Wechseljahre

Hormonersatztherapie verschlechtert die Brustkrebsprognose

20.10.2010, 11:07 Uhr


Dass eine kombinierte Hormonersatztherapie das Brustkrebsrisiko erhöht, ist eine wichtige Erkenntnis der WHI-Studie. Jetzt wurden Ergebnisse einer 11-jährigen Nachbeobachtung dieser

Im Rahmen der Women`s Health Initiative (WHI-Studie) hatten seit 1993 über 16000 postmenopausale Frauen randomisiert täglich entweder eine Kombination von 0,625 mg konjugierten Estrogenen plus 2,5 mg Medroxyprogesteronacetat oder Placebo erhalten. 2002 wurde die Studie unter anderem wegen eines erhöhten Brustkrebsrisikos in der Verumgruppe gestoppt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Frauen im Schnitt über 5,6 Jahre behandelt worden. Zwar nahm das Risiko nach Absetzen der Hormone ab, doch war die Brustkrebsinzidenz auch nach einem Follow up von durchschnittlich 7,9 Jahren immer noch erhöht, viele Fragen blieben offen. So war nicht klar, wie sich die Hormongabe langfristig auf die Brustkrebsinzidenz und die Schwere der Brustkrebserkrankungen auswirkt. Ebenso war unklar, ob das Risiko, an den Folgen von Brustkrebs zu sterben, steigt. Beobachtungsstudien hatten die Hoffnung aufkommen lassen, dass Frauen, die nach einer Hormonersatztherapie an Brustkrebs erkranken, eine bessere Prognose haben als Brustkrebspatientinnen, die nie Hormone erhalten haben.

Um solche Fragen zu klären, wurden die Daten der WHI-Teilnehmerinnen soweit verfügbar bis August 2009 erneut erfasst. Von den ursprünglich 16.608 Teilnehmerinnen nahmen 12.788 an der neuen Analyse teil. Jetzt liegen die Ergebnisse vor. Danach waren nach einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 11 Jahren immer noch mehr Frauen nach Hormonersatztherapie (385, 0,42% pro Jahr) an Brustkrebs erkrankt als nach Placebo (293, 0,34% pro Jahr). Histologisch gesehen ähnelten sich die Brustkrebsformen in den Vergleichsgruppen. Allerdings wurde bei Frauen nach Hormonersatztherapie häufiger ein Lymphknotenbefall diagnostiziert (81 Frauen nach Hormonersatztherapie vs. 43 Frauen nach Placebo). Zudem verstarben Frauen nach einer Hormonersatztherapie öfter an den Folgen der Brustkrebserkrankung (25 Todesfälle, 0,03% pro Jahr versus 12 Todesfälle, 0,01% pro Jahr). Die Gesamtsterblichkeit nach Brustkrebsdiagnose lag nach Hormonersatztherapie bei 51 Todesfällen (0,05% pro Jahr), nach Placebo bei 31 Todesfällen (0,03% pro Jahr). Das entspricht einer Rate von jährlich 5,3 Todesfällen pro 10.000 Frauen nach Hormonersatztherapie im Vergleich zu 3,4 Todesfällen pro 10.000 Frauen bei Verzicht auf die Hormonsubstitution.

Die Ergebnisse der WHI-Studie hatten vor allem in den USA zu einem drastischen Rückgang der Hormonersatztherapie geführt, gepaart mit einer Abnahme der Brustkrebsinzidenz. Die Autoren gehen davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzen wird.

Quelle:

Chlebowski RT, et al: Estrogen Plus Progestin and Breast Cancer Incidence and Mortality in Postmenopausal Women. JAMA 2010; 304(15): 1684-1692


Dr. Doris Uhl