Prisma

Fluoxetin hilft dem Gehirn bei der "Verschaltung"

Bei Schwachsichtigkeit wertet das Gehirn bevorzugt Informationen eines Auges aus. Erwachsene mit der Sehschwäche, für die es bislang keine Therapie gibt, könnten eventuell vom Einsatz des Antidepressivums Fluoxetin profitieren.

Schwachsichtigkeit kann im frühen Kindesalter gut therapiert werden, indem das bevorzugte Auge mit einer Klappe abgedeckt wird, sodass das Gehirn eine stärkere Verbindung zu dem schwachen Auge aufbaut. Bei Erwachsenen funktioniert dies leider nicht mehr. Die Ergebnisse der aktuellen Studie lassen jedoch auf einen möglichen Einsatz des Antidepressivums Fluoxetin hoffen.

Italienische Forscher um José Fernando Maya Vetencourt simulierten bei Mäusen eine Schwachsichtigkeit, indem sie nacheinander jeweils ein Auge zunähten. Nach diesem Eingriff verabreichten sie den Mäusen vier Wochen lang Fluoxetin mit dem Ergebnis, dass beide Augen wieder gleichberechtigt am Sehprozess beteiligt waren. Die Forscher vermuten, dass Fluoxetin das Gehirn in einen Zustand versetzt, in dem sich die Nervenzellen neu verschalten können. Bei dieser "Neuverschaltung" werden dann die für die Schwachsichtigkeit zuständigen visuellen Gehirnbereiche regeneriert.

Die Ergebnisse müssen jedoch erst durch weitere Untersuchungen bestätigt werden, bevor ein Einsatz von Fluoxetin bei Schwachsichtigkeit und vielleicht auch anderen Degenerationserkrankungen des Gehirns denkbar wird.


el


Quelle: Vetencourt J. F. M. et al.: Science 320, 385-388 (2008)

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