INTERPHARM online 2021

Cortison/LABA: Now I'm a Reliever

Die meisten Apotheker haben mittlerweile von der SMARTen Asthma-Strategie gehört, bei der eine fixe Kombination aus niedrig dosiertem Corticosteroid und langwirksamem Beta-2-Sympathomimetikum (LABA) sowohl für die Dauer- als auch Bedarfstherapie eingesetzt wird. Relativ neu ist, dass dies schon bei mildem Asthma ab Stufe 1 möglich ist. Im Optimalfall benötigt der Patient also nur ein Device. Das Management der Atemwegserkrankung wird dadurch aber nicht weniger komplex, veranschaulichten Apothekerin Ina Richling und Pneumologe Dr. Frank Richling auf dem Pharmazeutischen eKongress.

Cortison/LABA: Now I'm a Reliever

Die wenigsten Asthmatiker haben Lust auf eine lebenslange Therapie, auf mehrere Medikamente am Tag oder gar auf Cortison. Nicht selten gibt es Fälle, in denen das inhalative Glucocorticoid trotz ausgeprägter Symptomatik weggelassen und stattdessen nur bei akuter Atemnot mit Salbutamol-Spray nachgeholfen wird. Diese Patienten gilt es davon zu überzeugen, dass die Asthmakontrolle und damit ein beschwerdearmes Leben nur mit einer Langzeittherapie gelingen kann.

Gegen die Cortison-Angst helfen Fakten: Gefürchtete Nebenwirkungen von systemischen Glucocorticoiden wie Gewichtszunahme treten nach inhalativer Anwendung nicht auf. Möglich sind lediglich Mundsoor oder Heiserkeit, die aber mit der richtigen Technik vermieden werden können.

Auch bei Stammkunden aufmerksam bleiben

Dafür erfüllt die Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) Asthma zumindest den Wunsch nach möglichst wenigen Inhalatoren: Im Sinne von SMART (Single Inhaler Maintenance And Reliever Therapy) kann das Dauermedikament mit Glucocorticoid (z. B. Budesonid oder Beclometason) und Formoterol zusätzlich zur täglichen Gabe auch als Notfallspray herhalten. Wurde diese Strategie in der ärztlichen Sprechstunde neu vereinbart, sollte der Patient daran erinnert werden, dass er sein Device von nun an nicht mehr Zuhause lagern kann, sondern immer bei sich tragen muss.

In der Apotheke sollte sich in regelmäßigen Abständen nach dem Befinden des Patienten erkundigt werden. Das gehört nicht nur zum guten Ton, sondern ist wichtig, um den Grad der Asthma-Kontrolle abzuschätzen. Schon vier einfache Fragen schaffen Klarheit (siehe NVL). Tritt eine plötzliche Verschlechterung ein, ist detektivischer Spürsinn gefragt. Hat ein Patient mit allergischem Asthma plötzlich Kontakt zu Haustieren? Oder steckt womöglich ein neuer Rabattartikel dahinter? Auch bei erfahrenen Patienten lohnt es sich, die Inhalationstechnik zu prüfen. Ina Richling erzählte von Fällen, in denen ein Spiriva-Inhalator mit Spacer angewendet oder das Trockenmittel aus der Verpackung in das Device gefüllt wurde. Ein einfacher Test zur Kontrolle, ob der Wirkstoff tatsächlich aus dem Device herausgelöst wurde, ist das Ausatmen in ein schwarzes Tuch.

So machen die Patienten mit

Dr. Frank Richling bietet seit über 15 Jahren das Disease-Management-Programm (DMP) Asthma bronchiale an, bei dem die Patienten an zwei Tagen in jeweils drei Stunden alles lernen, was sie zum Verstehen und Managen ihrer Erkrankung wissen müssen. Die Teilnehmer begreifen schnell, dass sie selbst etwas tun können und dem Asthma nicht hilflos ausgeliefert sind. Bei allergischem Asthma lautet das Zauberwort Allergenkarenz. Wer auf Pollen reagiert, sollte den Urlaub in kritischen Phasen des Jahres am Meer verbringen. Von Hausstaubmilben kann man sich dagegen im Hochgebirge erholen. Für Zuhause gibt es neben milbendichter Bettwäsche und Staubsaugern mit Hepa-Filter noch den Tipp, Boden und Oberflächen feucht zu wischen. Für Personen mit Hundehaar-Allergie kommen nicht-allergene Rassen infrage. Etwas schwieriger verhält sich die Prophylaxe beim nicht-allergischen Asthma, doch auch hier kann das Programm beim Patienten hilfreiche Aha-Effekte hervorrufen.

Mit der richtigen Therapie und der nötigen Portion Adhärenz lässt sich Asthma gut kontrollieren. Die Beratung zur korrekten Anwendung der fehleranfälligen Inhalativa in der Apotheke ist für den Therapieerfolg unverzichtbar. Die Mitarbeiter in der Offizin sollten über die verschiedenen Devices genauestens Bescheid wissen: Wie aktiviere ich es? Gibt es ein Geräusch? Wann ist es leer? Wie muss ich es lagern? Hier sind eine Dummy-Kiste oder die frei verfügbaren Videos der Deutschen Atemwegsliga hilfreich.

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