Schwere Vorwürfe gegen CVS Health

US-Apothekenkette soll HIV-Status von Patienten verraten haben

München - 12.04.2018, 10:45 Uhr

Die US-Apothekenkette wird mit schweren Vorwürfen konfrontiert: Aus Versehen soll auf den Briefumschlägen des Konzerns an Kunden der HIV-Status von Patienten ersichtlich gewesen sein. (Foto: Imago)

Die US-Apothekenkette wird mit schweren Vorwürfen konfrontiert: Aus Versehen soll auf den Briefumschlägen des Konzerns an Kunden der HIV-Status von Patienten ersichtlich gewesen sein. (Foto: Imago)


Nach einer Klageschrift soll der US-Apotheken- und Pharmahandelskonzern CVS Health irrtümlich den HIV-Status von etwa 6000 Kunden bekannt gegeben haben. Nach Berichten mehrerer US-Medien verschickte der Konzern Briefe, bei denen durch ein Sichtfenster der jeweilige HIV-Status von Teilnehmern eines Drogenunterstützungsprogramms erkennbar gewesen sein soll.

Der Vorwurf gegen den US-Apotheken- und Pharmahandelskonzern CVS Health wiegt schwer: Nach einer Klage, die am 21. März beim Bundesgericht im US-Bundesstaat Ohio eingereicht wurde, soll das Unternehmen im vergangenen Jahr versehentlich Briefe versandt haben, aus denen der HIV-Status von etwa 6000 Patienten in Kombination mit deren Namen und Adresse herauszulesen gewesen sein soll. Das berichtet unter anderem das US-Nachrichtenmagazin CNN in seiner Online-Ausgabe. In der Klageschrift werde auch der Name des Unternehmens Fiserv genannt, welches CVS mit dem Versand der Briefe beauftragt haben soll. Konkret soll der HIV-Status von Teilnehmern eines Drogenunterstützungsprogramm durch die Glassinefenster der Umschläge zu lesen gewesen sein.

Laut CNN und anderer US-Medien würden die Unternehmen von drei nicht näher benannten Betroffenen verklagt. Ein Kläger aus Delaware County, Ohio, habe laut der Klageschrift „das Gefühl, dass CVS jedem, der mit dem Umschlag Kontakt hatte, eine Waffe in die Hand gegeben habe, mit der seine Identität angegriffen werden oder ihm anderer Schaden zugefügt werden könne.“ Ein anderer Zivilkläger habe angegeben, dass er in einer kleinen Stadt lebe und nun aufgrund der Offenlegung seines HIV-Status´ eine Stigmatisierung befürchte. Zudem sei er besorgt, dass auch seine „Freunde und Familie stigmatisiert werden könnten, weil sie mit ihm gesehen werden.“

Der dritte Kläger habe mitgeteilt, dass er in einer kleinen Stadt im Bezirk Gallia wohne, wo „jeder jeden kennt“ und er „durch die Enthüllung große Not leidet“. Er habe Angst, sein Haus zu verlassen, und habe „seit dieser Enthüllung gesundheitliche Beschwerden“.

Kläger wollen Sammelklage und Geschworenenverfahren

Laut CNN würden die Kläger eine Sammelklage und ein Geschworenenverfahren anstreben. Konkret würden die Anwälte CVS vorwerfen, es versäumt zu haben, den Verstoß gegen die Datenschutzbestimmungen bekannt zu geben. Außerdem habe der Konzern nicht alle Patienten kontaktiert, deren HIV-Status aufgedeckt worden sei.

In einer Erklärung an CNN teilte CVS Health mit, dass das Umschlagfenster einen Referenzcode für das Drogenprogramm und nicht den Gesundheitsstatus der Empfängers anzeigen sollte. Konkret heißt es in der Unternehmensmitteilung: „CVS Health legt höchsten Wert auf den Schutz der Privatsphäre seiner Kunden. Wir nehmen unsere Verantwortung zum Schutz vertraulicher Informationen sehr ernst.“ Sobald das Unternehmen von dem Vorfall erfahren habe, habe es Maßnahmen ergriffen, um den Referenzcode in zukünftigen Mailings unsichtbar zu machen.

Ein Vertreter von Fiserv sagte laut CNN, dass man sich nicht zu den anhängigen Rechtsstreitigkeiten äußern werde.


Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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