Mit Zuversicht, Mut und Realismus agieren
Wer sich am Arbeitsplatz wohlfühlt, geht seiner Tätigkeit gern nach und leistet in aller Regel auch mehr. Angesichts der zahlreichen Krisen in der Welt im Allgemeinen und im Apothekenumfeld im Besonderen, fällt es Apothekenleiterinnen und -leitern sowie deren Mitarbeitenden oft schwer, den Apothekenalltag mit einer optimistischen Haltung zu meistern. Die folgenden Tipps helfen weiter.
Tipp 1: Realistisch bleiben
Hilfreich ist es, die Situation zunächst so zu akzeptieren, wie sie ist, und sie zu entemotionalisieren, um auf dieser Grundlage eine nüchterne Analyse durchzuführen und Problemlösungen zu finden. Das heißt nicht, dass die Emotionen und Gefühle, die sich in Belastungssituationen unweigerlich einstellen, verdrängt werden sollen. Wenn aber die Emotionen überhandnehmen, droht die Gefahr, die Lage über Gebühr zu dramatisieren.
Allerdings: Schwarzseherei ist ebenso kontraproduktiv wie der Blick durch die rosarote Wahrnehmungsbrille. Beide Reaktionsweisen werden den Realitäten nicht gerecht und führen oft zu Handlungsblockaden: Warum etwas unternehmen, wenn doch sowieso „alles den Bach runtergeht“ oder sich bestimmt wieder von selbst einrenken wird.
Apothekenleiterinnen und -leiter sind gut beraten, sich bei Schwierigkeiten und Herausforderungen gemeinsam mit dem Team an einen Tisch zu setzen und nach praktikablen und umsetzbaren Lösungen Ausschau zu halten. Natürlich: Die Weltprobleme lassen sich nicht am Apothekentisch lösen, aber doch zum Beispiel die Frage, wie sich der Konkurrenz durch die Online-Apotheken wirksam begegnen lässt – etwa indem sich das Team auf seine bewährten Stärken besinnt und diese zur Geltung bringt.
Tipp 2: Sich Zeit lassen
Menschen in stressigen Belastungssituationen neigen dazu, in Hektik zu verfallen, nach der raschen und allein selig machenden Lösung zu suchen und diese direkt umzusetzen. Kein Wunder – sie wünschen sich nichts sehnlicher, als aus der bedrückenden Lage herauszukommen: „I want it all, and I want it now.“ Zielführender ist es, nach der realistischen Analyse überschaubare Umsetzungsschritte zu planen und zu verwirklichen und sich dabei Zeit zu nehmen. So lässt sich zudem ein nicht unbedeutender motivatorischer Nebeneffekt nutzen: Während das umfassende große Ziel in weiter Ferne liegt, bietet die Problemlösung in kleinen Schritten wiederholt Anlass, auch kleine Erfolge zu feiern. Das wiederum motiviert dazu, den nächsten Schritt in Angriff zu nehmen.
Tipp 3: Belastungen achten und annehmen
Die realistische Betrachtung zeigt oft, dass sich belastende Situationen als weniger gravierend herausstellen, als sie auf den ersten Blick erscheinen. Gerade dann sollte sich das Apothekenteam darauf fokussieren, eine Krise als Möglichkeit zu sehen und mithilfe der gelungenen Problemlösung auch zu wachsen. Oft ist nur durch die Konfrontation und Auseinandersetzung mit schwierigen Herausforderungen Wachstum möglich. Aber ist das nicht nur eine Floskel?
Die Antwort: Um eine Floskel handelt es sich nur, wenn Maximalverbesserungen versprochen und erwartet werden. Der fast schon bescheiden erfolgreiche Umgang mit einem großen Problem hingegen, bei dem es dem Apothekenteam gelingt, einen kleinen Schritt in Richtung Problemlösung zu gehen, kann dazu führen, dass die einzelnen Menschen sowie das gesamte Team tatsächlich gestärkt aus der Stresssituation hervorgehen. Und dann ist eine Krise tatsächlich eine Wachstumschance.
Tipp 4: Betriebsklima aufhellen
Das Apothekenteam muss sich in komplizierten Zeiten das Leben nicht auch noch selbst schwer machen! Soll heißen: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um am Betriebsklima zu arbeiten und zu überlegen, wie sich das persönliche Verhältnis zwischen den Kolleginnen und Kollegen, zwischen der Apothekenführung und den Mitarbeitenden aufhellen lässt. Dazu könnte die Apothekenleitung ein neues Meetingformat ins Leben rufen und im sogenannten Betriebsklimameeting diskutieren lassen, welche Unwetterfaktoren bisher zur Verdüsterung der Großwetterlage beigetragen haben und wie das Team diese Faktoren bekämpfen und ausmerzen kann.
Ziel und Zweck des Meetings liegen darin, Tacheles zu reden, auch verschüttete Konflikte endlich offen anzusprechen und – vielleicht nach einem reinigenden Gewitter – die Beziehungen zwischen den Menschen in der Apotheke zu stabilisieren und zu verbessern.
Tipp 5: Aus der Vergangenheit lernen
Empfehlenswert ist es, das Betriebsklimameeting mit einer Erfolgskonferenz zu kombinieren. Das Team führt sich dabei vor Augen, wie es in der Vergangenheit konfliktbehaftete und krisenartige Situationen gemanagt und bewältigt hat, nach dem Motto: „Wisst ihr noch, wie es uns vor zwei Jahren gelungen ist …“ Das macht Mut und verbreitet Zuversicht: „Wenn wir es einmal geschafft haben, aus einer verfahrenen Situation herauszukommen, warum sollte es kein zweites Mal klappen?“
Außerdem kann in einer solchen Konferenz die Apothekenleitung gemeinsam mit den Mitarbeitenden prüfen, ob sich die damaligen Problembewältigungsstrategien auf die gegenwärtigen Herausforderungen übertragen und sich so weitere Handlungsoptionen kreieren lassen.
Tipp 6: Widerstandskräfte aufbauen
Der Umgang mit Krisenzeiten und Belastungssituationen gelingt besser, wenn die Menschen über ausgeprägte Widerstandskräfte verfügen und ihre Energien regelmäßig aufladen können. Vorausschauende und zukunftsorientierte Apothekenleiterinnen und -leiter beginnen mit der Stärkung der Widerstandskräfte daher nicht erst, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen und die Krise somit unabwendbar ist, sondern schon in den „guten Zeiten“.
Was können Apothekenleiterinnen und -leiter konkret tun, um ihren Resilienzgrad und den der Mitarbeitenden zu erhöhen? Sie können wertschätzend und achtsam führen, gute Leistungen entsprechend anerkennen und loben, einen mitarbeiterorientierten Führungsstil pflegen – und überdies Platz und Raum geben, damit jede und jeder im Team individuelle Resilienz-Maßnahmen ergreifen kann: Der eine Mitarbeitende benötigt vielleicht jeden Tag einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft, die andere möchte Meditationsübungen in den Arbeitsalltag einbauen und der dritte eine Yogastunde einlegen.
Tipp 7: Auf das Unerwartete vorbereitet sein
Es ist zielführend, wenn die Apothekenleiterin oder der -leiter stets die potenziellen Hindernisse und Stolpersteine mit- und vorausdenkt und für alle Eventualitäten über einen Plan B verfügt. Sie oder er sollte sich jedoch nicht allein auf den Worst Case fokussieren, sondern auch die Alternativen berücksichtigen: Positive Zielvorstellungen für eine gesicherte Apothekenzukunft sind ebenso relevant wie die ehrliche Auseinandersetzung mit möglichen Fallstricken und dem ungünstigsten Ereignis, das eintreten könnte. Um es auf den Punkt zu bringen: Die beste Option, um mit belastenden Situationen angemessen und konstruktiv umzugehen, ist auf alle denkbaren Entwicklungen vorbereitet zu sein.