Protonenpumpeninhibitoren und Ambroxol
Von den fünf Protonenpumpeninhibitoren (PPI) am Markt sind zwei verschreibungsfrei erhältlich, Omeprazol und Pantoprazol, und zwar zur Behandlung von Refluxsymptomen bei Erwachsenen. Bei Sodbrennen und Säurerückfluss kann täglich eine magensaftresistente Hartkapsel bzw. Tablette in der Dosis von 20 mg eingenommen werden. Dies maximal 14 Tage lang. Bei ungenügender Säurehemmung kann die Gabe in morgens und abends aufgeteilt werden. Längere Einnahme und höhere Dosen stehen unter Verschreibungspflicht. Zur Behandlung geringfügiger Magenbeschwerden ohne markanten Säureüberschuss sind PPI nicht geeignet.
Protonenpumpenhemmer werden als magensaftresistente Prodrugs oral eingenommen, im Duodenum resorbiert und gelangen über den Blutkreislauf in die Belegzellen der Magenwand. Dort blockieren sie irreversibel die membranständige H+/K+-ATPase, wodurch die Magensäureproduktion gesenkt bzw. unterbunden wird. Trotz der kurzen Halbwertszeit von höchstens zwei Stunden hält die Säurehemmung rund 24 Stunden an. Der Grund: Das blockierte Enzym muss der Körper erst neu synthetisieren.
Zwei wichtige Unterschiede zu Antazida: PPI werden 15 bis 30 Minuten vor der Mahlzeit eingenommen, Antazida entsprechend danach. Und Protonenpumpeninhibitoren eignen sich nicht zur Behandlung von akutem Reflux, unterstrich Lehwald.
Achtung: Wechselwirkungen
Da Protonenpumpeninhibitoren in der Leber über das Cytochrom-P450-System (CYP2C19 bzw. CYP3A4) metabolisiert werden, muss an Enzyminduktion (Johanniskraut) oder Enzyminhibition gedacht werden. Vor allem unter Omeprazol kann die Metabolisierung von z. B. Warfarin, Antiepileptika, Makrolidantibiotika oder Benzodiazepinen verzögert sein. Lehwald nannte als Beispiel Patienten über 60 Jahre, die Diazepam zusammen mit Omeprazol einnähmen; mit den erhöhten Spiegeln des Benzodiazepins würde die Sturzgefahr zunehmen. Entwarnung gab er hingegen bei den vieldiskutierten Störungen des Mineralhaushalts: Mit Magnesiummangel oder Frakturen sei unter rezeptfreien PPI nicht zu rechnen – bestimmungsgemäßen Gebrauch vorausgesetzt, also täglich 20 mg über maximal 14 Tage.
Als häufige Nebenwirkungen unter Protonenpumpeninhibitoren sind gastrointestinale Störungen, Schwindel, Müdigkeit und ein Transaminasenanstieg zu nennen. Abruptes Absetzen kann einen Säurerebound nach sich ziehen, was das Beenden der Therapie erschwert und zum Dauerfehlgebrauch führen kann. Bei längerer Absenkung des Säuregrades im Magen über einen pH von 3 ist das Risiko für Magen-Darm-Infektionen, z. B. mit Salmonella und Campylobacter, leicht erhöht.
Ambroxol gegen Halsschmerzen
Die mukolytischen und sekretomotorischen Wirkungen von Ambroxol werden seit Jahrzehnten genutzt, relativ jung ist indes der Einsatz als Lokalanästhetikum gegen Halsschmerzen. Dabei aber nicht verwunderlich, betrachtet man die strukturelle Verwandtschaft des Ambroxolmoleküls z. B. mit Lidocain. Der Wirkmechanismus besteht in einer reversiblen Blockade von Natriumkanälen von Nervenzellen. Mangels Austausch von Natriumionen entstehen nicht die für die Schmerzweiterleitung notwendigen Aktionspotenziale. Ambroxol-Lutschtabletten entfalten nach Lehwalds Worten eine rasch einsetzende, durchaus beachtliche schmerzlindernde und antientzündliche Wirkung, die bis zu drei Stunden anhalte. Dem Patienten solle geraten werden, die Tablette sehr langsam im Mund (buccal oder sublingual) zergehen zu lassen, ohne lutschen, ohne kauen. Als unerwünschte Arzneimittelwirkung werde neben einem Taubheitsgefühl der Zunge über Veränderungen der Geschmackswahrnehmung und gelegentliche gastrointestinale Störungen (infolge mukolytischer Effekte) berichtet. Unterm Strich stelle Ambroxol eine sinnvolle Option bzw. Alternative zur Behandlung von Beschwerden im Hals- und Rachenraum dar, schloss Lehwald.
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"Interpharm 2013 – Eine Patienten-orientierte Interpharm"
DAZ 2013, Nr. 13, S. 66