Pflanzenporträt

Schachtelhalm: kieselsäurehaltiges Kraut zum Durchspülen

27.07.2022, 09:15 Uhr

Schachtelhalmkraut ist insbesondere wegen seiner harntreibenden Eigenschaften von pharmazeutischem Interesse. (Foto: Maryna / AdobeStock)
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Schachtelhalmkraut ist insbesondere wegen seiner harntreibenden Eigenschaften von pharmazeutischem Interesse. (Foto: Maryna / AdobeStock)


Der Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense) war als Heilpflanze, obgleich bereits in der Antike bei allerlei Beschwerden eingesetzt, fast vergessen und wurde erst im 19. Jahrhundert von Sebastian Kneipp wieder bekannt gemacht. Auch heute noch ist die als Zinnkraut bekannte Pflanze mit dem charakteristischen Aufbau von pharmazeutischem Interesse, vor allem aufgrund ihrer harntreibenden Wirkung. 

An ihrem markanten Aufbau kann man Schachtelhalme leicht erkennen: Die Sprosse sind durch auffallende Knoten in einzelne Stängelteile gegliedert. An den Knoten lassen sich die Stängelstücke leicht auseinanderziehen und wieder zusammenstecken. Wie Schachteln, weshalb die Pflanze zu ihrem Namen kam. Die Knoten sind jeweils von einer gezähnten Manschette umgeben. Bei dieser handelt es sich um schuppenartig reduzierte, zugespitzte Blätter, die an der Basis miteinander verwachsen sind. An den Knoten kann sich der Schachtelhalm verzweigen. Hier entspringen in Quirlen angeordnet die Seitentriebe.

Fest verwurzelt: der Ackerschachtelhalm (Foto: LianeM / AdobeStock)

Bei Landwirten unbeliebt

Unser bekanntester und häufigster Schachtelhalm-Vertreter ist der Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense). Wie sein Name verrät, wächst er gerne auf Ackerböden. Dort weiß er sich als Unkraut sogar gegen das Pflügen zu behaupten. Denn sein mächtiges Rhizom liegt geschützt bis zu einem Meter tief im Boden. Aus diesem Überwinterungsorgan entspringen die beiden verschiedenen oberirdischen Wuchsformen.

Bleiche Frühjahrssprosse, grüne Sommertriebe

Ab März erscheinen als erste Wuchsform die bleichen, kurzen Frühjahrssprosse, die der Fortpflanzung dienen. An ihren Spitzen sitzen in zapfenartigen Gebilden die Sporenbehälter. Der Schachtelhalm gehört nämlich nicht zu den Blütenpflanzen, sondern zu den Sporenpflanzen. Ab Mai zeigt sich der Schachtelhalm im grünen Kleid. Dann erscheinen die Chlorophyll-haltigen, unfruchtbaren Sommersprosse. Diese tragen an den Stängelknoten zahlreiche, wirtelig angeordnete Seitenäste. 

Der Schachtelhalm ist eine Sporenpflanze. (Foto: toshi56 / AdobeStock)

Das Zinnkraut

Fasst man das Schachtelhalmkraut an, fühlt es sich rau und hart an. Das liegt am hohen Kieselsäuregehalt in den äußeren Epidermiswänden. Das Kraut verwendete man deshalb früher als Scheuermittel, vor allem um Zinngeschirr zu polieren. Davon leitet sich der volkstümliche Name „Zinnkraut“ ab.

Äußerlich zur Wundheilung

Dank des hohen Kieselsäuregehalts diente Schachtelhalmkraut schon früh zur Wundheilung und Hautregeneration. Noch heute wird Equiseti herba begleitend bei schlecht heilenden Wunden eingesetzt, zum Beispiel als Dekokt für Umschläge. 

Schachtelhalm als Droge (Foto: Cora Müller / AdobeStock)

Innerlich zum Harntreiben

Ihr Haupteinsatzgebiet hat die Droge heute jedoch innerlich zur Durchspülungstherapie bei bakteriellen und entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und bei Nierengrieß. Da solche Indikationen eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr erfordern, bietet sich die Teezubereitung an (1 bis 4 g Droge pro Tasse). Schachtelhalmkraut ist auch in Fertigtees enthalten (z. B. Sidroga® Schachtelhalmkraut, H&S® Blasen- und Nierentee). Außerdem gibt es Presssaft (Schonenberger naturreiner Heilpflanzensaft Zinnkraut). Als Extrakt steckt Schachtelhalm zum Beispiel in Solidagoren® Liquid und Nephroselect®. Volksmedizinisch wird die Droge auch bei leichten Atemwegskatarrhen eingesetzt. Daher findet man sie auch im Kombinationspräparat Imupret®.  


Ulrike Weber-Fina, Diplom-Biologin, Autorin PTAheute.de
redaktion@daz.online


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