Schleswig-Holstein

Erste Cannabis-Ernte soll Ende 2020 in Neumünster starten

Deutschlands erste legale Cannabis-Produktionsanlage in Neumünster nimmt Formen an. „Hier wird Ende 2020 – wahrscheinlich zum ersten Mal in Deutschland – medizinisches Cannabis produziert“, sagte Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) am Donnerstag beim Richtfest der Anlage in einem Gewerbegebiet von Neumünster. Insgesamt umfasst die erste Ausschreibung des BfArM geplante Ernten von mehr als 10.000 Kilogramm in vier Jahren.

Erste Cannabis-Ernte soll Ende 2020 in Neumünster starten

Im Mai dieses Jahres hatte das BfArM das Vergabeverfahren für den ersten Cannabis-Anbau in Deutschland, das im Juli 2018 gestartet war, abgeschlossen. Die Behörde gab damals bekannt, dass die 13 Lose vergeben wurden. Die Konzerne Aphria und Aurora hatten jeweils fünf Lose erhalten. Die verbliebenen drei gingen an die Demecan GmbH, die zum kanadischen Produzenten Wayland gehört. Die deutsche Cannabisausschreibung umfasst insgesamt 10.400 kg Cannabis, verteilt auf vier Jahre mit jeweils 2.600 kg. Sie ist aufgeteilt auf 13 Lose zu je 200 kg Jahresmenge.

Die erste Ansiedlung des Unternehmens Aphria Deutschland GmbH soll nun Ende 2020 in Schleswig-Holstein starten. Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz stellte aber klar: Medizinisches Cannabis komme beispielsweise in der Schmerztherapie zum Einsatz. „Hier geht es nicht um Marihuana für Altona.“

Das Investitionsvolumen liegt nach Unternehmensangaben im zweistelligen Millionenbereich. „Es ist die modernste und sicherste Anlage der Welt“, sagte Aphria-Geschäftsführer Hendrik Knopp. „Wir werden mehr als 50 neue Arbeitsplätze schaffen.“ Für die mehr als 6.000 Quadratmeter große Indoorplantage würden rund 14.000 Tonnen Stahlbeton verbaut. Die Sicherheitsanforderungen sind hoch, die Wände 24 Zentimeter dick. Die Pflanzen sollen in verschiedenen Kammern einen Schnelldurchlauf absolvieren.

Seit März 2017 können sich deutsche Patienten medizinisches Cannabis regulär beim Arzt verschreiben lassen. Bislang werden Cannabis-Blüten für medizinische Zwecke aus dem Ausland importiert, unter anderem vom kanadischen Mutterunternehmen der Firma aus Schleswig-Holstein.

Schinnenburg (FDP): Wir brauchen fünf bis sechs Tonnen pro Jahr

Für den drogenpolitischen Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Wieland Schinnenburg, verringert die Anlage im nördlichsten Bundesland die Abhängigkeit Deutschlands von Importen aus dem Ausland. „Wir brauchen in Deutschland fünf bis sechs Tonnen pro Jahr“, sagte er. Der Bedarf wachse. Deutschland müsse die Grundlagen für die Ausfuhr von medizinischem Cannabis schaffen. Nach seinen Vorstellungen könnten hierzulande mindestens 50 Tonnen pro Jahr produziert werden. „Wir wollen Cannabis Made in Germany als Exportartikel.“

Parallel zum Cannabis-Anbau in Neumünster plant Aphria in Bad Bramstedt (Kreis Segeberg) einen sogenannten Tresor, um dort aus Kanada importiertes medizinisches Cannabis zwischenzulagern. Die Mutterfirma baut nicht nur drei verschiedene Sorten an, wie in Neumünster geplant, sondern mehr als zwei Dutzend. Wirtschaftsminister Buchholz sieht in der Produktionsanlage in Neumünster ein Leuchtturmprojekt, dass andere Unternehmen ermuntern könnte, sich im Norden anzusiedeln: „Das ist ein hochinnovativer Standort.“

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