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Operation Vigorali
Erfolgreicher Schlag gegen Arzneimittelkriminalität
In Österreich ist der Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln verboten – illegale Versender machen aber auch in der Alpenrepublik ihr Geschäft. Nun ist in einer internationalen Polizeiaktion ein Schlag gegen eine weltweit agierende Tätergruppe gelungen, die insbesondere Potenzmittel über das Internet verkauft hat. Das Österreichische Bundeskriminalamt meldet mehrere Festnahmen und Hausdurchsuchungen. Über 20.000 Geschädigte soll es in ganz Europa geben.
Ins Rollen kamen die Ermittlungen im Jahr 2012, weil ein Paket wegen zu geringer Frankierung an den vermeintlichen Absender, eine Apotheke in Spanien, zurückgeschickt wurde. Doch diese Apotheke bestritt, die Medikamente versandt zu haben. Unter dem Decknamen „Operation Vigorali“ wurden daraufhin vom Büro „Organisierte Kriminalität“ des österreichischen Bundeskriminalamtes internationale Ermittlungen gegen die nun ausgehobene Organisation geführt. Die Tätergruppe soll gefälschte Arzneimittel weltweit auf unzähligen Internetplattformen verkauft haben, in Österreich etwa über die Webseite www.apotheke-austria.com. Die in Österreich aktiven Mittäter übernahmen die gefälschten Arzneimittel von einer Spedition und waren für die Verpackung und den weltweiten Versand via Slowakei, Deutschland und Österreich verantwortlich.
Im Februar 2014 wurde sodann eine Sonderkommission im Bundeskriminalamt eingerichtet und im März eine gemeinsame Ermittlungsgruppe (JIT) mit Großbritannien, Frankreich, Spanien unter Beteiligung von Europol und Eurojust gegründet. Gestern schlug sie zu. Bei den Zugriffen in Österreich und Ungarn gab es acht Festnahmen und 20 Durchsuchungs- und Sicherstellungsanordnungen, so das Bundeskriminalamt. Weiterhin wurden 15 Bankkonten in untersschiedlichen Ländern und mit ihnen etwa eine Million Euro sichergestellt. Ebenso wurden bei den Durchsuchungen 130.000 Euro Bargeld und rund eine Million gefälschter Tabletten vorgefunden. Der Verkaufswert dieser Fälschungen beträgt der Behörde zufolge etwa zehn Millionen Euro. Zeitgleich wurden in Großbritannien sieben Festnahmen und Durchsuchungen durchgeführt und 49 Bankkonten gesperrt. Als Anführer der Organisation gilt Raphael T. aus Israel, der Medienberichten zufolge am frühen Morgen nach einer Familienfeier in Wien festgenommen wurde.
Die österreichische Innenministerin Johanna Mikl-Leitner lobte die internationale Polizeiarbeit: „Dieser wohl europaweit größte Schlag gegen den Handel mit gefälschten Arzneimitteln zeigt, wie breit die organisierte Kriminalität aufgestellt ist. Der Fall zeigt auch, wie eng die internationalen Ermittlungsbehörden vernetzt sind. Gegen internationale kriminelle Strukturen kann man nur durch internationale kriminalpolizeiliche Zusammenarbeit Erfolge erzielen.“
Auch die österreichische Apothekerkammer gratulierte den beteiligten Behörden zu ihrem Erfolg. Der Fall mache aber deutlich, „dass immer öfter der exzellente Ruf real existierender Apotheken für Lieferungen von Arzneimittelfälschungen benutzt wird“. Die hier über illegale Vertriebswege verschickten Päckchen seien teilweise auch mit österreichischen Apothekenadressen versehen gewesen. So seien unschuldige Apotheken zu Unrecht belastet worden. Arzneimittelfälschungen wurden aus Sicht der Kammer bislang maßlos unterschätzt. „Die aktuellen Fälle zeigen die Notwendigkeit einer Verschärfung der rechtlichen Rahmenbedingungen auf europäischer Ebene. Insbesondere die Bestimmungen im Versandhandel und auch im Parallelhandel sind dringend zu überdenken“, forderte Dr. Hans Steindl, Kammeramtsdirektor der Österreichischen Apothekerkammer.
Berlin - 02.09.2014, 10:53 Uhr