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Gefräßige Meeresbewohner
Wale sorgen für Gleichgewicht in Ozeanen
us | Blauwale können über 30 Meter lang werden. Um diese stattliche Größe zu erreichen, müssen sie eine enorme Menge an Nahrung zu sich nehmen. Mit dem Konsum von vielen Millionen Tonnen Meeresgetier jedes Jahr leisten die großen Säuger dabei einen wichtigen Beitrag zum marinen Gleichgewicht. Sie scheiden die verdaute Biomasse an der Meeresoberfläche wieder aus. Die Nährstoffe gelangen so zurück in den Nahrungskreislauf, anstatt auf den Grund des Meeres zu sinken, was passiert, wenn Plankton, Krill und Fisch eines natürlichen Todes sterben. Für das Ökosystem ist besonders Eisen wichtig, von dem Wale jährlich mehrere Tausend Tonnen wieder im Meer verteilen. Wissenschaftler der Stanford University haben nun eine Studie veröffentlicht, in der sie eine präzise Schätzung der Nahrungsaufnahme durch große Wale abgeben. Zwischen 2010 und 2019 untersuchten sie sieben Bartenwalarten, zu denen auch der Blauwal gehört. Insgesamt versahen die Meeresforscher 321 Exemplare im Atlantik, Pazifik und südlichen Ozean mit Kameras und Sensoren. Außerdem analysierten die Forscher die Krilldichte an Stellen im Meer, an denen sich die Wale aufhielten. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Nahrungsaufnahme bisher um ein Dreifaches unterschätzt wurde. Im 20. Jahrhundert wurden die Walpopulationen weltweit durch intensive Bejagung dramatisch reduziert. Paradoxerweise führte dies auch zu einer Verkleinerung der Krillbestände. Zwar fraßen weniger Wale deutlich weniger der kleinen Organismen. Allerdings fehlten den kleinen Krebsen nun Nährstoffe, die ihnen von den Walen im Oberflächenwasser zur Verfügung gestellt worden waren. In ihrer Publikation in „Nature“ berechnete das Team um den Ökologen Dr. Matthew Savoca, dass Wale allein im südlichen Ozean vor dem industriellen Walfang jährlich etwa 430 Millionen Tonnen Krill verspeisten. Heute lebt nur noch die Hälfte dieser Menge Krill in den Ozeanen der Welt. |
Literatur
Savoca MS et al. Baleen whale prey consumption based on high-resolution foraging measurements. Nature. 2021;599(7883):85-90 doi: 10.1038/s41586-021-03991-5
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