FreeStyle Libre

Weitere Kassen übernehmen Kosten für Flash-Glucose-Messung

Berlin - 18.01.2017, 11:15 Uhr

Blutzuckermessen ohne Blut – das bieten immer mehr Krankenkassen an. Apotheken bleiben dabei außen vor. (Foto: Abbott)

Blutzuckermessen ohne Blut – das bieten immer mehr Krankenkassen an. Apotheken bleiben dabei außen vor. (Foto: Abbott)


Nach DAK und TK bieten seit Anfang dieses Jahres weitere Krankenkassen die Kostenübernahme für eine Flash-Glucose-Messung an. Profitieren sollen Diabetiker, die eine intensivierte Insulintherapie benötigen. Apotheker bleiben außen vor: Wer die Leistung beanspruchen will, braucht keine Teststreifen aus der Apotheke mehr, sondern ordert die erforderlichen Sensoren direkt beim Hersteller.

Diabetiker in Sachsen und Thüringen, die bei der AOK Plus versichert sind und regelmäßig mittels Teststreifen und Messgerät ihren Blutzucker bestimmen müssen, können seit Jahresbeginn 2017 die Flash-Glucose-Messung auf Kassenkosten nutzen. Die AOK Plus hat diese zur Satzungsleistung gemacht. Wie Abbott, der Hersteller des bislang einzigen Systems zur Flash-Glucose-Messung – „FreeStyle Libre“ – auf dem deutschen Markt, mitteilt, gilt das Gleiche für die KKH, die Mobil Oil, die Knappschaft, die SBK sowie die Audi BKK. Nur die Zuzahlung müssen die Patienten selbst leisten.

Das heißt: Statt sich täglich in die Fingerkuppe zu piksen, platziert sich der Patient am Oberarm alle zwei Wochen einen Sensor an und unter die Haut. Dieser hat etwa die Größe eines Zwei-Euro-Geldstücks und ist mit einem kleinen Fühler ausgestattet, der in der Zwischenzellflüssigkeit permanent den Glucosewert misst und speichert. Um den Wert abzurufen, muss der Sensor mit dem FreeStyle Libre Lesegerät oder über eine spezielle App mit dem Android Smartphone gescannt werden. Im Display sind dann der aktuelle Glucosewert, der Glucoseverlauf der letzten acht Stunden sowie der aktuelle Glucosetrend zu sehen.

Voraussetzung für die Kostenübernahme durch die AOK Plus ist, dass der behandelnde Facharzt die Notwendigkeit dieser Versorgung bestätigt und entsprechend verordnet hat. Vor Versorgungsbeginn muss die Genehmigung bei der Kasse eingeholt werden. Die AOK Plus rechnet damit, dass es mehrere Tausend Anfragen zu dem Medizinprodukt geben wird. Schon in den ersten zwei Wochen habe es rund 400 Nachfragen gegeben, sagt eine Sprecherin.

Kritik an Vertriebsweg und Datenfluss

Für die Apotheker hat das System einen Haken: Abbott vertreibt das Gerät und die Sensoren nur über einen eigenen Shop. Damit hat das Unternehmen in der Vergangenheit viel Ärger von Apothekern auf sich gezogen – geändert hat es daran aber nichts.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass sämtliche gemessenen Daten zu Abbott laufen – jedenfalls wenn die App „LibreLink“ genutzt wird. Die AOK Plus verweist jedoch darauf, dass das Flash-Glucose-Messsystem FreeStyle Libre regelmäßig mit dem Sender (Sensor) und dem Empfänger (Lesegerät) genutzt werde. Bei dieser Anwendung würden keine Daten an Dritte übermittelt. Bei einer freiwilligen Verwendung von Software oder Apps würden Daten in anonymisierter Form übertragen. „Die Bedingungen dafür sind laut Hersteller datenschutzrechtlich zulässig“, heißt es bei der AOK Plus.

Auch bei der DAK, die bereits seit zwei Jahren für bestimmte Diabetiker die Kosten für das Messsystem übernimmt, sieht man diesen Punkt unaufgeregt: „Wir gehen davon aus, dass unsere Patienten, denen der Datenschutz wichtig ist, das Gerät ohne App benutzen. In dem Fall gehen keine Daten zu Abbott“.

Der Hersteller legt in einem Informationsblatt selbst dar, welche personenbezogenen Daten er speichert – neben den diversen gesundheitsbezogenen Daten aus der Messung sind dies auch die Profildaten des Nutzers und Informationen zu seinem Mobilgerät. Die Daten würden verschlüsselt und in aggregierter und nicht-personenbezogener Form genutzt, heißt es. Zum Beispiel zur Produktentwicklung, Datenanalyse und zu Statistik- und Studienzwecken.

AOK Plus: Echter Gewinn

Rainer Striebel, Vorstandsvorsitzender der AOK Plus, ist überzeugt: „Mit unserer neuen Satzungsleistung kommen wir den Wünschen unserer Versicherten entgegen“. Sie könnten nun – von der gesetzlich vorgeschriebenen Zuzahlung abgesehen – kostenfrei diese innovative Versorgung nutzen. „Besonders für Kinder oder auch Berufstätige ist diese neue Messung ein echter Gewinn“, so Striebel.

Die DAK bietet ihren Versicherten den FreeStyle Libre bereits seit Anfang 2015 an. Zunächst nur im Rahmen eines Versorgungsprojekts für ausgewählte Mitglieder, die in das Disease-Management-Programm für Diabetes eingeschrieben sind. Mittlerweile ist das Messsystem auch bei der DAK Satzungsleistung: Und zwar für Kinder ab vier Jahren und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes, sowie – unter bestimmten Voraussetzungen – für Erwachsene mit intensivierter Insulintherapie. Rund 7000 DAK-Versicherte werden derzeit mit dem neuartigen Messsystem versorgt. Auch die Techniker Krankenkasse hat bereits seit einiger Zeit eine entsprechende Satzungsleistung.

Der Artikel wurde am 18.01.2017 geändert. 


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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7 Kommentare

Sensor

von Reinhard am 17.12.2019 um 13:28 Uhr

Leider ist es sehr nervig, wenn einem der Sensor abfällt. Ohne fixieren geht es garnicht. Dann muss man wiederholt erklären warum und wieso, also viele Worte machen, dass man Ersatz bekommt. Sogar wenn man das mit der Krankenkasse abgeklärt hat. Es ist unverständlich. Ich werde mir eine andere Firma suchen, die das vertreiben.

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FreeStyle Libre

von Uwe Menz am 05.03.2018 um 22:28 Uhr

Egal auf welchen Seiten man versucht eine anständige Bewertung über das neue Messverfahren von Abbott zu erhalten, bekommt man nur die Bewertungen von gefrusteten Apothekern die dank Internet und Direktvermarktung ihre Profitgier nicht mehr so befriedigen können.
Ich habe das FreeStyle Libre 4 Wochen mit den Sensoren getestet, das anbringen bemerkt man nicht, dazu liegt für jeden Sensor ein Applikator dabei. Sensor in den Applikator legen ,drauf drücken und fertig, das ist alles für die nächsten 14 Tage. Sie müssen dann nur noch scannen,
nach einer Stunde können sie den jetzigen Wert ablesen und den Durschnittswert kann man nach acht Stunden ablesen.
In den 4 Wochen wo ich das System getestet habe, habe ich parallel die blutige Messung mit durchgeführt und eine geringe Abweichung von 0,5 mmol/L ermittelt, ich denke das liegt noch in der Norm.
Der eizige Haken an der Sache ist der Versand der Sensoren, von der Genehmigung durch die Kasse bis zur Anlieferung zur ihrer Haustür dauert es ca. 14 Tage. Ich persönlich denke die haben sich da ein wenig übernommen, aber mit der Zeit wird das Abbott in den Griff bekommen. Ich bin begeistert von dieser Technik und werde das FreeStyle Libre gene weiter nutzen.
Es grüßt euch Uwe aus Suhl

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Probleme mit stechen

von Gerner am 05.04.2017 um 8:50 Uhr

Mein Sohn hat Probleme mit blut messen das man immer hinterher muss.
Sogar in der schule muss immer in der pause zur schule fahren und in zu zwingen das der sein Zucker misst warum die Krankenkasse das FreeStyle Libre nicht übernimmt mindestens bei Kindern. Und das kann ich nicht verstehen.

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freestyle libre

von michael am 02.04.2017 um 17:49 Uhr

ich bin von dem freestyle libre überzeugt piks hin oder her es ist einfach zu handhaben und ich habe meine werte immer im blick vor allen im alltag arbeit oder zu hause ich kann messen wann & wo ich will andere systeme sind da lage noch nicht soweit. ich habe meine werte gesengt und will hoffen das meine kasse die kosten übernimmt.

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AW: freestyle libre

von Edgar Maciejewski am 07.01.2020 um 13:15 Uhr

wenn man die werte gesengt hat, hat das nicht sehr weh getan?

Nicht ohne Piks

von Ekkehard Schneider am 18.01.2017 um 13:50 Uhr

Leider ist der Artikel nicht ganz richtig:
1. Der Sensor funktioniert auch nur mit Piks, zwar nur aller zwei Wochen, dafür hat der Patient Tag und Nacht eine Nadel im Arm. Da ist es sicher eine Frage der persönlichen Einstellung was man besser findet.
2. Der Sensor ist deutlich größer als ein Zwei-Euro-Stück.

Also auch hier gilt: Werbung ist zu hinterfragen.

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AW: Nicht ohne Piks

von FH am 07.02.2017 um 13:07 Uhr

Der Piks stimmt, aber es ist keine Nadel im Arm, sondern ein etwas dickerer Messfaden - ähnlich einem dicken Haar. Eine (Hohl-)Nadel wird nur für das "Einschießen" des Messfadens verwendet.

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