AMTS-Spezial

Ein Fall für die Medikationsanalyse

Arzneimittel identifizieren, die das Sturzrisiko erhöhen

Wer im Alter stürzt, findet sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit kurz darauf im Pflegeheim wieder. Denn Stürze können neben den unmittelbaren gesundheitlichen Folgen, beispielsweise in Form von Frakturen, auch dadurch bedingte, erheb­liche Auswirkungen auf die Unabhängigkeit der Lebensführung haben. Sie sollten daher tunlichst vermieden werden, wobei vielfältige Maßnahmen bei der Sturzprophylaxe von Bedeutung sind. Ein besonderes Augenmerk gilt bestimmten Arzneistoffen, die das Sturzrisiko er­höhen. Um potenzielle medikamentöse Stolperfallen zu identifizieren, ist die pharmazeutische Expertise gefragt. Idealerweise schließt sich ein Deprescribing der sturzfördernden Arzneimittel an. | Von Verena Stahl 

Ein Fall für die Medikationsanalyse

Seit mehreren Jahren hält sich die epidemiologische Erkenntnis, dass schätzungsweise jeder Dritte der über 65-Jährigen mindestens einmal pro Jahr stürzt [1, 2]. Ebenso ist bekannt, dass die Sturzinzidenz mit zunehmendem Alter weiter steigt. Bei den Senioren über 80 kommt schon jeder Zweite jährlich zu Fall. Die genannten Sturzraten beziehen sich dabei wohlgemerkt auf Personen, die im häuslichen Umfeld, also weitestgehend selbstständig, leben. Drama­tischer sieht die Situation bei Pflegeheimbewohnern aus. Hier soll mehr als jeder Zweite mindestens einmal jährlich einen Sturz erleiden, mit deutlicher Tendenz zu mehreren Sturzereignissen pro Person und Jahr [3]. Schätzungen zufolge verzeichnet man jedes Jahr in Deutschland insgesamt fünf bis sechs Millionen Stürze bei älteren Personen [4]. Frauen stürzen dabei häufiger als Männer gleichen Alters [4] und erfahren eher sturzbedingte Verletzungen [5]. Insbesondere Personen mit Pflegebedarf haben ein hohes Frakturrisiko [6].