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Obstipation – Macrogol, Bisacodyl und Natriumpicosulfat erneut als Mittel der 1. Wahl in der aktualisierten Leitlinie bestätigt
Obstipation betrifft ca. 15 % der Deutschen jährlich und schränkt die Lebensqualität der Betroffenen deutlich ein. Was hilft Patienten wirklich? Die Aktualisierung der Leitlinie gibt evidenzbasierte Einschätzungen zu pharmazeutischen und nicht-pharmazeutischen Therapien. Empfohlen zur medikamentösen Therapie werden erneut Mittel aus der Selbstmedikation - Macrogol, Bisacodyl und Natriumpicosulfat.
Aktualisierte S2k-Leitlinie zur Behandlung der chronischen Obstipation
Art der Veröffentlichung
Typische Anzeichen einer Obstipation sind u.a. klumpiger oder harter Stuhl, starkes Pressen bei der Stuhlentleerung, unvollständige Entleerung und weniger als drei Stuhlgänge pro Woche. Inzidenz und Prävalenz der Obstipation sind abhängig von der angewandten Definition und vom untersuchten Kollektiv. In Europa geht man von einer Prävalenz von ca. 15 % der Allgemeinbevölkerung aus, wobei Frauen und ältere Menschen deutlich häufiger betroffen sind als der Rest der Bevölkerung. Die Lebensqualität der Betroffenen kann unter Umständen stark eingeschränkt sein.
Bewegung, Flüssigkeits- und Ballaststoffzufuhr über ein gesundes Maß hinaus bringen keine Zusatznutzen
Zu den allgemeinen Maßnahmen bei der Therapie der Obstipation zählen ausreichende Flüssigkeitszufuhr, ballaststoffreiche Ernährung und Bewegung.
Von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung wird für Erwachsene altersabhängig eine tägliche Flüssigkeitszufuhr von 2,3 bis 2,7 Liter empfohlen, wovon mindestens 1,3 bis 1,5 Liter über Getränke zugeführt werden sollen. Daraus leitet die Leitlinie eine empfohlene tägliche Trinkmenge von 1,5 bis 2 Liter bei Patienten mit chronischer Obstipation ab.
Die Autoren stellen jedoch heraus: „Eine hierüber hinausgehende Flüssigkeitszufuhr hat keinen therapeutischen Effekt und sollte zur Therapie der Obstipation daher nicht empfohlen werden“.
Neben der Flüssigkeitszufuhr sollte auch auf die Einnahme von Ballaststoffen geachtet werden, wobei eine tägliche Ballaststoffaufnahme von 30 g pro Tag wünschenswert wäre. Auch die Einnahme von Ballaststoff-Supplementen ist eine Möglichkeit. Sie ist leicht umsetzbar, kostengünstig und nebenwirkungsarm.
Ballaststoffe können versucht werden. Sollten unangenehme Begleitsymptome wie Blähungen oder abdominelle Krämpfe auftreten, sollte die Zufuhr von Ballaststoffen reduziert werden.
Ein weiterer nicht-medikamentöser Therapieansatz bei der Therapie der Obstipation ist Bewegung und körperliche Aktivität. Grundsätzlich gilt, dass körperliche Inaktivität vermieden werden sollte.
Insbesondere bei übergewichtigen Patienten ist eine gesteigerte körperliche Aktivität sinnvoll. Eine über das altersentsprechende Maß hinausgehende körperliche Aktivität hat hingegen keinen therapeutischen Effekt.
Macrogol, Bisacodyl und Natriumpicosulfat: Begrenzung des Einnahmezeitraums unbegründet
Die Therapie der Obstipation sollte nach einem Stufenschema erfolgen (s. Abb.).
Als Arzneimittel der ersten Wahl zur Behandlung bei akuter, funktioneller und chronischer Obstipation werden weiterhin Macrogol, Bisacodyl und Natriumpicosulfat empfohlen. Sie gelten als wirksam und sicher. Die Autoren der Leitlinie stellen zudem heraus, dass eine Begrenzung des Einnahmezeitraums als unbegründet erachtet wird.
Wichtig bei der Behandlung einer Obstipation aus Ärztesicht ist, dass die Dosierung und Einnahmefrequenz nach individuellem Bedarf erfolgen sollen, d.h. sich am Patientenbedarf orientieren. Ebenso kann und sollte die persönliche Präferenz bei der Auswahl der Darreichungsform (Dragee, Tropfen, lösliches Pulver) berücksichtigt werden.
Zuckeralkohole (z. B. Lactulose) und Antrachinone (z. B. Senna) werden im Stufenschema als Arzneimittel der zweiten Wahl eingestuft. Ihre Anwendung kann erwogen werden.
Wird eine rektale Entleerungshilfe gesucht, empfehlen die Autoren bevorzugt Bisacodyl-Zäpfchen oder CO2-freisetzende Zäpfchen.
Anwendung auch in der Geriatrie
Bei geriatrischen Patienten können sowohl osmotisch wirksame als auch stimulierende Laxantien eingesetzt werden. Insbesondere osmotisch wirkende Laxanzien wie PEG 4000 oder Lactulose sind für ältere Patienten sicher. Die Einnahme kann über einen längeren Zeitraum erfolgen. Auch bei älteren Patienten mit Vorerkrankungen wie Herz- oder Nierenerkrankungen sind diese Präparate gut einsetzbar.
Therapie von Schwangeren unterscheidet sich nicht von der von Nicht-Schwangeren
Während der Schwangerschaft und nach der Geburt kommt es gehäuft zu Obstipation. Grundsätzlich gilt, dass sich die Behandlung der Obstipation bei Schwangeren nicht von der bei Nicht-Schwangeren unterscheidet. Die Therapie muss aber immer mit besonderer Vorsicht unter Berücksichtigung von Schwangerschafts-beeinflussenden Faktoren erfolgen. Auch bei Schwangeren muss auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Die empfohlene Trinkmenge in der Schwangerschaft beträgt 1,4 Liter, in der Stillzeit 1,7 Liter.
Weitere Behandlungsmethoden mit offener Empfehlung (können versucht werden)
- Probiotika, Präbiotika und Synbiotika
- Biofeedbacktherapie
- Akupunktur
- Traditionelle Chinesische Medizin
- Abdominalmassage (unterstützend)
Das Wichtigste für die Beratung in Kürze
- Macrogol, Bisacodyl und Natriumpicosulfat wurden in der aktualisierten Leitlinie erneut als Mittel der ersten Wahl bei chronischer Obstipation bestätigt.
- Eine Begrenzung des Einnahmezeitraums ist unbegründet.
- Das gilt auch für Ältere und Schwangere.
- Die Angst vor Gewöhnungseffekten oder Abhängigkeit kann den Patienten genommen werden.
- Als allgemeine Maßnahmen sollten ausreichende Flüssigkeitszufuhr, ballaststoffreiche Ernährung und Bewegung empfohlen werden.
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Literatur
Andresen V. et al. Aktualisierte S2k-Leitlinie chronische Obstipation der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie & Motilität (DGNM), April 2022, AWMF-Registriernummer: 021-019
MAT-DE-2202280/V1/05/2022