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Arzneimittel und Therapie
Scharfe Waffe gegen Gonokokken
Neuling Zoliflodacin nimmt Phase-II-Hürde
Das Spiropyrimidintrion-Antibiotikum Zoliflodacin wirkt antimikrobiell, indem es ähnlich wie die Fluorochinolone den Gyrase/Topoisomerase-Komplex – und damit die DNA-Biosynthese – inhibiert. Die Wirksamkeit ist jedoch nicht direkt von freiem Mg2+ abhängig: Kreuzresistenzen mit bisher eingesetzten Antibiotika können so vermieden werden. Um die Effektivität des neuen Antibiotikums zu untersuchen, wurden in einer randomisierten Phase-II-Studie Teilnehmer rekrutiert, die entweder Anzeichen und/oder Symptome einer unkomplizierten urogenitalen Gonorrhö aufwiesen, an einer unbehandelten urogenitalen Gonorrhö litten oder aber in den 14 Tagen zuvor sexuellen Kontakt mit einer an Gonorrhö erkrankten Person hatten. Die insgesamt 179 Studienteilnehmer wurden im Verhältnis 70:70:40 unverblindet einer Therapie mit zwei Gramm Zoliflodacin (einmalig, p. o.), drei Gramm Zoliflodacin (einmalig, p. o.) oder 500 mg Ceftriaxon (einmalig, i. m.) unterzogen. Der Behandlungserfolg wurde 6 ± 2 Tage nach der Applikation ermittelt.
Gonorrhö
Bei der Gonorrhö (abgeleitet vom altgriechischen gonórrhoia, wörtlich „Samenfluss“) handelt es sich um eine durch den Erreger Neisseria gonorrhoeae verursachte Infektion. Aufgrund der sexuellen Übertragung wird die umgangssprachlich auch als Tripper bezeichnete Erkrankung zu den STI (Sexually Transmitted Infections) gezählt. Die gramnegativen Gonokokken sind nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO für jährlich 106 Millionen Erkrankungen weltweit verantwortlich. An Gonorrhö erkrankte Menschen klagen über Symptome einer Schleimhautinfektion, insbesondere der Geschlechtsorgane, andere Schleimhäute wie die der Augen und des Rachens können jedoch ebenfalls betroffen sein. Die rasche Resistenzentwicklung der Bakterien gegenüber Antibiotika kann die Therapie massiv erschweren. Als Goldstandard wird eine Kombinationstherapie aus Cephalosporin-Antibiotikum (Ceftriaxon, i. m. oder i. v.) mit Azithromycin (p. o.) in Form einer Einmalgabe eingesetzt. Cefixim (p. o.) stellt eine mögliche Alternative zu Ceftriaxon dar, wenn eine i. m.-Verabreichung kontraindiziert und eine i. v.-Verabreichung nicht möglich ist.
Hohe Heilungsquoten
Von 141 Teilnehmern, bei denen ein mikrobiologischer Test durchgeführt werden konnte, wiesen 55 von 57 (96%) Probanden, die mit zwei Gramm Zoliflodacin behandelt wurden, eine negative Gonokokkenkultur auf; nach Gabe der 3-g-Dosis war dies bei 54 von 56 Teilnehmern (96%) der Fall. Mit dem Goldstandard Ceftriaxon konnte ein 100%-iger Behandlungserfolg erzielt werden.
Während durch N. gonorrhoeae verursachte rektale Infektionen in allen Gruppen erfolgreich behandelt werden konnten, wiesen Probanden mit Racheninfektionen nach einer Zoliflodacin-Behandlung eine geringere Heilungsquote im Vergleich zur Standardtherapie auf (50% bzw. 82% vs. 100%).
Unerwünschte Ereignisse, meist Magen-Darm-Beschwerden, wurden im Zusammenhang mit Zoliflodacin vergleichsweise seltener beobachtet.
Mit dem guten Abschneiden Zoliflodacins ist nun der Weg für eine klinische Phase-III-Studie frei, welche von der Global Antibiotic Research & Development Partnership (GARDP) in Zusammenarbeit mit der Drugs for Neglected Diseases Initiative (DNDi) für Mai 2019 geplant ist. |
Quelle
Taylor SN et al. Single-Dose Zoliflodacin (ETX0914) for Treatment of Urogenital Gonorrhea. N Engl J Med 2018;379(19):1835-45
Gonorrhö (Tripper). RKI-Ratgeber Stand 08. Mai 2013. www.rki.de; Abruf 27. November 2018
Basarab GS et al. Responding to the challenge of untreatable gonorrhea: ETX0914, a first-in-class agent with a distinct mechanism-of-action against bacterial Type II topoisomerases. Sci Rep 2015;5:11827
Request For Proposal – Clinical Trial Supply Services for Phase 3 Trial in Uncomplicated Gonorrhea. Global Antibiotic Research & Development Partnership (GARDP). www.dndi.org; Abruf am 27. November 2018
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