Wirtschaft

Ordermed setzt auf Medikationscheck

Elektronische Medikationskarte – neue Kooperation mit Online-Praxis DrEd – große Werbekampagne

BERLIN (ks) | Ordermed setzt auf den Medikationscheck: Alle interessierten Kunden einer ordermed-Partner-Apotheke können ihre verordneten und selbst gekauften Arzneimittel ab November mithilfe einer elektronischen Medikationskarte („eMK“) speichern und auf Wechselwirkungen überprüfen lassen. Außerdem können über die Karte elektronische Rezeptbestellungen beim Arzt und anschließende Medikamentenbestellungen in der Apotheke ausgelöst werden. Der Startschuss soll von einer groß angelegten Werbekampagne in den Medien des Axel-Springer-Verlags begleitet werden.

Ärzten ist oft nicht klar, welche Arzneimittel ein Patient von einem anderen Arzt verordnet bekommt und was er im Wege der Selbstmedikation dazu kauft. Problematische Wechselwirkungen sind keine Seltenheit; immer wieder kommt es zu Krankenhauseinweisungen, die hätten vermieden werden können. Auch die Politik hat erkannt, dass ein gutes Medikationsmanagement hier helfen kann. Schon die elektronische Gesundheitskarte (eGK) sollte dafür sorgen, dass die Arzneimittelhistorie gespeichert und Interaktionschecks durchgeführt werden können. Doch die lang geplante eGK ist noch nicht so weit, wie die Politik es sich einst gedacht haben mag. Bei ordermed will man nun nicht mehr warten und prescht voran. Das Unternehmen verspricht: Die neue elektronische Medikationskarte bringe alle Vorteile der eGK – aber ohne deren Nachteile. Vor allem sei bei der Medikationskarte „nur der Versicherte der Bestimmer über seine Daten“. Auf der Webseite www.medikationsscheck.de betont ordermed, dass die ABDA „wichtige Vorarbeit“ für die nun kommende „eMK“ geleistet habe.

Datensammlung im Online-Medikationscenter

Laut ordermed sind es derzeit 700 Apotheken, die sich an der neu ausgerufenen „Initiative sichere Medikamentenverwendung“ beteiligen. Sie alle bieten ihren Kunden ein neues Online-Medikationscenter an. Dies geschieht über www.ordermed.de. Hier müssen sich die Patienten zunächst registrieren und ihre „Lieblings-Apotheke“, eine ordermed-Apotheke, angeben. Dann können sie selbst alle Angaben zu ihren Medikamenten hinterlegen – mit wenigen Klicks, wie ordermed verspricht. „Alle in Deutschland verfügbaren Medikamente sind in unsere Datenbank eingepflegt, ebenso die Kontaktdaten von 140.000 Ärzten und Praxen“, erklärt ordermed-Geschäftsführer Markus Bönig. Das Medikationscenter erkenne die Präparate über ihren Namen oder ihre Artikelnummer, die PZN oder – per Handy-App – auch über den Barcode oder das Foto.

Wer angemeldet ist, erhält die scheckkartengroße Medikationskarte, auf die ein Sicherheitscode und QR-Code aufgedruckt ist. Über diesen können die Daten jederzeit für Apotheke und Arzt verfügbar gemacht werden. Jedenfalls dann, wenn der Versicherte dies möchte. Neben den persönlichen Daten und der Medikation kann auf dem Patientenkonto noch mehr gespeichert werden. So etwa Informationen über Vorerkrankungen, Allergien oder Hilfsmittel sowie zu benachrichtigende Verwandte oder die Daten des Hausarztes. All diese Angaben können vom Karteninhaber – und falls erforderlich mithilfe des Apothekers, Arztes oder anderer Personen – online geändert werden.

Elektronische Rezeptbestellung inklusive

Auf Grundlage der Angaben zur Medikation prüft der Apotheker sodann mit seinen „Profi-Analyse-Systemen“, ob die angegebenen Medikamente sich miteinander vertragen. Der Patient oder die ihn pflegenden Personen erhalten einen vollständigen und stets aktualisierten Medikationsplan, verspricht ordermed. Zudem lassen sich mit der Medikationskarte elektronische Rezeptbestellungen beim Arzt und Medikamentenbestellungen bei der Apotheke auslösen. Für die Apotheke sei damit eine Reichweitenberechnung und eine automatische Erinnerungsfunktion des Versicherten sowie die Kopplung an die eigene Warenwirtschaft möglich, heißt es.

Die Kosten für den Patienten belaufen sich auf 1,60 Euro monatlich für die „eMK“. „Die Kosten können von der Apotheke, dem Patienten, oder auch von seiner Krankenkasse übernommen werden“, so die Anregung von ordermed. Apotheken müssen jedenfalls hinsichtlich ihrer technischen Ausstattung keine Kosten fürchten – ein Computer mit Internetanschluss reiche, Lesegeräte, wie sie die eGK erfordere, seien nicht nötig. Dafür fallen im Regelbetrieb monatliche Kosten von 53 Euro an. Wird dem Patienten zusätzlich die Funktion der elektronischen Rezeptbestellung ermöglicht, ergeben sich weitere Packungstransaktionskosten von 0,50 Euro pro abgewickelter Rx-Packung.

Ab dem 1. November wird die Medikationskarte mit einer groß und langfristig angelegten Werbekampagne in den Zeitschriften, Zeitungen und Portalen der Axel Springer AG publik gemacht. Ein gewisser Druck auf Apotheken, die nicht bei ordermed sind, lässt sich nicht verhehlen. „Interessierte Apotheker sollten sich rechtzeitig registrieren, um als Lieblings-Apotheke ausgewählt werden zu können“, heißt es bei ordermed.

Pille danach bei DrEd

Letzte Woche überraschte ordermed mit einer weiteren News: Geschäftsführer Bönig informierte die ordermed-Apotheken, nun mit der in London ansässigen Online-Arztpraxis DrEd zu kooperieren – und zwar in einer einzelnen Indikation: Der „Pille danach“. Damit schlage man bei Notfallkontrazeptiva gleich zwei Fliegen mit einer Klappe, schreibt Bönig: Die Beschaffung „so einfach zu gestalten, als wäre das Medikament nicht mehr verschreibungspflichtig, und zweitens dafür zu sorgen, dass die dafür erforderlichen Rezepte auch vollständig in der Apotheke vor Ort ankommen – bei Ihnen“. Die Unterstützung der inhabergeführten und wohnortnahen Apotheke sei ihm „ein persönliches Anliegen“, so Bönig. Jedes Rezept, das statt in einer Versandapotheke in einer Apotheke vor Ort eingelöst werde, sei ein „gutes“ Rezept.

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