss Bitremont in Belgien. Seine Ehefrau, Lydia Fougnies, Tochter eines Apothekers und Kaufmanns, stammte aus einer wohlhabenden Familie. Beide gewöhnten sich an Luxus, doch schon bald gerieten sie in finanzielle Schwierigkeiten. Nach dem Tod von Lydias Vater hoffte das Paar auf eine beträchtliche Erbschaft. Doch der Großteil des Vermögens ging an Lydias Bruder, Gustave Fougnies.

Für Bocarmé schien dies zunächst kein großes Problem zu sein: Gustave war krank und unverheiratet. Er rechnete damit, dass sein Schwager bald sterben würde und das Ehepaar das gesamte Vermögen erben würde. Doch es kam anders. Gustave verliebte sich und plante 1850 zu heiraten. In diesem Fall würde nach seinem Tod das Geld an seine zukünftige Ehefrau gehen. Das verschuldete Ehepaar war alarmiert.

An diesen Tagen erinnerte sich Bocarmé an seine Experimente mit Nicotin. Seit einiger Zeit extrahierte er toxische Verbindungen aus Pflanzen und testete sie an Tieren, die daran verstarben. Nicotin ist ein starkes Nervengift, das als Agonist an nicotinischen Acetylcholin-Rezeptoren wirkt. In hohen Dosen (40 bis 60 mg oral appliziert) kann es zu Lähmungen und schließlich zum Tod führen.

Die bevorstehende Hochzeit von Gustave bot Bocarmé einen Vorwand, den Schwager auf Schloss Bitremont einzuladen. Bei einem Abendessen sollte über Details gesprochen werden – es wurde Gustaves letztes Mahl. Nach einigen Bissen brach er zusammen. Angeblich aufgrund eines Schlaganfalls. Doch die Polizei leitete Ermittlungen ein und beauftragte den Chemiker Jean Servais Stas (1813 bis 1891) damit, Proben aus Gustaves Magen und Darm zu untersuchen. Stas konnte mit Diethylether Nicotin aus den Organen extrahieren und identifizieren – ein bislang unbekannter Nachweis für das Alkaloid. Das Ehepaar war überführt. Für seine Taten wurde Bocarmé hingerichtet, seine Frau hingegen hatte Glück und wurde freigesprochen. 

Des einen Pech ist des anderen Glück: Jean Servias Stas wurde berühmt. Der Pharmazieprofessor Friedrich Julius Otto (1809 bis 1870) entwickelte Stas’s Methode zum Stas-Otto-Gang weiter. Noch heute führen angehende Apothekerinnen und Apotheker den sogenannten Stas-Otto-Trennungsgang durch, mit dem Stoffe aufgrund ihrer Azidität bzw. Basizität aus Stoffgemischen isoliert werden können. 

Frage: 

Aus welcher Pflanze hat Bocarmé Nicotin extrahiert (lateinischer Name)?

Die Antwort lautet:

Nicotin ist ein Alkaloid und findet sich in der Tabakpflanze – Nicotiana tabacum

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