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Zwei neue WHO-Empfehlungen
HIV früher behandeln und mehr Prophylaxe
Die Weltgesundheitsorganisation hat neue Vorab-Leitlinien zur Behandlung von einer HIV-Erkrankung veröffentlicht. Die Empfehlungen könnten die Zahl der Menschen, die sich infizieren oder daran sterben, erheblich reduzieren.
2013 hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die ersten konsolidierten Leitlinien für den Einsatz von antiretroviralen Medikamenten zur HIV-Behandlung und veröffentlicht. Nun wurde eine umfassende Revision auf Grundlage neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse durchgeführt. Die neue Komplett-Version der revidierten Leitlinien soll ab 2016 bekannt gemacht werden. Zwei Empfehlungen werden bereits vorab veröffentlicht, da sie die Zahl der Menschen, die sich mit einem HI-Virus infizieren oder daran sterben, nach Meinung der WHO erheblich reduzieren könnten.
Bei alllen HIV-Infizierten sollten laut WHO, unabhängig von ihrer CD4-Zellzahl, eine antiretrovirale Therapie (ART) eingeleitet werden. Die Empfehlung basiert auf der Evidenz aus klinischen Studien und Beobachtungsstudien, die seit 2013 veröffentlicht wurden und die gezeigt haben, dass eine frühe antiretrovirale Therapie bei Menschen mit HIV zu besseren klinischen Ergebnissen führt als eine verzögerte Behandlung.
In einer Tabelle werden in den Leitlinien die Besonderheiten und der Grad der Evidenz für Erwachsene, Schwangere und stillende Frauen, Jugendliche zwischen zehn und neunzehn Jahren, Kinder von ein bis zehn Jahren und Kinder unter einem Jahr ausgewiesen.
Gemäß der zweiten Empfehlung sollen Menschen mit hohem Risiko für eine HIV-Infektion als Teil der kombinierten Präventionsmaßnahmen täglich eine orale medikamentöse Prä-Expositions-Prophylaxe durchführen. Die Empfehlung basiert ebenfalls auf Ergebnissen klinischer Tests. Diese haben die Wirksamkeit des nukleotidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitors Tenofovir als Prä-Expositions-Prophylaktikum belegt. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass Tenofovir eine HIV-Infektion in einer Vielzahl von Populationen und Umgebungsbedingungen verhindern konnte.
Einzelstaatliche Politik anpassen
Die neuen Vorab-Leitlinien sollen vor allem die Situation in Osteuropa und Zentralasien verbessern, wo die HIV-Epidemie sich nach Kenntnissen der WHO weiter ausbreitet. Die Fortschritte mit der antiretroviralen Therapie in diesen Ländern seien sehr langsam und die Deckung liege noch weit unter dem angestrebten Ziel von 80 Prozent der Behandlungsbedürftigen für 2015, beklagt die WHO. Dies, zusammen mit einer unzureichenden Prävention, habe zu einer drastischen Erhöhung neuer HIV-Fälle seit 2004 beigetragen.
Die Empfehlungen sollen die Verantwortlichen in den Länder nun aufrütteln, ihre einzelstaatliche Politik anzupassen, die nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen und sicherzustellen, dass HIV-Gefährdete und -Betroffenen die notwendigen Tests und eine Behandlung mit ART bekommen.
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