AMTS-Kompetenzgerangel, OTC- Versandhandel und Frist- und Pflichtverlängerung

Ulrich Weigeldt, der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, hat eigentlich gar nichts gegen Apotheker, auch wenn das in den Medien manchmal so rüberkommt. Aber der Medikationsplan gehört seiner Meinung nach in die Hausarztpraxis. Die Realität in der Apotheke ließe  sich damit nicht in Einklang bringen, sagt er im DAZ.online-Interview. Aber wieviel weiß jemand, der fragt, ob es in Apotheken separate Beratungszimmer gibt oder ob immer der Apotheker selbst vor Ort sei, über die Realität in der Apotheke?

Paracetamol-haltige Fertigarzneimittel werden überdurchschnittlich oft über den Versandhandel bezogen. Das hat der Bonner Professor und ehemalige Präsident des BfArM, Harald G. Schweim, errechnet. Es legt in seinen Augen nahe, dass im Versandhandel die Beratung vernachlässigt wird. Er sieht als beste Lösung, den Versandhandel mit sicherheitspharmakologisch relevanten Arzneimitteln zu begrenzen und so eine persönliche Beratung zu gewährleisten, ebenso wie es bei der „Pille danach“ praktiziert wurde. Wasser auf die Mühlen der Versandkritiker dürfte ein Urteil aus der Schweiz sein. Dort ist für den Versand rezeptfreier Medikamente eine Verschreibung nötig. Daher hat sich ein Modell etabliert, bei dem ein von der Versandapotheke beauftragter Arzt das bestellte Medikament verschreibt, aber ohne den Patienten persönlich gesehen zu haben, sondern auf Basis eines Fragebogens. Diese Praxis wurde jetzt vom Bundesgericht untersagt. Ein Gesundheitsfragebogen und die bloße Möglichkeit zur Kontaktaufnahme reichten nicht aus, um den Gesundheitszustand des Patienten zu kennen, so die Begründung.

Für Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Hamburg hat der AOK-Bundesverband wieder die Versorgung mit Grippeimpfstoffen für die Saison 2016/2017 ausgeschrieben. Zuschlagskriterium ist der niedrigste Preis. Einen anderen Weg wählt die AOK-Nordost. In Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern setzen die Kassen weiterhin auf eine Vereinbarung mit den Apothekern.

Viele Kassen hatten angekündigt, bis Ende September nicht zu retaxieren, wenn auf einer Verordnung der Vorname und die Telefonnummer des Arztes fehlen. Viele von ihnen haben diese Zusage jetzt verlängert, allen voran die Techniker Krankenkasse.

Eigentlich wollte Novo Nordisk sein Ultralangzeitinsulin degludec (Tresiba^®) Anfang Oktober außer Vertrieb nehmen. Jetzt hat sich die Firma aber entschieden, die Übergangsfrist erst einmal zu verlängern. Grund für die Maßnahme ist, dass die Umstellung der betroffenen Patienten nur sehr schleppend vorangeht, man aber allen Patienten eine sichere Umstellung auf ein anderes Basalinsulin ermöglichen will. Die Rücknahme erfolgt aus rein wirtschaftlichen Gründen.

Mit Alirocumab (Praluent^®) ist der zweite Vertreter einer neuen Wirkstoffklasse, der PCSK9-Inhibitoren  zur Behandlung der Hypercholesterolämie zugelassen worden. Patienten mit Statinunverträglichkeit oder solche, bei denen trotz der maximalen verträglichen Statin-Dosis die Cholesterol-Werte nicht kontrollierbar sind, könnten von dieser neuen Behandlungsoption profitieren.

Von den forschenden Pharmaunternehmen ist in den nächsten Jahren einiges zu erwarten. 328 Projekte für neue Arzneimittel befinden sich in den letzten Phasen der Entwicklung. Bis 2019 könnten sie als neue Präparate auf den Markt kommen.

Alle Highlights, Aufreger und wichtigen Beschlüsse des Deutschen Apothekertags in Düsseldorf finden sie in aller Ausführlichkeit auf DAZ.online in der Rubrik Apothekertag 2015.