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Schilddrüsenüberfunktion
FDA warnt vor schweren Leberschäden unter Propylthiouracil
Schon vor einem Jahr hatte die FDA vor schweren Leberschäden mit teilweise tödlichem Ausgang unter dem Thyreostatikum Propylthiouracil (Propycil®) gewarnt. Nun muss
Die Thyreostatika Thiamazol (Favistan®, Thyrozol®, Thiamazol Hexal®, Thiamazol Henning®) und Propylthiouracil (Propycil®) werden unter anderem bei Schilddrüsenüberfunktion, insbesondere bei Morbus Basedow eingesetzt.
Anlass für die FDA-Warnung waren Meldungen an das FDA-Meldesystem für unerwünschte Wirkungen (AERS, Adverse Event Reporting System) über schwerwiegende Leberfunktionsstörungen mit teilweise tödlichem Ausgang unter Propylthiouracil. Insgesamt liegen der FDA 32 Berichte vor. In zehn Fällen waren Kinder betroffen, in 22 Fällen Erwachsene. Bei fünf Erwachsenen und sechs Kindern mussten Lebertransplantationen vorgenommen werden, in 13 Fällen (1 Kind, 12 Erwachsene) kam es zur einem tödlichen Leberversagen. Für das Thyreostatikum Thiamazol liegen der FDA lediglich fünf Meldungen über schwere Leberfunktionsstörungen bei Erwachsenen vor, drei davon mit tödlichem Ausgang.
Vor diesem Hintergrund wird Propylthiouracil von der FDA als Reservethyreostatikum eingestuft. Bei Neueinstellungen sollten Ärzte genau prüfen, ob die Therapie mit Propylthiouracil begonnen werden soll oder auf das risikoärmere Thiamazol zurückgegriffen werden kann. Bei Kindern sollte Propylthiouracil nur noch eingesetzt werden, wenn sie auf Thiamazol nicht ansprechen oder es nicht vertragen. Einen entsprechenden Hinweis findet man auch in der deutschen Fachinformation. Im ersten Trimenon einer Schwangerschaft scheint jedoch Propylthiouracil die bessere Alternative zu sein. Denn Thiamazol steht in Verdacht, embryotoxisch zu sein. Darauf deuten einige wenige Berichte hin. Für Propylthiouracil liegen solche Meldungen nicht vor, so dass die FDA es für das erste Trimenon als Mittel der Wahl einstuft.
Patienten, die Propylthiouracil erhalten, werden aufgefordert, umgehend ihren Arzt aufzusuchen, wenn Anzeichen einer Leberschädigung auftreten. Dazu zählen Müdigkeit, Schwäche, unklare Bauchschmerzen, Appetitverlust, Juckreiz und leichte Gelbfärbung von Augen oder Haut. Sie sollten jedoch keinesfalls Propylthiouracil eigenmächtig absetzen.
In der deutschen Fachinformation wird darauf hingewiesen, dass Propylthiouracil bei hepatischer Leberschädigung kontraindiziert ist. Bei erhöhten Transaminasen- und Cholestase-Werten ist eine sorgfältige Überwachung erforderlich. Zur Frage der Lebertoxizität findet man den Hinweis, dass in seltenen Fällen hepatitische Reaktionen mit hepatozellulärer Nekrose sowie transiente Cholestasen beschrieben worden sind. Schwere Verlaufsformen von Leberschädigungen durch Propylthiouracil sollen nach der deutschen Fachinformation in Einzelfällen aufgetreten sein und werden als sehr selten eingestuft.
Stuttgart - 22.04.2010, 10:29 Uhr