Rats-Apotheke in Haldensleben schließt nach 334 Jahren

Am Silvestertag 2010 wird die Rats-Apotheke 334 Jahre und 62 Tage bestehen. Damit ist die Zeit für die älteste Einrichtung dieser Art in der Kreisstadt abgelaufen. Genau 334 Jahre und 62 Tage lang wurde sie dann betrieben, wie dem am 30. Oktober 1676 verliehenen Privileg zu entnehmen ist. Eine Kopie dieser Urkunde hängt noch im Dienstzimmer von Dr. Rainer Dunkel

Mit dem AMNOG hat der Schritt von Apotheker Dunkel nichts zu tun. „Ich bin ja mittlerweile im Rentenalter", sagte der 66-jährige Dunkel gegenüber DAZ.online. Aus gesundheitlichen Gründen muss er seine Apotheke schließen.

Gerne hätte er die Rats-Apotheke an einen Nachfolger übergeben. Doch trotz mehrerer Interessenten fand sich kein Käufer. „Die Miete war allen zu hoch“, schildert Dunkel. Exakte Zahlen will der Apotheker nicht nennen, nur so viel: Die Mietforderung des Hauseigentümers liegt um das Doppelte über dem in Haldensleben üblichen Mietzins. Denn Apotheker Dunkel ist lediglich Mieter in dem Haus am Markt 5. Ihm gehört zwar die Apotheke samt Inneneinrichtung, doch die Räume selbst sind nicht in seinem Besitz.

Dunkel hatte die Rats-Apotheke 1982 zu DDR-Zeiten als staatlicher Leiter übernommen. Bis zur Wendezeit gehörte die Apotheke zum Staatlichen Pharmazeutischen Zentrum Wanzleben. Während der Wende wurde die Apotheke der damaligen Treuhandgesellschaft unterstellt. Mit dem Vorkaufsrecht konnte er 1992 zwar die Apotheke kaufen, das Haus selbst wollte die Erbengemeinschaft aber zunächst nicht veräußern. "Es wurde schließlich an einen Hamburger Apotheker verkauft, und ich bin als Mieter im Haus geblieben", so Dunkel weiter.

Weil der Verkauf gescheitert ist, verliert Apotheker Dunkel nun einen Teil seiner Altersvorsorge. „Die kann ich nun abschreiben", so Dunkel, der fürchtet, dass es künftig wegen der verschlechterten Rahmenbedingungen immer mehr Apothekeninhabern so ergeht wie ihm.