Arzneimittel-Atlas 2009

Arzneimittel-Ausgaben: Keine Explosion in Sicht

Berlin - 23.07.2009, 18:10 Uhr


2008 haben die Krankenkassen 29,2 Mrd. Euro für Arzneimittel und Impfstoffe ausgegeben - 5,3% mehr als im Vorjahr. Für IGES-Chef Bertram Häussler entwickeln sich die Ausgaben damit seit zehn Jahren kontinuierlich und ohne „Explosion“ fort.

Seit nunmehr vier Jahren erscheint der Arzneimittel-Atlas. Angetreten ist er mit dem Ziel, die Entwicklungen im GKV-Arzneimittelmarkt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten als beispielsweise der altgediente Arzneiverordnungs-Report, der ebenfalls alljährlich im Spätsommer erscheint. Auch bei der Vorstellung des aktuellen Arzneimittel-Atlas am 23. Juli in Berlin, bemühte sich IGES-Chef Bertram Häussler, die Ausgabensteigerung als undramatisch darzustellen: Von einer "Explosion" könne keine Rede sein, insgesamt zeichne die Entwicklung der GKV-Gesamtausgaben ein eher "ruhiges Bild". Seit 1998 sind die Ausgaben der Kassen für Arzneimittel nahezu kontinuierlich um rund 1,4 Mrd. Euro pro Jahr angestiegen - vor zehn Jahren belief sich dieser Kostenblock noch auf 17,7 Mrd. Euro. Ausreißer zeigten sich nur in den Jahren 2004 und 2005; nachdem die nicht-verschreibungspflichtigen Arzneimittel 2004 aus dem GKV-Leistungskatalog ausgeschlossen wurden, fielen die Ausgaben zunächst in den Keller, schnellten im Jahr darauf aber wieder kräftig nach oben.

Während in anderen Analysen zumeist die patentgeschützten Arzneimittel als Ausgabentreiber ausgemacht werden, macht der Arzneimittel-Atlas in erster Linie den steigenden Verbrauch für den Kostenanstieg verantwortlich. Er sorgte für zusätzliche Umsätze von knapp 1,8 Mrd. Euro. Davon gingen rund zwei Drittel in die Grundversorgung, also die Behandlung von Volkskrankheiten, und ein Drittel in die Spezialversorgung. Bei der Grundversorgung sieht Häussler langsam eine Sättigungsgrenze erreicht - hier habe man in den vergangenen Jahren erfolgreich Unterversorgung abbauen können. Neben der Verbrauchskomponente sorgten auch Innovationskomponenten für Mehrausgaben. Sie ließen die Arzneimittelausgaben 2008 allerdings nur um vergleichsweise bescheidene 384 Mio. Euro anwachsen. Für Einsparungen sorgten auf der anderen Seite unter anderem Parallelimporte, Generika und Preissenkungen. Auch die individuell ausgehandelten Rabattverträge bescherten den Kassen eine Entlastung. Ohne sie hätten die Kassen im vergangenen Jahr 675 Mrd. Euro mehr ausgegeben, erklärte Häussler - diese Summe sei in den Jahren 2007 (330 Mio. Euro) und 2008 (345 Mio. Euro) aufgelaufen. Laut Arzneimittel-Atlas hat die Knappschaft Bahn See am erfolgreichsten Rabatte ausgehandelt. 28,3 Prozent ihrer Arzneimittelumsätze stehen unter Rabatt.  Bei den AOKen waren es lediglich 17,7 Prozent, die BKKen bilden mit 14,8 Prozent das Schlusslicht.


Kirsten Sucker-Sket