SCHMIDT BEI KAMMERVERSAMMLUNG NORDRHEIN

„Grundsätzlicher Dissens in der Wahrnehmung“

Kritiker werfen der ABDA immer wieder ausbleibende Erfolge in der Interessenvertretung gegenüber der Politik vor. Für ihren Präsident Schmidt verhandelt die ABDA dagegen durchaus erfolgreich, insbesondere was die Bewahrung der Strukturen angeht. In wirtschaftlicher Hinsicht sei man tatsächlich nicht zufrieden, gestand er ein.

„Grundsätzlicher Dissens in der Wahrnehmung“

Zweieinhalb Stunden lang diskutierte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt bei der Delegiertenversammlung am Mittwoch in Neuss mit dem Präsidenten der Apothekerkammer Nordrhein, Lutz Engelen und dem Gesundheitspolitik-Journalisten Thomas Grünert. Auch Fragen der Delegierten beantwortete Schmidt ausführlich und gab dabei tiefe Einblicke in die politischen Bemühungen der ABDA.

Er glaube nicht, dass eine aggressivere Öffentlichkeitsarbeit oder ein konfrontativer Verhandlungsstil die Apotheker bei der Durchsetzung ihrer Interessen weiterbringe, betonte Schmidt: „Allein dadurch, dass man die Frage lauter stellt, wird die Antwort nicht besser.“ Seiner Auffassung nach sei man mit diesem konstruktiven Ansatz durchaus erfolgreich, vor allem was die strukturellen Fragen – Fremdbesitzverbot, Preisspannenverordnung – betrifft.

In wirtschaftlicher Hinsicht könne man tatsächlich nicht zufrieden sein, „wir sind es auch nicht.“ Schmidt zeigte sich besorgt darüber, dass er zunehmend einen grundsätzlichen Dissens in der Wahrnehmung der wirtschaftlichen Situation der Apotheken beobachtet. Wenn der Markt über alle Segmente gesehen seit einiger Zeit jährlich um 4 bis 6 Prozent wachse, dann werde die Argumentation mit wirtschaftlichen Problemen schwierig – auch wenn es diese Probleme unzweifelhaft gebe.

Die Politik sei nicht bereit „den Geldsegen über alle Apotheken“ auszuschütten. Es herrsche die Ansicht vor, dass eine Anhebung des Fixums nur große, umsatzstarke Apotheken noch stärker mache, während es die Apotheken, die zwar wenig Umsatz haben, aber für die Versorgung wichtig sind, nicht retten könne. Gezielte Maßnahmen für bestimmte Apothekentypen könne die ABDA aber nicht anbieten. Solche Konzepte würden zu immensen Verwerfungen und großen Konflikten innerhalb der Apothekerschaft führen. „Wer soll denn festlegen, welche Apotheke versorgungsrelevant ist?“, gab Schmidt zu bedenken.

Föderalismus als Stärke

Eine große Stärke der Apotheker ist für Schmidt die föderalistische Struktur ihrer Interessenvertretung. "Wir sind in den Ländern immer schon stärker als im Bund“, so Schmidt. Zum einen pflegten viele Landesorganisationen traditionell enge Kontakte auf Arbeits- wie auf Führungsebene zu den Ministerien.  Zum anderen hätten Landespolitiker oft mehr Verständnis für die Versorgungsrealität vor Ort. Das gelte auch für den Wert der Freiberuflichkeit, die er durch EU-Initiativen, aber vor allem durch die geplanten Freihandelsabkommen in Gefahr sieht. Schmidt appellierte an die Delegierten, Kontakte zu ihren Landtags- und Bundestagsabgeordneten zu pflegen und ihnen in diesen Fragen „Beton ins Kreuz zu gießen“.

Historisch gewachsenen Preis nicht filetieren!

Eine klare Absage erteilte Schmidt allen Überlegungen, den Leistungsumfang detailliert aufzuschlüsseln, der durch das heutige Fixhonorar von 8,35 Euro abgedeckt ist. Diese Forderung wird immer wieder erhoben, um zu belegen, dass neue Dienstleistungen wie eine Medikationsanalyse dadurch nicht abgedeckt sein können. Doch so sei das Fixum nicht entstanden und auch nicht gedacht gewesen. Bei der Umstellung auf das heutige Kombimodell 2004 seien die bis dato gezahlten Beträge durch die Anzahl der abgegebenen Packungen geteilt worden. Insofern handele es sich beim heutigen Fixzuschlag um einen „historisch gewachsenen Preis“.

Eine detaillierte Aufstellung berge zudem das Risiko, dass das Fixum „filetiert“ wird, was bei der heutigen Mischkalkulation gefährlich sei. Wer bestimmte Aufgaben nicht übernehme (oder gar nicht übernehmen wolle), bekomme dann ein niedrigeres Honorar. Man sei innerhalb der Gremien in der Diskussion, ob die ABDA eigene Zahlen zur Kostenentwicklung erheben lasse. Aber über den Grundpreis wolle man nicht diskutieren, so Schmidt.

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