Kommentar

Aut-idem-Chaos

Es kam, wie es kommen musste: das Aut-idem-Chaos ist da. Der Apotheker soll substituieren, kann aber nicht, weil er keine Richtlinien hat. Und die Ärzte mauern mit Stempeln.

Ärzte-Zeitungen wie z. B die "Ärztliche Praxis" bieten ihren Leserinnen und Lesern an, den Stempel "KEINE Substitution" gratis abzurufen, die "Ärzte Zeitung", die sich von Anfang an zum Kämpfer gegen aut idem empor geschwungen hat (natürlich nicht ganz uneigennützig, da sie Anzeigenverluste wittert), weist auf nahezu jeder Titelseite auf den Stempel hin. Und Ärzte machen schon kräftig davon Gebrauch.

Die Krönung von allem: Ärzteverbände verunsichern Patienten, in dem sie in Kampagnen Stimmung gegen aut idem machen, mit Begriffen wie Billigmedizin agieren und Unsicherheiten in der Arzneitherapie ankündigen. Damit schaden sie dem Patienten und seinem Vertrauen in eine Arzneitherapie. Dass Ärzte vor dem Hintergrund von aut idem sogar das Dispensierrecht fordern, macht die Sache noch grotesker.

Endlich haben wir Apothekerinnen und Apotheker uns jetzt zu Wort gemeldet, zwar nicht die ABDA, aber dafür die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG). In einer Pressekonferenz stellte die wissenschaftliche Gesellschaft der Apotheker den Entwurf einer Leitlinie zur Substitutionspraxis der Öffentlichkeit, auch Ärztefachzeitschriften, vor. Mit der Leitlinie, die in ihrer endgültigen Version noch um konkrete Listen und Tabellen erweitert werden soll, bekommt der Apotheker einen klaren Fahrplan, wie er bei aut idem substituieren kann - unter fachlichen Gesichtspunkten, die wissenschaftlich fundiert sind. Die Leitlinie geht sogar soweit, dass sie dem Apotheker empfiehlt, die Substitution zu verweigern, wenn fachliche Gründe dagegen sprechen. Diese Leitlinie zeigt Ärzten und der Industrie, dass der Apotheker sehr wohl mit Sachverstand an die Sache ran geht und die Substitution nicht unter monetären Aspekten sieht.

Angesichts dieser Leitlinie wird dem Widerstand der Ärzte der Wind aus den Segeln genommen, denn eine Substitution nach dieser Leitlinie erfolgt nach sauberen fachlichen Kriterien - und nicht aus dem Bauch heraus oder aufgrund des Besuchs eines Pharmareferenten. Die Stempel können im Schreibtisch bleiben.

Peter Ditzel

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