Schlaganfall

Fluoxetin beschleunigt Regeneration

Toulouse - 03.02.2011, 06:52 Uhr


Französische Forscher aus Toulouse konnten jetzt nachweisen, dass die Verabreichung von Fluoxetin kurz nach einem Schlaganfall die Wiederherstellung der Beweglichkeit verbessern kann.

An der zwischen März 2005 und Juni 2009 durchgeführten klinischen FLAME-Studie (Fluoxetine for motor recovery after acute ischaemic stroke) nahmen insgesamt 118 halbseitig gelähmte Patienten auf neun Schlaganfall-Stationen (Stroke Unit) in Frankreich teil. Die Patienten erhielten nach dem Schlaganfall über drei Monate täglich entweder 20 mg Fluoxetin (59 Patienten) oder ein Placebo (59 Patienten) sowie außerdem Rehabilitationsmaßnahmen. Bewegungstests wurden vor Beginn der Studie und nach drei Monaten durchgeführt. Dabei mussten die Patienten einfache Übungen mit den oberen und unteren Gliedmaßen (z. B. Beugen, Strecken der Finger, des Handgelenks, des Fußes), aber auch komplexere Übungen (z. B. die Hand auf den Rücken legen, ein Objekt greifen) absolvieren. Alle Übungen wurden nach einem Bewertungsmaßstab beurteilt, der wissenschaftlich anerkannt ist.

Nach dem Anfall erlangten alle Patienten ihre Beweglichkeit mehr oder weniger zurück, jedoch war bei den Fluoxetin-Patienten die Wiederherstellung deutlicher als bei den Patienten der Placebogruppe. Diese Verbesserung war sowohl bei den Armen als auch bei den Beinen sichtbar. Die Lähmung nahm bei den mit Fluoxetin behandelten Patienten deutlicher ab als bei den Patienten, die nur Placebo erhalten hatten. Die Verumpatienten gewannen ihre Unabhängigkeit im Alltag schneller zurück (z. B. Gehen, Waschen, alltägliche Bewegungen).

Die Behandlung wurde gut vertragen, und es traten nur schwache Nebenwirkungen auf. Die Fluoxetin-Patienten klagten häufiger über Verdauungsstörungen, litten aber seltener unter Depressionen.

Möglicherweise kann Fluoxetin die Regenerationsfähigkeit der Neuronen fördern und so einen neuen therapeutischen Ansatz bieten. Weitere Studien sollen folgen, um beispielsweise die Langzeitwirkung, die Dauer einer optimalen Verabreichung und weitere Auswirkungen auf die Nervenfunktionen zu untersuchen.

Literatur: Chollet, F., et al.: Lancet Neurology 2011;10(2): 123-30, Online doi:10.1016/S1474-4422(10)70314-8


Dr. Bettina Hellwig