Landtagswahl in Brandenburg

Pharmaziestudiengang in Potsdam?

Berlin - 27.08.2014, 14:33 Uhr


Nachdem die Wahlprogramme der Parteien in Brandenburg Apothekenthemen aussparen, ist die Apothekerkammer Brandenburg selbst aktiv geworden. Präsident Jens Dobbert hat die Spitzenkandidaten von SPD, CDU, Linke, Grüne, FDP und AfD angeschrieben, ihnen die Rolle der Apotheken dargelegt und aufgezeigt, wie wichtig der Nachwuchs ist. Abgeschlossen hat Dobbert die Briefe mit der Frage, ob sich die Politiker im Fall ihrer Wahl für eine Implementierung des Studiengangs Pharmazie an der Universität Potsdam verwenden würden.

Die Wahlprogramme der Parteien – ihre Aussagen zur Gesundheit oder auch die Abwesenheit spezieller Passagen – sind stets Ausgangspunkt von Dobberts individuellen Briefen. Über den vielfach beklagten Fachkräftemangel kommt der Kammerpräsident am Ende auf seine zugespitzte Frage zur Ausbildung künftiger Pharmazeuten im eigenen Land. 25 Jahre sei in Brandenburg nichts geschehen, um die absehbare Lücke zu schließen. „Dabei könnten einfach bereits existierende Studiengänge mit außeruniversitären Instituten kooperieren“, führt er aus. Es bedürfe nicht einmal zusätzlicher Gelder, „wenn man nicht benötigte und im Arbeitsmarkt nicht gefragte Ausbildungen zugunsten der Pharmazie reduzieren würde“.

Am 6. August brachte die Kammer ihre Briefe auf den Weg. Bis jetzt liegen die Antworten der SPD, der CDU, der FDP und der Grünen vor. Für die Union schreibt Michael Schierack, der Dobbert für seine „wichtige Anregung“ dankt. Er verweist darauf, sich schon in der Vergangenheit für die Apotheken vor Ort eingesetzt zu haben. „Für mich gehört die Apotheke zu den Einrichtungen, die die Menschen zu Recht in einem lebenswerten Umfeld erwarten.“ Und er teilt die Auffassung, dass sich ein Fachkräftemangel in Brandenburg abzeichnet. „Die Ausbildung im eigenen Bundesland birgt eine größere Chance, dass Absolventen nach dem Studium in Brandenburg bleiben.“ Diese Diskussion werde schon bei Ärzten geführt – in die weiteren Überlegungen sollten Pharmazeuten „unbedingt einbezogen werden“.

Die FDP kommt in ihrem knappen Antwortschreiben noch etwas deutlicher zu einer ebensolchen Aussage: „Ja, wir wollen uns für die Implementierung eines Studiengangs Pharmazie in Brandenburg einsetzen!“, schreibt Spitzenkandidat Andreas Büttner. Genauso setze man sich angesichts des „massiven Ärztemangels“ auch für die Einrichtung eines Medizinstudienganges im Land ein.

Anders sehen die Antworten von SPD und Grünen aus. Für die SPD schreibt Klaus Ness, Vorsitzender der Programmkommission der Brandenburger SPD. Er verweist darauf, dass alle anderen ostdeutschen Bundesländer sowie Berlin über einen Studiengang Pharmazie verfügen. Allein an der Freien Universität Berlin seien derzeit 800 Studierende immatrikuliert – von diesem Angebot profitiere Brandenburg im hohen Maße. Ein Studienangebot in Potsdam würde laut Ness zu einer starken Konkurrenzsituation führen. Überdies: Studienangebote seien kein Garant für die Sicherung des Nachwuchses. Auch Kooperationen mit Instituten sind aus Sicht des SPD-Politikers nicht so einfach, wie Dobbert meint. Ohne „beachtliche Anstrengungen“ sei ein Studiengang nicht zu realisieren. Die SPD sieht es daher als vielversprechenderen Weg, ihre Zusammenarbeit mit Berlin zu intensivieren, um einem Fachkräftemangel vorzubeugen.

Die Antwort der Grünen im Auftrag der Spitzenkandidatin Ursula Nonnemacher kommt zum gleichen Schluss. Grundsätzlich zeigt sich die Partei für das Thema Apotheken-Nachwuchs sensibilisiert. Ein Studiengang Pharmazie in Potsdam hat für sie dennoch keine Priorität. Berlin-Brandenburg sei als gemeinsame Hochschullandschaft zu verstehen – schon bei ihrer Konzeption habe man Doppelangebote vermeiden wollen. Wichtig ist den Grünen hingegen, die Rahmenbedingungen für Forschung und Lehre in Brandenburg insgesamt zu verbessern. Das Land sei im bundesweiten Vergleich Schlusslicht in der Finanzierung seiner Hochschulen.

Die vollständigen Antworten der Brandenburger Politiker finden Sie auch auf der Webseite der Landesapothekerkammer Brandenburg.


Kirsten Sucker-Sket