Pharmazeutische Industrie

Boehringer Ingelheim und Eli Lilly schließen Antidiabetika-Allianz

Indianapolis - 13.01.2011, 09:26 Uhr


Die Pharmafirmen Boehringer Ingelheim und Eli Lilly haben ihre Zusammenarbeit erheblich ausgeweitet. Nachdem sie bereits 2003 eine Kooperation zur Vermarktung von Duloxetin

Boehringer Ingelheim hat bereits Anträge für die Marktzulassung von Linagliptin gestellt, sowohl bei der FDA in den USA als auch bei der EMEA in der EU; mit positiven Bescheiden ist noch in der ersten Hälfte dieses Jahres zu rechnen. Von den drei bereits im Markt befindlichen Gliptinen unterscheidet sich Linagliptin insofern, als es zu 95% hepatisch eliminiert wird, weshalb es auch von Typ-2-Diabetikern mit Nierenfunktionsstörungen in der Normdosis angewandt werden kann.

Der Wirkstoff BI10773 von Boehringer Ingelheim ist ebenfalls als orales Antidiabetikum konzipiert. Er hemmt den natriumabhängigen Glucosetransporter 2 (SGLT-2) und damit die Rückresorption von Glucose aus dem Primärharn in der Niere, was zur Senkung des Blutzuckerspiegels führt. Im günstigsten Fall könnte BI10773 im Jahr 2013 zugelassen werden und wäre dann der erste Vertreter einer neuen Wirkstoffgruppe, der SGLT-2-Hemmer. Seit letztem Sommer befindet es sich in der Phase III der klinischen Prüfung.

Die in Indianapolis ansässige Firma Eli Lilly ist mit zwei Insulinanaloga, die in diesem Jahr in die Phase III der klinischen Prüfung eintreten sollen, an der Kooperation beteiligt: LY2605541 dient als basales Insulinanalogon der Grundversorgung, während LY2963016 ein Insulinanalogon mit verzögertem Wirkeintritt ist, ähnlich Insulinglargin.

Beide Firmen ergänzen sich bei dieser Kooperation, weil Boehringer Ingelheim mit der Entwicklung seiner beiden Antidiabetika recht weit fortgeschritten ist, aber noch keine Erfahrung mit der Vermarktung dieser Arzneimittelklasse hat. Bei Eli Lilly ist es genau umgekehrt. Der Kooperationsvertrag enthält auch eine Erfolgsklausel: Beide Firmen belohnen sich gegenseitig mit dreistelligen Millionenbeträgen, wenn der Partner bei der Entwicklung seiner Präparate schnell vorankommt.

Wie auch immer die Phase-III-Studien und die Zulassungsanträge ausgehen, eins ist sicher: Das Geschäft mit der Volkskrankheit Diabetes wird kräftig wachsen. Die Internationale Diabetes-Föderation (IDF) schätzt, dass derzeit 285 Millionen Patienten mit Diabetes leben und dass ihre Zahl in den nächsten 20 Jahren um über 150 Millionen zunehmen wird – bei einem eher moderaten Wachstum der Weltbevölkerung. Die beiden Pharmafirmen wiederum erwarten von den vier neuen Präparaten zusammen in zehn Jahren einen Jahresumsatz von zehn Milliarden Euro. Zum Vergleich: Boehringer Ingelheim erzielte im Jahr 2009 einen Umsatz von knapp 13 Milliarden Euro.


Dr. Wolfgang Caesar