Hessischer Apothekerverband unterstützt Preis‘ Kandidatur
Wer hätte gedacht, dass die Neuwahl eines ABDA-Vorstandes so interessant werden könnte! Erst scheitert die Amtsinhaberin Gabriele Overwiening im ersten Wahlgang ohne Gegenkandidat*in, dann treten bei der Wiederholung tatsächlich mehr Personen an, als Ämter zu vergeben sind – es gibt also eine echte Wahl – und jetzt gibt es sogar noch öffentliche Unterstützung für einen der Kandidaten.
So erklärte der Vorsitzende des Hessischen Apothekerverbandes (HAV) Holger Seyfarth per Pressemitteilung am heutigen Mittwoch, dass er die Kandidatur seines Verbandskollegen Thomas Preis unterstütze, dieser verfüge über die Kompetenz, das parteiübergreifende Renommee auf dem politischen Parkett und die notwendige Innovationsbereitschaft, das angeschlagene Apothekenschiff durch diese schwierigen Zeiten zu lotsen, so Seyfarth.
Er begrüße Preis‘ Kandidatur insbesondere auch deshalb, weil es „im Angesicht der größten Apothekenkrise seit Bestehen der Bundesrepublik und den Misserfolgen der bisherigen ABDA-Spitze unter Führung der Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe Gabriele Overwiening nur folgerichtig sei, dass nun der Vorsitzende eines großen und erfolgreichen Landesapothekerverbandes die ABDA-Präsidentschaft übernehme“. Seyfarth zufolge wollen Thomas Preis und sein Team der ihn unterstützenden Verbandsvorsitzenden und Kammerpräsident*innen einen ehrlichen Neuanfang gestalten. Die ABDA habe in den vergangenen Jahren bei jedem für die Apothekerschaft existenziellen Thema versagt und die dringend notwendige Augenhöhe zur Politik ebenso verloren wie die das Vertrauen der meisten Apotheker:innen.
Seyfarth unterstellt fragwürdiges Demokratieverständnis
Dass die für die wirtschaftlichen Belange zuständigen Verbände in Gestalt des Deutschen Apothekerverbandes keine bessere Bilanz aufweisen als die ABDA bleibt – wenig überraschend – unerwähnt. Stattdessen ist der HAV-Chef überzeugt, dass es mit dem Neustart, den der seit 1999 im Amt befindliche Preis einleiten werde, endlich wieder positive Botschaften geben wird.
Auch mit Kritik an der amtierenden ABDA-Präsidentin spart Seyfarth nicht: „Ihre gescheiterte Wiederwahl in einen missglückten Denkzettel umzudeuten und jetzt wieder antreten zu wollen, offenbart nicht nur ein mehr als fragwürdiges Demokratieverständnis, sondern bestätigt auf traurige Weise, dass es den aktuell Verantwortlichen im Berliner Apothekerhaus mehr um sich selbst und ihre Posten als um das Wohl der öffentlichen Apotheken geht.“ Er befürchte, dass keine Persönlichkeit in Politik, Industrie oder Gesellschaft die Standesvertretung der Apotheker noch ernst nehme, falls Overwiening mit dieser „Farce“, wie er sagt, durchkommt. Er fordert Overwiening daher auf, ihre Kandidatur zurückzuziehen und den Weg für Thomas Preis freizumachen, „um weiteren Schaden von der ABDA fernzuhalten“.
Ob Seyfarths Unterstützung hilft, bleibt abzuwarten. Seine berufspolitischen Alleingänge haben in der Vergangenheit selbst im Verbändelager immer wieder für Kritik gesorgt. Er selbst sieht sich und seinen Verband als das „Enfant terrible“ der Standesvertretung, das kommt aber nicht überall gut an.