Ärztekammerpräsident Montgomery

„Wir brauchen sofort einen Inflationsausgleich!“

Hannover - 28.05.2013, 14:43 Uhr


Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, beklagte in seiner Eröffnungsrede zum Deutschen Ärztetag auch den Punktwert der GOÄ und die steigende Inflationsrate. Er mahnte eine sofortige Anpassung der GOÄ an den Inflationsausgleich an: „Mit der Inflationsrate ist es wie mit dem Wetter: Die ist für alle gleich. Deswegen brauchen wir jetzt und sofort einen Inflationsausgleich in der GOÄ!“

Darüber hinaus mahnte der Ärztepräsident die seit Jahrzehnten überfällige Überarbeitung der amtlichen Gebührenordnung (GOÄ) an. Man habe daher selbst eine neue GOÄ auf betriebswirtschaftlicher Basis entwickelt und kalkuliert. Zudem verhandeln die Ärzte mit der Privaten Krankenversicherung, um zu versuchen, ein gemeinsames GOÄ-Modell vorzulegen. Man sei, so Montgomery, auf einem guten Weg hin zu eine zwischen PKV und BÄK abgestimmte GOÄ.

Mit deutlichen Worten wandte sich Montgomery, gegen eine Desavouierung der Ärzteschaft durch Krankenkassen. Diese wollten so die Steuerungshoheit bekommen, den Kassenstaat im Gesundheitswesen – ohne Therapiefreiheit, ohne freie Arztwahl und ohne die ärztliche Freiberuflichkeit. Aber: „Weder die Patienten noch wir Ärzte wollen einen Krankenkassenstaat!“, so der Ärztepräsident. 

Montgomery befasste sich auch mit den Vorwürfen der Bestechung und Bestechlichkeit der Ärzte. Ein „Dreiklang von Polemik, Populismus und Skandalisierung“ sei die Begleitmusik von Ideologen und ihren politischen Helfern gewesen, die dem Arzt sowieso korruptes Wesen unterstellten. Dies habe dazu geführt, dass hierzulande bald Zweidrittel von überzeugt seien, in der Ärzteschaft mafiaähnliche Strukturen zu sehen. Montgomery: „Zugleich aber sind 82% der festen Überzeugung und Gewissheit, „ihr persönlich sie betreuender Arzt gehört nicht dazu, der ist ganz anders.“ Gerüchte, Verleumdungen und Unterstellungen dürften nicht den ärztlichen Alltag zerstören.

Eine Umfrage unter Managern der Pharmaindustrie habe gezeigt, dass sich 63% von ihnen schärfere strafrechtliche Sanktionen gegenüber Ärzten wünschten, damit sie diese nicht mehr bestechen müssten. „Angesichts solcher Scheinheiligkeit“, so Montgomery, „hält sich mein Mitleid in Grenzen!“

Schwere Vertrauensverluste habe es in der Organspende gegeben. Zusammen mit dem Ministerium habe man eine regelmäßige Prüfung aller Transplantationsprogramme besprochen. Die Prüfung der besonders manipulationsanfälligen Leberprogramme sei fast fertig. Montgomery zeigte sich überzeugt, dass die Transplantationsmedizin in Deutschland noch nie so sicher war wie heute.


Peter Ditzel