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Impfstoff-Lieferengpässe
GSK: Keine absichtlichen Monopolisten
GlaxoSmithKline (GSK) hat derzeit Probleme bei der Herstellung seiner Windpocken-Impfstoffe und hat die Freigabe weiterer Chargen vorläufig gestoppt. Zudem wird der Vierfach-Impfstoff Boostrix® Polio knapp – bedingt durch eine erhöhte Nachfrage kombiniert mit beschränkten Herstellungskapazitäten. GSK bedauert diese Situation. Die Nichtverfügbarkeit sei nicht nur ein Problem für Ärzte und Impflinge, sondern schade auch dem Impfgedanken generell.
Lieferausfälle gefallen auch den Unternehmen nicht – schließlich sorgen sie für wirtschaftliche Verluste. Noch ärger wäre es allerdings, wenn die Patientensicherheit gefährdet würde. Zumal Impfstoffe eine besondere Art von Arzneimitteln sind, an die sehr hohe Anforderungen gestellt werden: Sie werden gesunden und oft besonders vulnerablen Personen verimpft, insbesondere Säuglingen und Kindern. Zwar versichert Dr. med. Jens Vollmar, Leiter Medizinischer Fachbereich Impfstoffe, Reise- und Tropenmedizin bei GSK, dass bei den jetzt zurückgehaltenen Chargen der Varizellen-Impfstoffe keine Probleme hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Verträglichkeit bestehen. Bei den vielen Tests, die ein Impfstoff vor der Freigabe zu durchlaufen habe, hätten jedoch einige Chargen interne GSK-Qualitätskriterien nicht erfüllt. Was genau dahintersteckt, ist noch nicht geklärt. Betroffen ist kein deutsches Werk – in Dresden werden nur Grippeimpfstoffe hergestellt –, sondern eine Produktionsstätte von GSK in Belgien. „Wir arbeiten mit Hochdruck an der Untersuchung der Ursache“, betont Vollmar. Sobald diese abgeschlossen sei, werde man sich mit dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und dem Robert Koch-Institut (RKI) abstimmen, wie es weitergeht. Sicher ist aber: Im laufenden ersten Quartal können nur noch die Impfdosen verabreicht werden, die schon im Markt verfügbar sind – neue werden nicht freigegeben. Im Verlauf des zweiten Quartals, davon geht GSK aus, werden dann wieder neue Chargen der Vakzine lieferbar sein.
Bei den Varizellen-Impfstoffen – die MMRV-Vierfach-Kombination Priorix Tetra sowie der Einzelimpfstoff Varilrix – könnte die Situation in den kommenden Wochen schwierig werden. Schließlich handelt es sich um empfohlene Schutzimpfungen für Säuglinge und Kleinkinder. PEI, RKI und STIKO haben bereits Empfehlungen erarbeitet, wie während der zu erwartenden Impfstoffknappheit die Standardimpfungen gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen am sinnvollsten erfolgen können. Die Viererkombination bietet GSK alleine an, für Varilrix gibt es noch einen Mitbewerber, der voraussichtlich nicht den gesamten Bedarf auffangen kann.
Bei Boostrix® Polio, der Vierfach-Kombination gegen Diphtherie, Pertussis, Poliomyelitis und Tetanus, erwartet GSK hingegen keine ernsthaften Versorgungsengpässe. Hier handelt es sich um einen Auffrisch-Impfstoff für Erwachsene. Diese Impfung lasse sich problemlos verschieben, so Vollmar. Zudem gibt es noch Alternativanbieter. Grund für den Engpass ist hier laut GSK vor allem die gestiegene Nachfrage, der die Kapazitäten der Hersteller mittlerweile hinterherhinken. Da die Impfstoffherstellung sehr aufwendig und nicht mit der Produktion chemischer Arzneimittel vergleichbar ist, kann ein solcher Mehrbedarf nicht einfach durch den Bau einer zusätzlichen Fabrik aufgefangen werden. Wie lange der Engpass hier andauern wird, ist noch nicht klar – vermutlich wird er schneller überwunden sein als bei den Varizellen-Impfstoffen.
Diese besonderen Anforderungen an die Impfstoffproduktion sind es auch, die dazu geführt haben, dass die Zahl der Impfstoffanbieter überschaubar ist. Nur wenige Firmen haben überhaupt die Möglichkeit, in derartige Anlagen zu investieren und sich auf den langwierigen Herstellungsprozess einzulassen. Soweit Vorwürfe laut werden, im Impfstoffmarkt komme es zu einer Monopolisierung, so sei dies jedenfalls kein von den Unternehmen zu verantwortendes Problem, betont Vollmar. Mehr Mitbewerber seien kein Problem für GSK – doch sie sind nun einmal rar. „Wir sind nicht absichtlich Monopolist“, betont der GSK-Mann.
Tagesaktuelle Informationen zur Liefersituation finden Angehörige der Fachkreise mit DocCheck-Zugang übrigens auf der Webseite von GSK.
Berlin - 31.01.2014, 09:41 Uhr