Omikron-Sublinie JN.1 dominiert Infektionsgeschehen
Die SARS-CoV-2-Sublinie JN.1 ist derzeit auf dem Vormarsch. Sie wurde erstmals im September 2023 in den Vereinigten Staaten entdeckt und konnte zwischenzeitlich in mehreren weiteren Ländern nachgewiesen werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) klassifiziert JN.1 als separate Variante von BA.2.86. JN.1 und BA.2.86 sind Omikron-Varianten und unterscheiden sich nur in einer Stelle im Spike-Protein. Diese Mutation (L4555) scheint die Fähigkeit von JN.1 zu erhöhen, an den Angiotensin-Converting-Enzyme-2(ACE2)-Rezeptor zu binden, den „Türöffner“ zu den Zellen für SARS-CoV-2. Die Mutation führt wohl auch zu einem geringeren Ansprechen auf neutralisierende Antikörper. Experten zufolge scheint dies aber keine relevanten Auswirkungen zu haben, da angenommen wird, dass die Titer neutralisierender Antikörper ausreichend hoch sind. Neue Impfstoffe sind dem jetzigen Wissensstand zufolge nicht erforderlich. Die WHO geht davon aus, dass die derzeitige Immunität der Bevölkerung sowie die Auffrischungsimpfungen wirksam bleiben, und schätzt die mit JN.1 assoziierten gesundheitlichen Risiken als gering ein.
Verändertes Nebenwirkungsspektrum
In einer Studie des britischen Office for National Statistics wurden die derzeit häufigsten Symptome einer COVID-19-Erkrankung erfasst. Zu den lang bekannten Symptomen wie Husten und Müdigkeit kamen Angst und Schlafprobleme dazu. Früher häufig genannte Begleiterscheinungen wie Geschmacksverlust werden hingegen nur noch von 2 bis 3% der Erkrankten genannt. Im Zeitraum vom 7. bis 13. Dezember 2023 wurden folgende Symptome am häufigsten berichtet:
- laufende Nase (31,1%)
- Husten (22,9%)
- Kopfschmerzen (20,1%)
- Müdigkeit, Schwäche (19,6%)
- Muskelschmerzen (15,8%)
- Halsentzündungen (13,2%)
- Schlafstörungen (10,8%)
- Angststörungen (10,5%)
Lage in Deutschland
Seit der 51. Meldewoche 2023 ist hierzulande laut dem Robert Koch-Institut die Anzahl der COVID-19-Fälle gesunken. Für die 2. Meldewoche 2024 wurden bislang 9818 Fälle gemeldet. Derzeit liegt die 7-Tage-Inzidenz bei acht COVID-19-Fällen pro 100.000 Einwohner und ist 33 % niedriger als in der Vorwoche (Stand 22. Januar 2024), in der die 7-Tage-Inzidenz elf Fälle pro 100.000 Einwohner betrug. Auch das Abwassermonitoring spiegelt die Abnahme der COVID-19-Fälle wider. Nach einem stetigen Anstieg ab Ende Juni 2023 ist seit Mitte Dezember 2023 ein Rückgang der aggregierten Viruslast zu beobachten.
Der erste Nachweis von JN.1 in Deutschland erfolgte in der Kalenderwoche (KW) 41/2023, dann zeigte sich eine zögerliche, zuletzt starke Zunahme. In der KW 50/2023 lag der Anteil von JN.1 an den zirkulierenden SARS-CoV-2-Sublinien bei knapp 60%. |
Literatur
ARE-Wochenbericht des RKI: Aktuelles zu akuten respiratorischen Erkrankungen, 2. Kalenderwoche (8.1. bis 14.1.2024 ). https://influenza.rki.de/Wochenberichte/2023_2024/2024-02.pdf
Die aktuelle Situation akuter Atemwegserkrankungen in Deutschland. Informationen von Corona-Pandemieradar.de, des Bundesgesundheitsministeriums und des Robert Koch-Instituts, Stand: 22. Januar 2024
Executive Summary Initial Risk Evaluation of JN.1. Informationen der Weltgesundheitsorganisation, 19. Dezember 2023, www.who.int/docs/default-source/coronaviruse/18122023_jn.1_ire_clean.pdf?sfvrsn=6103754a_3
Rubin R. As COVID-19 Cases Surge, Here’s What to KnowAbout JN.1, the Latest SARS-CoV-2 “Variant of Interest”. JAMA 2024, doi:10.1001/jama.2023.26528
SARS-CoV-2 Varianten in Deutschland. Informationen des Robert Koch-Instituts, https://public.data.rki.de/t/public/views/IGS_Dashboard/DashboardSublineages?%3Aembed=y&%3AisGuestRedirectFromVizportal=y, letzter Abruf 21. Januar 2024
van den Heuvel M. Sind Millionen Paxlovid®-Dosen Müll?; neue Symptome bei JN.1; wieder Maskenpflicht in Spanien; USA: Tausende starben an Long-COVID. Meldung von Medscape, 11. Januar 2024, https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4913289
Winter Coronavirus (COVID-19) Infection Study, England and Scotland. Informationen des Office for National Statistics, 18. Januar 2024
Yang S et al. Fast evolution of SARS-CoV-2 BA.2.86 to JN.1 under heavy immune pressure. bioRxiv 2023.11.13.566860, https://doi.org/10.1101/2023.11.13.566860
Apothekerin Dr. Petra Jungmayr